Seminar: 4.03.217 Zwischen Sein und Nichts: Meister Eckharts philosophische Theologie - Details

Seminar: 4.03.217 Zwischen Sein und Nichts: Meister Eckharts philosophische Theologie - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: 4.03.217 Zwischen Sein und Nichts: Meister Eckharts philosophische Theologie
Untertitel
Veranstaltungsnummer 4.03.217
Semester Wise19/20
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 22
erwartete Teilnehmendenanzahl 40
Heimat-Einrichtung Institut für Philosophie
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Montag, 11.11.2019 18:00 - 20:00, Ort: A05 1-159
Art/Form Blockseminar
Lehrsprache deutsch

Räume und Zeiten

A05 1-159
Montag, 11.11.2019 18:00 - 20:00
(Karl Jaspers Haus_Unter den Eichen 22)
Donnerstag, 05.03.2020 - Freitag, 06.03.2020 09:00 - 17:00
Samstag, 07.03.2020 09:00 - 13:00

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Seit ihren Anfängen in der Spätantike hat sich die christliche Theologie nicht nur unter Rückgriff auf das biblische Schriftzeugnis entwickelt, sondern sich in ebenso intensiver Form mit der zeitgenössischen, griechisch-römischen Philosophie auseinandergesetzt. Dieser Dialog zwischen Offenbarungstheologie und Philosophie ist von der Überzeugung getragen, dass der Mensch grundsätzlich in der Lage ist, schon mit den Mitteln der natürlichen Vernunft grundlegende Wahrheiten über Gott, den Menschen und die Wirklichkeit insgesamt zu erkennen, und dass die geoffenbarten Wahrheiten der Heiligen Schrift dieser philosophischen Vernunfterkenntnis nicht grundsätzlich widersprechen dürfen. Im Verlauf des Mittelalters gewinnt die aristotelische Philosophie den größten Einfluss auf das christlich-scholastische Denken, und damit wird der Begriff „Sein“ zum zentralen Terminus der philosophischen Theologie. Gott als der Schöpfer ist die Fülle aller Wirklichkeit schlechthin und teilt der geschaffenen Welt ihr endliches, kreatürliches Sein mit. Damit besteht ein grundsätzliches Band der Analogie zwischen Gott und der Welt, das es erlaubt, von der Erfahrung der endlichen Wirklichkeit auf Gott zurückzuschließen.
Meister Eckhart (1260-1328) nimmt innerhalb der scholastischen Theologie und Philosophie insofern eine Sonderstellung ein, als er zwar mit der aristotelischen Philosophie bestens vertraut ist, bei der philosophischen Behandlung der Gottesfrage aber dennoch einen anderen Weg einschlägt. Grundsätzlich geht er davon aus, dass Gott und die von ihm geschaffene Wirklichkeit so radikal voneinander unterschieden sind wie das Sein und das Nichts. Diese Einsicht entwickelt Eckhart in zwei unterschiedlichen Gedankenmodellen. In seiner ersten Pariser Quaestio vertritt er die These, dass Gott gerade nicht „das Sein selbst“ (ipsum esse) ist, sondern vielmehr reine Erkenntnis (intelligere / intellectus), die – gemessen an der Wirklichkeit des Seienden – gerade kein „Etwas“, sondern ein radikales Nichtsein bzw. Nichts (non esse / nihil) ist. Damit hätte man einen „theologischen Nihilismus“, in dem „Sein“ ausschließlich den Geschöpfen, aber nicht Gott zugesprochen werden kann. Im Prolog zu seinem „Dreigeteilten Werk“ (Opus tripartitum) entwickelt Eckhart aber noch ein zweites Deutungsmodell, in dem Gott mit dem Sein schlechthin identifiziert wird. Ausgehend von dem Grundsatz „Das Sein ist Gott“ (esse est Deus) erscheinen nun aber die Geschöpfe als ein „reines Nichts“. Damit hätte man einen „kreatürlichen Nihilismus“, der besagt, dass im Grunde Gott allein ist und alles, was existiert, nur unmittelbar in ihm existieren kann.
Diese beiden Argumentationsperspektiven, die Eckhart entwirft, verfolgen den Zweck, alle verdinglichenden Bilder und Vorstellungen von Gott abzuwehren und seine radikale Andersartigkeit gegenüber der seienden Wirklichkeit deutlich zu machen. Damit wird deutlich, dass Eckhart nicht in der Tradition der von Heidegger so kritisierten „onto-theologischen Verfassung der Metaphysik“ steht, die Gott lediglich als das „höchste Seiende“ zu denken versucht. Die Einsicht, dass Gott das radikale Nichts zu allem ist, was wir in positiver Weise von ihm sagen oder denken können, erweist sich somit als ein wichtiges Korrektiv, um allen innerweltlichen, ideologisch motivierten Instrumentalisierungen von Gottesbildern und Gottesvorstellungen vorzubeugen und das Denken des Menschen offenzuhalten auf das Nichtgegenständliche hin.

Literaturhinweise:

Primärtexte: Rechtzeitig vor Seminarbeginn werden Auszüge aus Meister Eckharts deutschen und lateinischen Werken (jeweils mit neuhochdeutscher Übersetzung) auf der Lernplattform zum Herunterladen bereitgestellt.

Sekundärliteratur:

• Kurt Flasch, Meister Eckhart: Philosoph des Christentums, München, C.H. Beck, 2010.
• Kurt Flasch, Die Geburt der ‚Deutschen Mystik’ aus dem Geist der arabischen Philosophie, München, C.H. Beck, 2006.
• Stephan Grotz, Negationen des Absoluten. Meister Eckhart, Cusanus, Hegel, Hamburg, Meiner, 2009.
• Ruedi Imbach, Deus est intelligere. Das Verhältnis von Sein und Denken in seiner Bedeutung für das Gottesverständnis bei Thomas von Aquin und in den Pariser Quaestionen Meister Eckharts, Fribourg, Universitätsverlag, 1976.
• Burkhard Mojsisch, Meister Eckhart: Analogie, Univozität, Einheit, Hamburg, Meiner, 1983.
• Martina Roesner, Logik des Ursprungs. Vernunft und Offenbarung bei Meister Eckhart, Freiburg / München, Alber, 2017.
• Kurt Ruh, Meister Eckhart: Theologe – Prediger – Mystiker, München, C.H. Beck, 1985.

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