Seminar: 4.03.218 Ästhetische Theorie des Erzählens: G. Lukács, E. Auerbach und Th. W. Adorno - Details

Seminar: 4.03.218 Ästhetische Theorie des Erzählens: G. Lukács, E. Auerbach und Th. W. Adorno - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: 4.03.218 Ästhetische Theorie des Erzählens: G. Lukács, E. Auerbach und Th. W. Adorno
Untertitel
Veranstaltungsnummer 4.03.218
Semester SoSe2020
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 39
erwartete Teilnehmendenanzahl 80
Heimat-Einrichtung Institut für Philosophie
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Montag, 20.04.2020 16:00 - 18:00
Art/Form
Lehrsprache deutsch

Räume und Zeiten

(Online)
Montag: 16:00 - 18:00, wöchentlich (10x)
Keine Raumangabe
Montag: 16:00 - 18:00, wöchentlich(2x)

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Ein altes Thema, aus dem sich drei neuere Erzähltheorien entwickelten, bildete den Ausgangspunkt für das Aufklärungsgespräch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts: Homers mediterrane Epenwelt, die von Georg Lukács, Erich Auerbach und Theodor Wiesengrund Adorno hinsichtlich ästhetisch-transzendentaler Eigenheiten auch geschichtsphilosophisch, stilistisch und soziologisch gedeutet worden waren. Worin bestehen ideengeschichtlich-systematische Überlappungen und Trennungslinien zwischen den drei Ansätzen angesichts der bürgerlichen Kulturkrise zwischen Kaiserzeit, Weimarer Republik und dem Zivilisationsbruch des Nationalsozialismus? Warum steht Homers Dichtung am Anfang philosophischer Reflexion? Worin bestehen die Vor- und Nachteile der Literatur und Philosophie bei der Kennzeichnung fiktionaler oder tatsächlicher Wirklichkeit? Wie sind Mythos und Ratio als Doppelgesicht der Natur im Sprechen und Erzählen miteinander verknüpft, um Rückschlüsse auf die Deutung aktueller Geschehnisse und Möglichkeiten des Noch-Nicht-Seienden anzuzeigen? Welche Sinngebung wird den Irrfahrten im griechischen Archipel bei der Bestimmung des modernen Subjekts im Vergleich mit dem Alten Testament (Isaak-Opfer) beigemessen? Im zweiten Teil des Seminars sollen anhand ausgewählter Aufsätze die Charakteristik des Essays als philosophische Form offener Argumentation besprochen, die kontroversen Diskussionen über die romantisch-esoterische Lyrik Stefan Georges und den modernen Realismus des Romans aufgenommen, erzählerische Aspekte des Films als Medium raum-zeitlicher Darstellung verdeutlicht, existentialistische Medaillons über Kierkegaard sowie der Methodenbegriff verstehender Philologie im Zeitalter standardisierter Markt- und Bildungsverhältnisse erörtert und einer kritischen Betrachtung unterworfen werden.

Voraussetzungen:
Lust am Lesen als Interesse an kniffligen, aber hellen philosophischen Texten, regelmäßige Teilnahme und Mut zum Input eigener Diskussionsbeiträge. Zur ersten Sitzung sollten die Abschnitte eins bis drei von Lukács‘ „Theorie des Romans“ und das erste Kapitel von Auerbachs „Mimesis“ (s. Bibliographie und Zeitplan) gelesen sein. Ein Handapparat aller Texte steht in der UB zur Verfügung.

Primärliteratur:
Auerbach, Erich: Mimesis. Dargestellte Wirklichkeit in der abendländischen Literatur [1946]. Tübingen: Narr Francke Attempto Verlag, 11. Auflage 2015. – Romantik und Realismus [1933]. In: Ders.: Gesammelte Aufsätze zur romanischen Philologie. Herausgegeben von Matthias Bormuth und Martin Vialon. Tübingen. Narr Francke Attempto, 2., ergänzte Auflage 2018, S. 383-392. – Philologie der Weltliteratur [1952]. In: Ebd., S. 291-299.
Adorno, Theodor: Der Essay als Form [1954-1958]. In: Ders.: Gesammelte Schriften. Herausgegeben von Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno, Susan Buck-Morss und Klaus Schultz. Band 11. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998, S. 9-33. – Über epische Naivetät [1943]. In: Ebd., S. 34-40. – Rede über Lyrik und Gesellschaft [1957]. In: Ebd., S. 49-68. – George [1967]. In: Ebd., S. 523-535.
Horkheimer, Max/Adorno, Theodor W.: Dialektik der Aufklärung. Philosophische Fragmente [1944/47]. In: Theodor W. Adorno: Gesammelte Schriften. Herausgegeben von Rolf Tiedemann unter Mitwirkung von Gretel Adorno, Susan Buck-Morss und Klaus Schultz. Band 3. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1998.
Lukács, Georg: Über Wesen und Form des Essays [1910]. In: Ders.: Werke Band 1 (1902-1918). Teilband 1 (1902-1913). Herausgegeben von Zsuzsa Bognár, Werner Jung und Antonia Opitz. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2017, S. 193-212. – Das Zerschellen der Form am Leben: Sören Kierkegaard und Regine Olsen [1909]. In: Ebd., S. 221-234. – Die neue Einsamkeit und ihre Lyrik: Stefan George [1908]. In: Ebd., S. 272-284. – Die Theorie des Romans. Ein geschichtsphilosophischer Versuch über die Formen der großen Epik [1916]. In: Ders.: Werke Band 1 (1902-1918) Teilband 2 (1914-1918). Herausgegeben von Werner Jung und Antonia Opitz. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2018. S. 527-617.

