Seminar: 4.03.2107 Die Philosophen und die Bibel: Geschichte eines langen Dialogs - Details

Seminar: 4.03.2107 Die Philosophen und die Bibel: Geschichte eines langen Dialogs - Details

Sie sind nicht in Stud.IP angemeldet.

Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: 4.03.2107 Die Philosophen und die Bibel: Geschichte eines langen Dialogs
Untertitel
Veranstaltungsnummer 4.03.2107
Semester WiSe21/22
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 25
erwartete Teilnehmendenanzahl 30
Heimat-Einrichtung Institut für Philosophie
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Vorbesprechung Donnerstag, 14.10.2021 18:15 - 19:45, Ort: A01 0-006
Erster Termin Donnerstag, 14.10.2021 18:15 - 19:45, Ort: A01 0-006
Art/Form Seminar
Teilnehmende Das Seminar richtet sich an Studierende, die schon über gewisse Grundkenntnisse der Philosophiegeschichte verfügen.
Voraussetzungen Die Teilnahme am Seminar setzt die Bereitschaft voraus, sich mit den bereitgestellten Primärtexten intensiv auseinanderzusetzen und sie bei den Blocksitzungen gemeinsam zu diskutieren.
Lernorganisation Bei der Vorbesprechung wird eine Einführung in die Thematik des Seminars gegeben. Bis zu den Blocksitzungen haben die Studierenden dann Zeit, die Primärtexte vorzubereiten. Für die Bescheinigung über eine aktive Seminarteilnahme ist die physische Präsenz bei den Sitzungen erforderlich.
Leistungsnachweis Ein Leistungsnachweis kann entweder in Form einer Hausarbeit oder in Form einer mündlichen bzw. e-mündlichen Prüfung erbracht werden.
Lehrsprache deutsch

Räume und Zeiten

A01 0-006
Donnerstag, 14.10.2021 18:15 - 19:45
Donnerstag, 10.03.2022 - Freitag, 11.03.2022 10:15 - 17:45
Samstag, 12.03.2022 10:15 - 13:45

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Die Begegnung von biblischer Schriftoffenbarung und griechischer Philosophie hat die ganze abendländische Kultur zutiefst geprägt. Die gedankliche Osmose zwischen diesen beiden Paradigmen der Wirklichkeitsdeutung ist dabei stets wechselseitiger Natur gewesen. Seit der Antike haben zahlreiche spezifisch biblische Grundmotive (Gottebenbildlichkeit / Menschenwürde; Zeitlichkeit / Geschichtlichkeit; Personalität / Individualität; Gewissen; politisch-messianische Utopien usw.) Eingang in das philosophische Denken gefunden und wirken bis heute weiter, auch wenn ihre theologische Provenienz oft in Vergessenheit gerade ist. Umgekehrt hat sich in der Begegnung des biblischen Offenbarungsglaubens mit dem griechischen Denken schon früh eine philosophische Form der Schriftauslegung herausgebildet. Erste Anzeichen einer solchen rational reflektierten Interpretation der Bibel zeigen sich bereits ab dem 3. Jh. v. Chr. im hellenistisch beeinflussten Judentum und werden in der Spätantike von den frühchristlichen Apologeten und Kirchenvätern fortgeführt.
Diese ausgesprochen philosophieaffine Schriftauslegung der Patristik wird in der Zeit der aristotelisch geprägten Scholastik von einer wissenschaftstheoretisch bedingten Unterscheidung von Philosophie, systematischer Theologie und Exegese abgelöst, doch gibt es auch hier einzelne Autoren, die am Modell einer Harmonisierung von Philosophie und Schriftauslegung festhalten wollen. In der Neuzeit kommt es durch die Entwicklung neuer, philologisch-textkritischer Methoden zu einer deutlichen Zäsur, die zu einer Verdrängung der Philosophie aus dem Bereich der Exegese führt. Mit Beginn der Aufklärung und ihrer Kritik des christlichen Offenbarungsverständnisses wird die Bibel zu einem menschheitsgeschichtlich interessanten, aber philosophisch ambivalenten historischen Dokument, das allenfalls noch eine praktisch-moralische, aber keine philosophisch-spekulative Bedeutung mehr hat. Im 20. Jahrhundert proklamiert dann Heidegger einen radikalen Bruch zwischen Philosophie und biblischem Offenbarungsglauben und unterzieht die Geschichte ihrer wechselseitigen inhaltlichen und methodischen Beeinflussung einer harschen Kritik.

