Seminar: 4.02.034 Zwischen Benennen, Verschweigen und Verfluchen - sexuelle Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert - Details

Seminar: 4.02.034 Zwischen Benennen, Verschweigen und Verfluchen - sexuelle Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: 4.02.034 Zwischen Benennen, Verschweigen und Verfluchen - sexuelle Aufklärung im 17. und 18. Jahrhundert
Untertitel
Veranstaltungsnummer 4.02.034
Semester SoSe2016
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 8
erwartete Teilnehmendenanzahl 25
Heimat-Einrichtung Institut für Geschichte
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Mittwoch, 06.04.2016 16:00 - 18:00, Ort: A01 0-009
Art/Form
Lehrsprache deutsch
Sonstiges Literatur:
Eder, Franz X.: Kultur und Begierde. Eine Geschichte der Sexualität, 2., erweiterte Auflage, München 2009.
Lorenz, Maren: Kriminelle Körper – Gestörte Gemüter. Die Normierung des Individuums in Gerichtsmedizin und Psychatrie der Aufklärung, 1. Auflage, Hamburg 1999
ECTS-Punkte 6 (PO 2010) / 4 (PO 2013)

Räume und Zeiten

A01 0-009
Mittwoch: 16:00 - 18:00, wöchentlich (14x)

Studienbereiche

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Bitte kombinieren Sie dieses Seminar mit dem Tutorium 4.02.031.

Wenn wir von Sexualität reden, schließt dies nicht nur den menschlichen Organismus oder geschlechtliche Unterschiede ein. Vielmehr nehmen wir Bezug auf Deutungen und Meinungen, die geschichtlich wuchsen, geschichtlichem Wandel unterworfen waren und in der Gegenwart von uns und anderen gesteuert und überwacht werden.
Dieses Lenken der Sexualität in die 'richtige' Richtung nahm in der Frühen Neuzeit viele Formen an: Lässt sich z.B. für das 16. Jh. ein vergleichsweise offener und freizügiger Austausch mit dem Thema nachweisen (wobei Prostitution, Blutschande, Ehebruch u. ä. strengen Strafen unterlagen), ging man in der zweiten Hälfte des 18. Jh. dazu über, einzig schon das Bewerben von unzüchtigen Schriften strafrechtlich zu verfolgen. Nichtsdestotrotz versuchten vorrangig Mediziner, Pädagogen und Theologen unter dem Vorsatz, die Mitmenschen zu schulen und durch Aufklärung deren sittliche Besserung zu erzielen, die legitimen und verbotenen, natürlichen oder unnatürlichen, gesunden und krankhaften Erscheinungen des Sexuellen in zahlreichen Beiträgen möglichst restlos zu erfassen; doch wurde nicht selten durch anatomische Abbildungen oder Beschreibungen ((un-)wissentlich) erotischer Reiz entfaltet.
Angesichts des großen Risikos, die Leserschaft durch das Schildern gewisser geschlechtlicher Praktiken zu unsittlichen Verrichtungen erst anzustiften, anstatt sie zu entmutigen, und so dem eigenen Ruf zu schaden, warnten viele Verfasser gleich zu Beginn vor den entsetzlichen Folgen, die Imitationen nach sich zögen, und strengten eine nüchterne Auseinandersetzung mit dem jeweiligen Thema an, „without trespassing […] against the Rules of Decency, and making use of Words and and Expressions which Modesty forbids us to utter“. Im Seminar soll im Zugriff auf Lexika, Rechtstexte, Medizinbücher und autobiografische Texte untersucht werden, welches Wissen, welche Ideen, Begierden, Orientierungen und Phantasien mit dem Begriff „Sexualität“ verflochten waren, wie man sich auf dem schmalen Grat des Benennens und Verschweigens von Inzest, Sodomie, Ehebruch u. a. genau bewegte, und wie man Sexualität im 17. und 18. Jh. in der Praxis lebte.