Vorlesung: 4.03.224 Einführung in die Stoische Philosophie - Details

Vorlesung: 4.03.224 Einführung in die Stoische Philosophie - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Vorlesung: 4.03.224 Einführung in die Stoische Philosophie
Untertitel
Veranstaltungsnummer 4.03.224
Semester SoSe2019
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 32
erwartete Teilnehmendenanzahl 60
Heimat-Einrichtung Institut für Philosophie
Veranstaltungstyp Vorlesung in der Kategorie Lehre
Erster Termin Montag, 01.04.2019 10:00 - 12:00, Ort: A01 0-009
Art/Form Vorlesung
Lehrsprache deutsch

Räume und Zeiten

A01 0-009
Montag: 10:00 - 12:00, wöchentlich (12x)

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Die kulturphilosophisch und ideenhistorisch ausgerichtete Vorlesung, die als wechselseitige Interaktion zwischen Vortrag und Plenumsdiskussion vorzustellender Philosophen und deren Ethiken konzipiert ist, nimmt ihre systematische Fahrt mit Epikurs Briefen und Fragmenten auf. Sie tut dies aus zwei Gründen: Erstens eignet sich Epikur vorzüglich zum Einstieg, weil er einen neuen, nicht-akademischen und allgemeinverständlichen Philosophiebegriff zum Ausgangspunkt der Reflexion über den Nutzen des lebenspraktischen Reflektierens und Sprechens gelegt hatte. Zweitens wurde Epikurs Sensualismus in der römischen Epoche immer wieder – zustimmend oder negierend – rezipiert, so dass das Verständnis bei Seneca und Epiktet sich an zentralen Axiomen Epikurs (u. a.: Lebe im Verborgenen) in krisenhafter Situationsgebundenheit (Bürgerkriege, Errichtung und Schutz des Prinzipats) ausrichtete und abrieb.
Kracht die römische Welt, wie der Dichter Horaz später behauptete, doch nicht an ihren Übeln zusammen („si fractus illabatur orbis, inpavidum ferient ruinae“ – Wenn der Erdkreis einstürzte, träfe er einen Furchtlosen)? Die Trümmer des römischen Reiches trafen durchaus Philosophen, die in post-cäsarischer Zeit von politischen Verschwörungen und Gewaltexzessen nicht verschont geblieben waren. Die gängige Praxis der Verbannung setzte jedoch den produktiven Impuls intellektueller Widerstandskraft als Gegenleiden frei. Stoiker verschafften sich inneren Halt, der sie unerschütterlich machte gegenüber äußeren Krisen wie Sklavenaufständen oder höfischen Skandalen. Charakterfeste Persönlichkeiten wie Seneca, der als Fürstenerzieher Neros tätig war, entwickelte unter schwierigen Verhältnissen die Sittenideale römisch-stoischer Philosophie.
Zentrale Fragen, die zu diskutieren sind, haben sich auf die diagnostische und therapeutische Aufgabe der Philosophie zu beziehen: Was ist Philosophie? Wie wird die Lehre der Ataraxia begründet? Gibt es Heilung und Befreiung von den Übeln? Welche Rolle spielt die ältere Stoa oder auch Platons Philosophie? Wie wird der Selbstmord gerechtfertigt? Was heißt „sapere aude“, und welcher Zweck ist mit diesem Attribut verknüpft? Wie schätzt Musonius Rufus die Rolle der Frau ein? Darf sie philosophieren, oder wird sie an den Kochtopf verbannt? Wie ist die Freiheitslehre des ehemaligen Sklaven Epiktet aufgebaut? Ergibt sich eine ideell-strukturelle Nähe zu den Briefen des Apostel Paulus und der darin begründeten neuen Soziallehre der frühen Christen? Kurzum: Worin besteht die praxistaugliche Zweckdienlichkeit, wenn man heute stoische Philosophen liest, und warum könnten sie für junge Oberstufenschüler, künftige Lehrer oder auch Kulturschaffende und Philosophieinteressierte anregend, reizvoll, packend, lohnend, lehrreich, fesselnd oder lebenswichtig sein?
