Ist es immer eine moralische Verfehlung, einen verheirateten Menschen zu begehren? Und kann man unwissentlich oder gegen seinen Willen eine Sünde begehen? Anhand dieser und ähnlicher Fragen reflektiert Petrus Abaelardus (1079–1142) in der subjektivitätstheoretischen Perspektive seines moralphilosophischen Hauptwerkes, das er ›Ethica‹ bzw. ›Scito te ipsum‹ (›Erkenne dich selbst‹) nennt, auf den Status der Absicht (intentio) und die Rolle des Gewissens (conscientia) bei der moralischen Beurteilung von Handlungen. Dies unterscheidet Abaelards Ansatz von anderen moralphilosophischen Entwürfen, die die Einzeltugenden selbst, die Handlung, ihre Folgen oder die zu erreichenden Güter in den Vordergrund rücken. Die ›Ethica‹, deren Thesen auch bei der Verurteilung Abaelards als Häretiker (1141) von Bedeutung waren, ist sowohl eine der wichtigsten Schriften der Philosophie des 12. Jahrhunderts als auch derjenige Text, in dem Abaelard unter Aufnahme verschiedener philosophischer Traditionen zur reifsten Formulierung seiner Intentions- und Gewissensethik gelangt, deren zentrale Begriffe und Elemente in diesem Lektüreseminar analysiert und diskutiert werden sollen. Die Veranstaltung kann als Aufbauseminar zur Geschichte der Philosophie (phi210) oder zur praktischen Philosophie (phi220) oder wegen seines einführenden und grundlegenden Charakters als Basisseminar zur praktischen Philosophie (phi120) besucht werden. Als Grundlage der Seminarlektüre dient die Ausgabe: ›Peter Abaelard: Scito te ipsum [Ethica]. Erkenne dich selbst. Lat.-dt. hrsg. und übers. von Philipp Steger. Felix Meiner: Hamburg 2014 ( = Philosophische Bibliothek; 587)‹ [Neupreis: 9,90 €]. Die Bereitschaft zur sitzungsvorbereitenden Lektüre wird vorausgesetzt.
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