Im Mittelpunkt des Seminars steht die Absicht, sowohl das Konzept einer vollkommen philosophiefreien Schriftauslegung als auch die Vorstellung einer gänzlich säkularen, vom Phänomen der Schriftoffenbarung unberührten philosophischen Vernunft kritisch zu hinterfragen. Zu diesem Zweck sollen Texte ausgewählter Autoren von der Antike bis zur Gegenwart behandelt werden, die das Verhältnis von Philosophie und biblischer Offenbarung auf exemplarische Weise reflektiert haben. Der geschichtliche Bogen spannt sich dabei von Philo von Alexandrien, Origenes und Augustinus über Moses Maimonides, Thomas von Aquin und Meister Eckhart bis hin zu Spinoza, Kant und Heidegger.

Literatur:
Die für das Seminar maßgeblichen Primärtexte werden in gescannter Form auf der Lernplattform zum Herunterladen bereitgestellt.

Sekundärliteratur (nur Buchtitel; eine Auswahl von Zeitschriftenaufsätzen wird im Dateiordner auf der Lernplattform bereitgestellt):

  • H.G. Reventlow, Epochen der Bibelauslegung (in 4 Bd.), München, C.H. Beck, 1990-2001.
  • H. Burkhardt, Die Inspiration heiliger Schriften bei Philo von Alexandrien, Gießen, Brunnen-Verlag, 1988.
  • M. Fiedrowicz, Christen und Heiden. Quellentexte zu ihrer Auseinandersetzung in der Antike, Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2003.
  • A. Warkotsch, Antike Philosophie im Urteil der Kirchenväter, Paderborn, Schöningh, 1973.
  • A. Fürst, Christentum als Intellektuellen-Religion: die Anfänge des Christentums in Alexandria, Stuttgart, Katholisches Bibelwerk, 2007.
  • H.J. Vogt, Origenes als Exeget, Paderborn / München, Schöningh, 1999.
  • T. Fuhrer, Augustinus, Darmstadt, Wissenschaftliche Buchgesellschaft, 2004.
  • T. Kobusch, Christliche Philosophie. Die Entdeckung der Subjektivität, Darmstadt 2006.
  • T. Kobusch, Geschichte der Philosophie (hg. von W. Röd), Bd. 5: Geschichte des Hoch- und Spätmittelalters, München, C. H. Beck, 2011.
  • G. Hasselhoff, Moses Maimonides (1138-1204): His religious, scientific, and philosophical ‚Wirkungsgeschichte’ in different cultural contexts, Würzburg, Ergon, 2004.
  • M. Arias Reyero, Thomas von Aquin als Exeget: die Prinzipien seiner Schriftdeutung und seine Lehre von den Schriftsinnen, Einsiedeln, Thomas-Verlag, 1971.
  • K. Flasch, Meister Eckhart - Philosoph des Christentums, München, C. H. Beck, 2010.
  • M. Roesner, Logik des Ursprungs. Vernunft und Offenbarung bei Meister Eckhart, Freiburg / München, Alber, 2017.
  • T.L. Frampton, Spinoza and the rise of historical criticism of the Bible, New York, T&T Clark, 2006.
  • H. Matern u.a. (Hgg.), Bibelhermeneutik und dogmatische Theologie nach Kant. Kant und die Bibel – die Schrifthermeneutik Immanuel Kants und ihre Nachwirkungen, Tübingen, Mohr Siebeck, 2016.
  • O. Pöggeler, Philosophie und hermeneutische Theologie. Heidegger, Bultmann und die Folgen, Paderborn, Wilhelm Fink Verlag, 2009.
  • N. Fischer / J. Sirovátka (Hgg.), Vernunftreligion und Offenbarungsglaube. Zur Erörterung einer seit Kant verschärften Problematik, Freiburg u.a., Herder, 2015.
  • J. Habermas, Auch eine Geschichte der Philosophie (in 2 Bd.), Frankfurt a. M., Suhrkamp, 2019.
  • P. Pokorny / J. Roskovec (Hgg.), Philosophical Hermeneutics and Biblical Exegesis, Tübingen, Mohr Siebeck, 2002.
  • P. Ricoeur / A. LaCocque, Penser la Bible, Paris, Seuil, 2003.
  • F. Mies (Hg.), Bible et philosophie. Les lumières de la raison, Namur, Editions Lessius, 2007.

Anmelderegeln

Diese Veranstaltung gehört zum Anmeldeset "Anmeldung gesperrt (global)".
Erzeugt durch den Stud.IP-Support
Folgende Regeln gelten für die Anmeldung:
  • Die Anmeldung ist gesperrt.