Seminar: 4.03.2105 Heidegger, Sein und Zeit - Details

Seminar: 4.03.2105 Heidegger, Sein und Zeit - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: 4.03.2105 Heidegger, Sein und Zeit
Untertitel
Veranstaltungsnummer 4.03.2105
Semester SoSe2021
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 43
erwartete Teilnehmendenanzahl 50
Heimat-Einrichtung Institut für Philosophie
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Vorbesprechung Montag, 12.04.2021 14:00 - 16:00
Erster Termin Montag, 12.04.2021 14:00 - 16:00
Art/Form
Voraussetzungen Das Seminar richtet sich an Studierende, die bereits über philosophiegeschichtliche Vorkenntnisse verfügen.
Lernorganisation Das Seminar findet ausschließlich in digitaler Form über BBB statt. In den wöchentlichen Sitzungen soll der Text von 'Sein und Zeit' nach und nach gelesen und gemeinsam diskutiert werden. Zusätzlich zu dem Semesterapparat in der Bibliothek wird auf der Lernplattform zusätzliche Sekundärliteratur in Form von Artikeln im PDF-Format bereitgestellt.
Leistungsnachweis Hausarbeit bzw. mündliche Prüfung (digital oder in Präsenz, gemäß den von der Universitätsleitung beschlossenen Hygienebestimmungen)
Lehrsprache deutsch

Räume und Zeiten

Keine Raumangabe
Montag: 14:00 - 16:00, wöchentlich

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Martin Heideggers Hauptwerk 'Sein und Zeit', das er 1927 nach über zehnjähriger Veröffentlichungspause publizierte, ist das wohl wirkmächtigste philosophische Werk des 20. Jahrhunderts und ein Meilenstein der Philosophiegeschichte überhaupt. In ihm entwickelt Heidegger erstmals in systematischer Form seinen eigenen Denkansatz, der sich das Ziel setzt, die gesamte abendländische Philosophiegeschichte in umgekehrt chronologischer Reihenfolge – angefangen von der neuzeitlichen, cartesianischen Philosophie über das scholastische Denken des Mittelalters bis hin zu Aristoteles und Platon – zu „destruieren“ und die Philosophie als „Fundamentalontologie“ neu zu begründen. Im Mittelpunkt von Heideggers Kritik an der bisherigen Philosophietradition steht der Vorwurf, dass alle großen Philosophen der Frage nach dem Sinn von Sein letztlich ausgewichen seien bzw. das Sein auf eine Form von „Seiendem“ reduziert hätten. Daher ist es Heideggers Absicht, die Seinsfrage neu aufzurollen und sie in methodischer Hinsicht auf einen gänzlich anderen Boden zu stellen.

Die antiken, mittelalterlichen und neuzeitlichen Philosophen kommen darin überein, dass sie die Wirklichkeit anhand bestimmter Grundbegriffe deuten, die auf Überzeitlichkeit, statische Beständigkeit und gedankliche Universalität verweisen, wie z.B. „Idee“, „Substanz“, „Subjekt“, „unbewegter Beweger“, „erste Ursache“ usw. Im Unterschied dazu entwirft Heidegger seine Fundamentalontologie als phänomenologische Analyse der existenzialen Strukturen des menschlichen Daseins in seiner wesenhaften Endlichkeit. Während das traditionelle philosophische Denken seit Platon stets darum bemüht war, der Kontingenz, Vergänglichkeit und Sterblichkeit des Menschen durch begriffliche Reflexion zu entfliehen, ist Heidegger gerade an jenen Grundphänomenen des Daseins interessiert, die für gewöhnlich nicht im Mittelpunkt des philosophischen Interesses stehen, wie etwa Sorge, Angst, Langeweile und vor allem das „Sein zum Tode“. Anhand einer Analyse dieser existenzialen Grundstrukturen gelingt es ihm, das „Sein“, zu dem das Dasein einen verstehenden Zugang hat, gerade nicht als etwas permanent Verharrendes zu deuten, sondern es vielmehr in den Horizont der Zeit hineinzustellen und dadurch zu verendlichen.

Dieser grundlegende philosophische Paradigmenwechsel, den Heidegger mit 'Sein und Zeit' einläutet, hat die ganze weitere Entwicklung des philosophischen Denkens im 20. Jahrhundert maßgeblich geprägt (Existenzialismus, Phänomenologie, postmoderne Philosophie etc.), darüber hinaus aber auch einen bedeutsamen Einfluss auf die katholische und evangelische Theologie (Karl Rahner, Rudolf Bultmann), die Psychologie und Psychiatrie (Ludwig Binswanger, Medard Boss) sowie die anderen Geisteswissenschaften ausgeübt. Aus diesem Grunde ist die Auseinandersetzung mit Heideggers erstem Hauptwerk von 1927 nach wie vor eine unabdingbare Voraussetzung für ein adäquates Verständnis der Gegenwartsphilosophie und der Geistesgeschichte des 20./21. Jahrhunderts insgesamt.


