Die Geschichte des Jazz in Deutschland spielt in aktuellen Musiklehrwerken für die Schule selten eine wichtige Rolle. Jazzgeschichte wird meist als (afro-)amerikanische Musikgeschichte vermittelt, die mit der Kulturgeschichte im deutschsprachigen Raum wenig Berührungspunkte zu haben scheint. Dass die Geschichte des Jazz in Deutschland tendenziell ausgeklammert wird, ist aus verschiedenen Gründen problematisch: Erstens ist die Geschichte des Jazz in Deutschland eng mit der deutschen Migrationsgeschichte verknüpft. Zweitens zeigt die Geschichte des Jazz in Deutschland sehr deutlich, wie pluralisiert und globalisiert populäre Musikkultur in Deutschland bereits Anfang des 20. Jahrhunderts ist. Drittens bietet die Geschichte des Jazz in Deutschland zahlreiche musikalisch spannende Fallbeispiele von Künstler*innen, die mehr Aufmerksamkeit verdienen. Und viertens ist die Geschichte populärer Musik in Deutschland von Schlager bis Deutschrap ohne die Geschichte des Jazz in Deutschland nicht vorstellbar. In diesem Kurs werden wir der Geschichte des Jazz in Deutschland nachgehen. Dazu zählt einerseits eine Beschäftigung mit der Frühgeschichte des Jazz in Deutschland -- u.a. durch einen Archivbesuch im Klaus Kuhnke-Institut Bremen, welches das größte Jazzarchiv in Norddeutschland beherbergt. Gleichzeitig werden wir uns mit zeitgenössischer Jazzpraxis auseinandersetzen und danach fragen, wie diese in historische Jazzpraktiken eingebettet ist.