In der höfischen Kultur des Mittelalters spielte das Singen von Texten vor Publikum offenbar eine große Rolle; in den Texten dieser Lieder – Melodien sind so gut wie nie erhalten geblieben – wurden Liebeskonzepte verhandelt, aber auch Fragen der Politik oder der Ethik. Diese gesungene Lyrik hatte vermutlich eine ähnliche Bedeutung für die Menschen wie heute das Anhören von Liedern mit dem Smartphone oder der Besuch von Festivals und Konzerten. Was passiert dabei? Was ist das Besondere an diesem Zusammenspiel von Musik und Sprache – und vor allem: Was davon kann man an den mittelalterlichen Texten noch sehen? In der Vorlesung soll aber auch ein Überblick über verschiedene Spielarten und Gattungen der mittelhochdeutschen Lyrik (Minnesang, Sangspruchdichtung) sowie über ihre Autoren gegeben werden. Besonders interessant ist auch die Überlieferung: In mehreren großen Sammelhandschriften wurden in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts tausende von Liedstrophen aufgezeichnet – offenbar auch, um diese Texte vor dem Vergessen zu bewahren. Mittelalterliche Lyrik lädt also sowohl dazu ein, ihre ursprüngliche mündlich-musikalische Vortragsform zu thematisieren, als auch ihre schriftgebundene Überlieferung.
Zur Anschaffung empfohlen: Deutsche Lyrik des frühen und hohen Mittelalters. Texte und Kommentare. Hrsg. von Ingrid Kasten, Deutscher Klassiker Verlag im Taschenbuch, 2005.
Prüfungsform: Mündliche Prüfung oder Hausarbeit
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