Forschungsliteratur:
Barck, Karlheinz/Treml, Martin (Hg.): Erich Auerbach: Geschichte und Aktualität eines europäischen Philologen. Berlin: Kadmos Verlag 2007.
Dannemann, Rüdiger: Aufruf und Erkundung. Zu einem verspäteten, aber notwendigen Dialog zwischen Georg Lukács und Theodor W. Adorno. In: Benseler, Frank/Jung, Werner (Hg.): Lukács 2004. Jahrbuch der Internationalen Georg-Lukács-Gesellschaft, 8. Jg. Bielefeld: Aisthesis-Verlag 2004, S. 71-74. – Des Dramas II. Akt. Kein Adorno ohne Lukács – kein Lukács ohne Adorno? Eine vorläufige Bilanz. In: Benseler, Frank/Jung, Werner (Hg.): Lukács 2005. Jahrbuch der Internationalen Georg-Lukács-Gesellschaft. 9. Jg. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2005, S. 57-67.
Dannemann, Rüdiger/Meyzaud, Maud/Weber, Philipp (Hg.): Hundert Jahre „transzendentale Obdachlosigkeit“. Georg Lukács‘ Theorie des Romans neu gelesen. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2018.
Klein, Richard/Kreuzer, Johann/Müller-Doohm, Stefan (Hg.): Adorno-Handbuch. Leben – Werk – Wirkung [2011]. Stuttgart: J. B. Metzler Verlag, 2., erweiterte und aktualisierte Auflage 2019.
Tertulian, Nikolas: Lukács – Adorno: Polemiken und Missverständnisse. In: Benseler, Frank/Jung, Werner (Hg.): Lukács 2005. Jahrbuch der Internationalen Georg-Lukács-Gesellschaft, 9. Jg. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2005, S. 69-92.
Vedda, Miguel: Tragisches Erlebnis oder Epische Fülle? Ein Kapitel der Lukács-Adorno-Debatte. In: Benseler, Frank/Jung, Werner (Hg.): Lukács 2004. Jahrbuch der Internationalen Georg-Lukács-Gesellschaft, 8. Jg. Bielefeld: Aisthesis Verlag 2004, S. 117-136.
Vialon, Martin: „Die Katastrophen des Jahrhunderts haben es bewirkt, dass ich nirgends hingehöre…“. Erich Auerbach als Literatursoziologe und Autor von Mimesis. In: Offener Horizont. Jahrbuch der Karl Jaspers-Gesellschaft (Band 4). Herausgegeben von Matthias Bormuth. Göttingen: Wallstein Verlag 2017, S. 118-130 [dazugehörige Editionen: Fredrik Böök: Erich Auerbach und sein meisterliches Werk Mimesis (1947); Erich Auerbach: Ein Brief an Fredrik Böök (11.10.1947); Erich Auerbach: Das französische Publikum im 17. Jahrhundert (1936). Aus dem Türkischen von Sabine Adatepe, S. 131-148].

Zeitplan:
20. 04. 2020 Einführung, Lukács: Theorie des Romans: Kapitel I., 1-3 (Die Formen der großen Epik in ihrer Beziehung zur Geschlossenheit oder Problematik der Gesamtkultur).
27. 04. 2020 Lukács: Theorie des Romans: Kapitel I., 4-5; II., 3 (Versuch einer Typologie der Romanform).
04. 05. 2020 Auerbach: Mimesis: Kapitel I. (Die Narbe des Odysseus)
11. 05. 2020 Auerbach: Mimesis: Kapitel I. (Die Narbe des Odysseus)
18. 05. 2020 Adorno: Über epische Naivetät; Dialektik der Aufklärung – Kapitel: Exkurs I.: Odysseus oder Mythos und Aufklärung
25. 05. 2020 Adorno: Dialektik der Aufklärung – Kapitel: Exkurs I.: Odysseus oder Mythos und Aufklärung
01. 06. 2020: Pfingsten
08. 06. 2020 Lukács: Über Wesen und Form des Essays
15. 06. 2020 Adorno: Der Essay als Form
22. 06. 2020 Lukács: Sören Kierkegaard und Regine Olsen; Stefan George
29. 06. 2020 Adorno: Rede über Lyrik und Gesellschaft; George
06. 07. 2020 Auerbach: Romantik und Realismus; Mimesis: Kapitel 20
13. 07. 2020 Auerbach: Philologie der Weltliteratur, Schlussgespräch

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