Seminar: 4.03.2103 Geschichtsphilosophische Hermeneutik: B. Croce, E. Auerbach, K. Löwith und R. Bultmann - Details

Seminar: 4.03.2103 Geschichtsphilosophische Hermeneutik: B. Croce, E. Auerbach, K. Löwith und R. Bultmann - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: 4.03.2103 Geschichtsphilosophische Hermeneutik: B. Croce, E. Auerbach, K. Löwith und R. Bultmann
Untertitel
Veranstaltungsnummer 4.03.2103
Semester SoSe2021
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 31
erwartete Teilnehmendenanzahl 40
Heimat-Einrichtung Institut für Philosophie
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Montag, 12.04.2021 16:15 - 17:45, Ort: (Online)
Art/Form Seminar
Lehrsprache --

Räume und Zeiten

(Online)
Montag: 16:15 - 17:45, wöchentlich (13x)

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Geschichtsphilosophische Hermeneutik als Lehre der Struktur des Verstehens bezieht sich auf die Auslegung geisteswissenschaftlicher Überlieferung, die im Hinblick auf das zu verstehende Objekt (die syntaktisch-semantische Aussage einer Idee, eines Axioms oder eines theoretischen Konstrukts) zugleich die Subjekte des Verstehens und deren je unterschiedliche Voraussetzungen (den Autor und die Leserschaft in ihrer Zeitlichkeit) betreffen. Als philosophische Methodologie der Interpretation lässt sich das hermeneutische Verfahren hinsichtlich seines Ursprungs auf die Auslegung buchstäblicher, figural-symbolischer, historisch-moralischer und eschatologischer Konstituenten (vierfacher Schriftsinn) der Heilsbotschaft der Bibel zurückführen.
In der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert brach geschichtsphilosophische Hermeneutik die Grenzen traditioneller, von den Kirchenvätern festgelegten Bibelexegese bzw. den Kanon klassisch-antiker rhetorischer Verfahren auf, hatten sich doch neue Ansätze innerhalb der dialektisch ausgerichteten Geschichtsphilosophie, Ästhetik, Kulturwissenschaft, Theologie und Literaturwissenschaft herausgebildet, weshalb das Seminar vier ihrer prominentesten Vertreter vorstellen möchte. Dabei ist dem Italiener Benedetto Croce eine maßgebliche Rolle beizumessen, denn er war es gewesen, der die Rolle Hegels und Giambattista Vicos als hermeneutische Geschichts- und Kulturphilosophen wiederentdeckte und in den deutschsprachigen Kulturraum vermittelte. Der mit Croce befreundete Erich Auerbach übersetzte Vicos „Neue Wissenschaft“ im Jahr 1924 ins Deutsche und eröffnete damit den beabsichtigten Sinn der Auseinandersetzung mit Vico, die später von Karl Löwith und dem protestantischen Theologen Rudolf Bultmann aufgegriffen wurde. Mit der Wirkungsgeschichte Vicos geschieht zugleich auch die neue Diskussion von Hegels Geschichtsphilosophie und Marx‘ dialektischem Geschichts-, Wirklichkeits- und Klassenbegriff. Daher ist zu fragen, nach welchen Kriterien die unterschiedlichen Deutungspraxen ausgerichtet sind, wie oder ob sie sich überschneiden und welche anthropologischen und säkularen Ansätze zu den Themenfeldern Mensch, Geschichte, Natur, Wahrheitsfindung (Episteme versus Doxa), Sprache, Denken, Gesellschaft (Demokratie, Sozialismus, Kommunismus), Fortschritt, Religion und Religionskritik mit Vico, Hegel und Marx hermeneutisch verknüpft sind.
Das Seminar richtet sich an fortgeschrittene Bachelor- und Masterstudierende sowie an Gasthörer, die durch regelmäßige Lektüre und Teilnahme ihren Denkhorizont erweitern und sich zu vertiefenden Studien anregen lassen möchten. Zum Einstieg sollte Rudolf Bultmanns Essay „Das Problem der Hermeneutik“ (1950) gelesen sein; zur Vorbereitung auf die erste Sitzung die angegebenen Abschnitte aus Croces Monographie „Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie“ (1909). Alle Texte werden im Handapparat der Universitätsbibliothek zur Verfügung stehen. Das Seminar findet im Online-Modus auf Big Blue Button (STUD.IP) statt.
Primärtexte:
Auerbach, Erich: Vorrede des Übersetzers. In: Giambattista Vico: Die Neue Wissenschaft über die gemeinschaftliche Natur der Völker. Nach der Ausgabe von 1744 übersetzt und eingeleitet von Erich Auerbach. München: Allgemeine Verlagsanstalt 1924, S. 7-39.
