Wie ist es möglich, dass wir Sätze verstehen, denen wir noch nie zuvor begegnet sind? Die
prominenteste Antwort beruft sich auf das Kompositionalitätsprinzip. Es besagt grob gesprochen,
dass die Bedeutung eines Satzes von der Bedeutung seiner Konstituenten und der Art und Weise
ihrer Zusammensetzung bestimmt wird. Kennen wir die Bedeutung der Konstituenten und die Weise
ihrer Zusammensetzung, können wir demnach anhand dieses Wissens die Bedeutung von bis dato
unbekannten Sätzen erfassen. Das Kompositionalitätsprinzip wurde bereits von Frege antizipiert und
erfreut sich großer Beliebtheit. So spielt es unter anderem eine Schlüsselrolle für die formale
Semantik. In dem Seminar werden wir zunächst Ausbuchstabierungen des Prinzips diskutieren und es
von ähnlichen Prinzipien abgrenzen. Eine viel diskutierte Frage lautet, ob es vereinbar mit Freges
berühmten Kontextprinzip ist, demzufolge Ausdrücke nur innerhalb eines Satzes Bedeutung haben.
In dem Seminar werden wir einen Blick auf diese Debatte werfen. Trotz seiner Beliebtheit ist das
Kompositionalitätsprinzip mit einer Reihe von gewichtigen Problemen konfrontiert, die unter
anderem von neueren Diskussionen zur Grenze zwischen Semantik und Pragmatik aufgeworfen
werden. In dem Seminar werden wir sie ausführlich besprechen und verschiedene Lösungsansätze
unter die Lupe nehmen.
Lesen Sie bitte zur Vorbereitung auf das Seminar den Überblicksartikel zu Kompositionalität von
Zoltán Gendler Szabó in der Stanford Encyclopedia of Philosophy, zu finden unter:
https://plato.stanford.edu/entries/compositionality/.Weitere Literatur wird zum Veranstaltungsbeginn bekannt gegeben.