„Nach einem Konzept sind alle Kulturen einander gleich. Es gibt keine Hierarchie zwischen ihnen, denn jede erfüllt ihre eigene Funktion: sich zu reproduzieren. Falls eine Kultur dazu bereit und fähig ist, wird sie weiterleben, tut sie dies nicht, wird sie sich auflösen. Dieses Konzept führt zu einer Art von Relativismus, es ist unabhängig von den Inhalten einer Kultur. Der Inhalt der Normen und Regeln, die Verhältnisse zwischen den Angehörigen einer Kultur, zum Beispiel zwischen Männern und Frauen, Erwachsenen und Kindern, sind unwesentlich im Hinblick auf die Tatsache, dass diese Kultur ihre Funktion der Selbstreproduktion erfüllt. Man kann sagen, dieser Kulturbegriff sei auch ein Vorurteil.“ (À. Heller, Die Welt der Vorurteile. Geschichte und Grundlagen für Menschliches und Unmenschliches, Edition Konturen, 2014, S. 76f)

Ausgehend von der Lektüre Die Welt der Vorurteile von Àgnes Heller soll in diesem Seminar gemeinsam erforscht werden, was Vorurteile sind, wie sie entstehen und wie sie sich auf gesellschaftspolitische Prozesse auswirken.