Literatur:

Primärtext: Martin Heidegger, Sein und Zeit, Tübingen, Niemeyer, (1927) 2006 (19. Aufl., auch ältere Versionen dieser Einzelausgabe bis zurück zur 15. Auflage sind verwendbar, da es sich um unveränderte Nachdrucke handelt).

Sekundärliteratur:
• Günter Figal, Martin Heidegger zur Einführung, Hamburg, Junius, 2003 (4. Aufl.).
• Oliver Jahraus, Martin Heidegger – eine Einführung, Stuttgart, Reclam, 2004.
• Helmut Vetter, Grundriss Heidegger: ein Handbuch zu Leben und Werk, Hamburg, Meiner, 2014.
• Dieter Thomä (Hrsg.), Heidegger-Handbuch: Leben – Werk – Wirkung, Stuttgart, Metzler, 2013.
• Andreas Luckner, „Sein und Zeit“: Ein einführender Kommentar, Paderborn, Schöningh, 1997.
• Thomas Rentsch, Martin Heidegger: Sein und Zeit, (Berlin, Akademie Verlag, 2001) Berlin, De Gruyter, 2015.
• Theodore Kisiel, The Genesis of Heidegger’s ‘Being and Time’, Berkeley, University of California Press, 1993.
• Hildegard Feick, Index zu Heideggers ‚Sein und Zeit’, Tübingen, Niemeyer, 1961; von Susanne Ziegler neu bearbeitete 4. Aufl.: 1991.
• Ernst Tugendhat, „Zeit und Sein in Heideggers 'Sein und Zeit'“, SATS – Nordic Journal of Philosophy 1 (2000), 13-25.
• Robert Brandom, „Heideggers Kategorien in Sein und Zeit“, Deutsche Zeitschrift für Philosophie 45,4 (1997), 531-549.
• Rudolf Bernet, „Die Frage nach dem Ursprung der Zeit bei Husserl und Heidegger“, Heidegger Studies 3/4 (1987/88), 89-104.
• Rudolf Bernet, „Husserl and Heidegger on Intentionality and Being“, Journal of the British Society for Phenomenology 21,2 (1990), 136-153.
• Johannes B. Lotz, „Identität und Differenz bei Heidegger in Auseinandersetzung mit der Analogie des Seins“, Theologie und Philosophie 61 (1986), 535-550.
• Max Müller, „Metaphysik und Geschichte im Denken Martin Heideggers“, Philosophisches Jahrbuch 98 (1991), 225-232.
• Nicola Zambon, „Die Rhetorik (in) der Phänomenologie. Zum Sprachverständnis und -gebrauch Edmund Husserls und Martin Heideggers“, Scientia Poetica 23 (2019), 319-339.
• Željko Radinković, „Daseinsanalyse und die Seinsfrage beim frühen Heidegger. Destruktion des Husserlschen Bewusstseinsbegriffs als des absoluten Seins im Sinne der absoluten Gegebenheit“, Filozofija i društvo (Zbornik radova) 28,3 (2017), 613-630.
• Claudia Welz, „Das Gewissen als Instanz der Selbsterschließung. Luther, Kierkegaard und Heidegger“, Neue Zeitschrift für Systematische Theologie und Religionsphilosophie 53,3 (2011), 265-284.
• Daniel Leserre, „Tradition und Sprache nach Sein und Zeit“, Hermeneia 12 (2012), 75-91.
• István M. Fehér, „Heidegger’s Understanding of the Atheism of Philosophy: Philosophy, Theology, and Religion in His Early Lecture Courses up to Being and Time“, American Catholic Philosophical Quarterly 69 (1995), 189-228.
• Martina Roesner, „Das große Spiel der Epoché. Die transzendentalphänomenologische Einstellung zwischen natürlichem Weltverhalten und theoretischer Wissenschaft“, Husserl Studies 24 (2008), 31-52.
• Thomas F. O’Meara, O.P., „Heidegger and His Origins: Theological Perspectives“, Theological Studies 47 (1986), 205-226.
• Tarek R. Dika, „Finitude, Phenomenology, and Theology in Heidegger’s Being and Time“, Harvard Theological Review 110,4 (2017), 475-493.

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