Seminar: 4.03.2108 Hélvetius und der französische Materialismus – "Vom Menschen, seinen geistigen Fähigkeiten und seiner Erziehung" - Details

Seminar: 4.03.2108 Hélvetius und der französische Materialismus – "Vom Menschen, seinen geistigen Fähigkeiten und seiner Erziehung" - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: 4.03.2108 Hélvetius und der französische Materialismus – "Vom Menschen, seinen geistigen Fähigkeiten und seiner Erziehung"
Untertitel
Veranstaltungsnummer 4.03.2108
Semester SoSe2022
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 42
erwartete Teilnehmendenanzahl 30
Heimat-Einrichtung Institut für Philosophie
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Dienstag, 19.04.2022 16:15 - 17:45, Ort: A01 0-004
Art/Form Seminar
Lehrsprache --

Räume und Zeiten

A01 0-004
Dienstag: 16:15 - 17:45, wöchentlich (14x)

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Claude-Adrien Helvétius (1715-1771), heute weitgehend in Vergessenheit geraten, war ein radikaler Vertreter der bürgerlichen Aufklärung in Frankreich. Seine Schrift "Vom Menschen, seinen geistigen Fähigkeiten und seiner Erziehung" erschien erst posthum 1772, zu seinen Lebzeiten hätte ihr Verfasser Verfolgung und Bestrafung durch das Ancien Régime fürchten müssen.

Philosophisch stark beeinflusst von den Schriften John Lockes vertrat Helvétius, der neben d'Holbach, La Mettrie und Diderot dem französischen Materialismus zuzurechnen ist, eine streng sensualistische Erkenntnistheorie. Alle Geistigkeit lasse sich auf die Sinnlichkeit
zurückführen: "Alles im Menschen ist Fühlen" (dt. Übersetzung bei Suhrkamp 1972: S. 112). Schmerz und Lust seien das alleinige Prinzip aller menschlichen Handlungen. Die mitunter etwas schlicht daherkommenden antimetaphysischen Positionen von Helvétius verdanken sich in damaliger vorrevolutionärer Zeit einem kritischen Impuls. Sie sind gegen die überkommene Herrschaft von Adel und Klerus gerichtet, die ihre brüchig gewordene Legitimität aus einer angeblich metaphysisch begründeten ewigen Seinsordnung bezog. Dagegen fordert Helvétius radikal aufklärerisch das allgemeine Glück ein. Die Wissenschaften sollen der umfassenden Befriedigung der menschlichen Bedürfnisse dienen, indem sie die äußere wie innere Natur des Menschen nach mechanischen Prinzipien zu erforschen haben.

Da der Mensch ausschließlich "Produkt seiner Erziehung" (S. 36) sei, geraten in Helvétius' Schriften die sozialen, ökonomischen und politischen Bedingungen, unter denen die Individuen aufwachsen und sich erhalten, in den Fokus der philosophischen Betrachtung. Zwar geschieht dies noch in einer wenig systematischen Manier, dennoch liefern die Überlegungen von Helvétius wichtige Impulse für den utopischen Frühsozialismus und nicht zuletzt für den historischen Materialismus bei Marx und Engels.

Im Seminar soll die Schrift "Vom Menschen, seinen geistigen Fähigkeiten und seiner Erziehung" in Auszügen gelesen und diskutiert werden. Der Text eignet sich sehr gut, um den innigen Zusammenhang von Realgeschichte und Geschichte der Philosophie zu erkennen, denn er ist fortschrittlich im Sinne der bürgerlichen Aufklärung und zeigt
zugleich die immanenten Grenzen und Aporien eines bürgerlichen Selbstbewusstseins an, das strikt antimetaphysisch und deterministisch argumentierend die neue Ordnung ihrerseits ideologisch zu verewigen droht.

Textgrundlage:

Claude-Adrien Helvétius: Vom Menschen, seinen geistigen Fähigkeiten und seiner Erziehung. Hrsg. von Günther Mensching. Suhrkamp. Frankfurt am Main 1972. (Nur noch antiquarisch erhältlich. Zu Seminarbeginn werden Textauszüge bereitgestellt.)

Sekundärliteratur u.a.:
Günther Mensching: Totalität und Autonomie. Untersuchungen zur philosophischen Gesellschaftstheorie des französischen Materialismus. Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1971.

Günther Mensching: Französischer Materialismus als Kritik an Mittelalter und Rationalismus. In: Angelo Cicatello/Michael Städtler (Hrsg.): Giornale di Metafisica 1/2015. S. 12-22.

Dieter Hüning: D´Holbachs Système de la nature – Materialistische Philosophie zwischen Wissenschaft und Weltanschauung. In: Angelo Cicatello/Michael Städtler (Hrsg.): Giornale di Metafisica 1/2015. S. 23-42. (Nicht auf Helvétius, aber die Aporien des französischen Materialismus bezogen.)

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