Der Relativismus bezüglich einer Eigenschaft besagt, dass keinem Gegenstand diese Eigenschaft simpliciter zukommt, sondern (wenn überhaupt, dann) nur relativ zu etwas anderem. Der Wahrheitrelativismus besagt zum Beispiel, dass nichts wahr simpliciter ist, sondern (wenn überhaupt, dann) nur relativ zu einem Bezugsrahmen (zum Beispiel einem System von Überzeugungen und/oder Normen). Der Relativismus besteht ferner darauf, dass wenn einem Gegenstand eine Eigenschaft nur relativ zukommt, es keinen Standpunkt unabhängig von einem Bezugsrahmen gibt, von dem aus festgestellt werden kann, ob der Gegenstand diese Eigenschaft hat.
Der Relativismus hat eine lange Vergangenheit, aber eine kurze Geschichte. Obwohl relativistische Motive in der Philosophie schon immer eine Rolle gespielt haben, werden sie erst seit dem 20. Jahrhundert systematisch untersucht. Zugleich ist der Relativismus sowohl eine der populärsten als auch eine der am meisten geschmähten philosophischen Positionen unserer Zeit. Manche sehen in ihm einen Ausdruck von Toleranz und Offenheit, andere wiederum lehnen ihn wegen vorgeblicher Inkohärenz und unkritischer intellektuellen Freizügigkeit ab.
Widerlegt der Relativismus sich selbst? Was spricht für den Relativismus, was gegen ihn? Im Seminar werden wir uns mit neueren Beiträgen zum Thema innerhalb der analytischen Sprachphilosophie beschäftigen.