– Giambattista Vico und die Idee der Philologie [1936]. In: Ders.: Gesammelte Aufsätze zur romanischen Philologie. Herausgegeben und ergänzt um Aufsätze, Primärbibliographie und Nachwort von Matthias Bormuth und Martin Vialon. Tübingen: Narr Francke Attempto 2018, S. 226-234.
– Philologie als kritische Kunst [1947]. In: Martin Vialon: Erich Auerbach: ‚Philologie als kritische Kunst‘. Neue Einleitung zur Scienza Nuova (1947) – Edition, Kommentar und Nachwort. In: Peter König (Hrsg.): Vico in Europa zwischen 1800 und 1950. Heidelberg: Universitätsverlag Winter 2013, S. 223-319, hier: S. 224-243.
Bultmann, Rudolf: Adam, wo bist du? Über das Menschenbild der Bibel [1945]. In: Glauben und Verstehen. Gesammelte Aufsätze. Zweiter Band. Mohr Siebeck 1952, S. 105-116.
– Das Christentum als orientalische und als abendländische Religion [1949]. In: Ebd., S. 187-210.
– Das Problem der Hermeneutik? [1950]. In: Ebd., S. 211-235.
– Geschichte und Eschatologie [1955]. Tübingen: Mohr Siebeck, 3. Auflage 1979.
Croce, Benedetto: Lebendiges und Totes in Hegels Philosophie. Deutsche, vom Verfasser vermehrte Übersetzung von K. Büchler. Heidelberg: Carl Winter’s Universitätsbuchhandlung 1909, S. 1-81.
– Die Philosophie Giambattista Vicos [1911]. Nach der 2. Auflage übersetzt von Erich Auerbach und Theodor Lücke. Tübingen: Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1927, S. 1-94.
– Aesthetik als Wissenschaft vom Ausdruck und Allgemeine Sprachwissenschaft. Theorie und Geschichte. Nach der sechsten erweiterten italienischen Auflage übertragen von Hans Feist und Richard Peters. Tübingen: Verlag von J. C. B. Mohr (Paul Siebeck) 1930, S. 229-244.
Löwith, Karl: Weltgeschichte und Heilsgeschehen. Die theologischen Voraussetzungen der Geschichtsphilosophie [1949]. Stuttgart: W. Kohlhammer Verlag 41961, S. 38-54, 55-61, 109-128.
– Die beste aller Welten und das radikal Böse im Menschen [1959/60]. In: Ders.: Sämtliche Schriften 3. Wissen, Glaube und Skepsis. Zur Kritik von Religion und Theologie. Stuttgart: J. B. Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1985, S.275-297.
– Vermittlung und Unmittelbarkeit bei Hegel, Marx und Feuerbach [1966]. In: Ders.: Sämtliche Schriften 5. Hegel und die Aufhebung der Philosophie – Max Weber. Stuttgart: Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1988, S. 186-220.
Sekundärliteratur:
Conte, Domenico: Weltgeschichte und Pathologie des Geistes. Benedetto Croce zischen Historischem Denken und Krise der Moderne [2005]. Aus dem Italienischen übersetzt von Charlotte Voermanek. Leipzig: Leipziger Universitätsverlag 2007.
Habermas, Jürgen: Karl Löwiths stoischer Rückzug vom historischen Bewußtsein [1963]. In: Ders.: Philosophisch-politische Profile. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1971, S. 116-140.
Hamann, Konrad: Rudolf Bultmann. Eine Biografie. Tübingen: Mohr Siebeck 2009.
Lönne, Karl-Egon: Benedetto Croce. Vermittler zwischen deutschem und italienischem Geistesleben. Tübingen: A. Francke Verlag 2002.
Löwith, Karl: Welt, Geschichte, Deutung. Herausgegeben von Galili Shahar und Felix Steilen. Göttingen: Wallstein Verlag 2019 (Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte, Bd. 47).
Zeitplan:
12.04.2021 Einführung; Croce: Totes und Lebendiges in Hegels Philosophie
19.04.2021 Croce: Totes und Lebendiges in Hegels Philosophie
26.04.2021 Croce: Die Philosophie Giambattista Vicos
03.05.2021 Croce: Die Philosophie Giambattista Vicos
10.05.2021 Auerbach: Vorwort des Übersetzers
17.05.2021 Auerbach: Giambattista Vico und die Idee der Philologie
24.05.2021 Pfingstmontag
31.05.2021 Auerbach: Philologie als kritische Kunst
07.06.2021 Löwith: Weltgeschichte und Heilsgeschehen
14.06.2021 Löwith: Die beste aller Welten und das radikal Böse im Menschen
21.06.2021 Bultmann: Adam, wo bist Du? Das Christentum als orientalische und abendländische Religion
28.06.2021 Bultmann: Das Problem der Hermeneutik
05.07.2021 Bultmann: Eschatologie und Geschichte
12.07.2021 Bultmann: Eschatologie und Geschichte, Abschlussbesprechung

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