Rudolf Carnaps _Der logische Aufbau der Welt_ ist ein Schlüsseltext der analytischen Philosophie. In historischer Hinsicht ist er gleich in zweifacher Hinsicht bedeutsam: Auf der einen Seite wird in ihm das Konzept der logischen Konstruktion der Außenwelt aus sinnlich erfahrbaren Einheiten in einer Weise ausgelotet, die bis heute unübertroffen ist. Dabei beruft er sich auf Russells Logischen Atomismus, insbesondere auf dessen _Unser Wissen von der Außenwelt_ (1914) und schließt damit ein für die frühe analytische Philosophie wichtiges Kapitel ab. Auf der anderen Seite zeigt Carnap in beeindruckender Weise die Leistungsfähigkeit der modernen Logik und welche weitreichenden Möglichkeiten sich durch ihre Anwendung für Sprachphilosophie und Wissenschaftstheorie eröffnen. Damit kann der Aufbau als richtungsweisend für die Arbeit des Wiener Kreises und einen wesentlichen Teil der späteren analytischen Philosophie betrachtet werden.

Im Seminar soll der Aufbau neben einer eingehenden Lektüre ausgewählter Kapitel auch in Hinblick auf dessen philosophiehistorische und systematische Rolle eingeordnet werden. Zu den Lehrinhalten gehören:

mit systematischem Fokus

• Auffrischung Prädikatenlogik
• Abstraktionsprinzip und Quasianalyse
• Konstitutionstheorie und Einheitswissenschaft
• Metaphysik versus metaphysische Neutralität

mit historischem Fokus

• Sinnesdaten und Gestaltpsychologie
• der Aufbau als Fortsetzung des Russellschen Programms
• der Aufbau im Kontext des Wiener Kreises
• wo stößt das Programm des Aufbau an seine Grenzen?

Für die Teilnahme sind fundierte Kenntnisse in der Aussagen- und Grundkenntnisse der Prädikatenlogik vorausgesetzt.

Literatur:

• Rudolf Carnap: _Der Logische Aufbau der Welt_ (Meiner)