Erwartung: Regelmäßige Teilnahme, Lektüreaneignung und diskursive Bearbeitung der Primärtexte (auch mögliche, sketchartige Aufführung einiger Diatriben). Während der vorlesungsfreien Zeit sollten Epikurs Briefe und Fragmente (s. Bibliographie) zur Vorbereitung gelesen werden, denn mit ihnen beginnt die erste Vorlesungssitzung. Der weitere Zeitplan und die Prüfungsmodalitäten werden anfangs bekannt gegeben.
Primärtexte:
Epiket: Handbüchlein der Moral (Griechisch/Deutsch). Aus dem Griechischen übersetzt von Kurt Steinmann. Stuttgart: Philipp Reclam Jun. 2008.
– Wie werde ich wirklich frei? Was ist der Anfang der Philosophie? In: Epiktet, Teles, Musonius. Wege zum Glück. Auf der Grundlage der Übertragung von Wilhelm Capelle neu übersetzt und mit Einführungen und Erläuterungen versehen von Rainer Nickel. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1991, S. 131-159, 176-179.
– Was von ihm erhalten ist. Nach den Aufzeichnungen Arrians. Neubearbeitung der Übersetzung von J. G. Schulthess [1766] von R. Mücke. Heidelberg: Carl Winters Universitätsbuchhandlung 1924.
Epikur: Briefe, Sprüche, Werkfragmente. Griechisch/Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Hans-Wolfgang Krautz. Stuttgart: Philipp Reclam jun. 2007.
Plutarch: Ob es eine richtige Vorschrift sei: „Lebe im Verborgenen“ (Gegen Epikur). In: Ders.: Moralia. Band 2. Übersetzt von Christian Nathanael v. Osiander und Gustav Schwab. Herausgegeben von Christian Weise und Manual Vogel. Wiesbaden: Marix Verlag 2012, S. 866-870.
Seneca: De otio (Über die Muße). In: Ders.: De Otio. De providentia. Lateinisch/Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Gerhard Krüger. Stuttgart: Philipp Reclam Jun. 1996, S. 3-23.
– De providentia. In: Ebd., S. 25-65.
– De brevitate vitae (Von der Kürze des Lebens). Lateinisch/Deutsch. Übersetzt und herausgegeben von Josef Feix. Stuttgart: Philipp Reclam Jun. 1996.
– Philosophische Schriften. Lateinisch und Deutsch. Herausgegeben von Manfred Rosenbach. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 1974 (Dritter Band. An Lucilius. Briefe 1-69; Vierter Band. An Lucilius. Briefe 70-124 [1984]). Dazu alternativ und zur Anschaffung empfohlen: Seneca: Briefe an Lucilius. Aus dem Lateinischen übersetzt von Heinz Gunermann, Franz Loretto, und Rainer Rauthe. Herausgegeben, kommentiert und mit einem Nachwort versehen von Marion Giebel. Stuttgart: Reclam 2014.
Rufus, Musonius [Lehrgespräche/Diatriben]: Dass auch die Frauen philosophieren sollten; Dass auch die Könige philosophieren sollten; Dass die Verbannung kein Übel ist; Von den Beziehungen der beiden Geschlechter; Ob die Ehe für Philosophen ein Hindernis ist? In: Epiktet, Teles, Musonius: Wege zum Glück. Auf der Grundlage der Übersetzung von Wilhelm Capelle neu übersetzt und mit Einführungen und Erläuterungen versehen von Rainer Nickel. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1991, S. 222-226, 238-244, S. 245-251, 259-261, 263-267.
Forschungsliteratur:
Christ, Karl: Geschichte der römischen Kaiserzeit. Von Augustus bis zu Konstantin [1988]. München: Verlag C. H. Beck 2009.
Olligschläger, Uwe J.: Die Gesundheit der Seele: Sokrates – Seneca – Epiktet. Antikes Denken, moderne kognitive Psychotherapie und die Biochemie unserer Gedanken. Münster: LIT Verlag 2011, S. 123-276.
Sonnabend, Holger: Nero. Inszenierung der Macht. Darmstadt: Wissenschaftliche Buchgesellschaft 2016.
Von den Hoff, Ralf/Stroh, Wilfried/Zimmermann, Martin (Hrsg.): Divus Augustus. Der erste römische Kaiser und seine Welt. München: C. H. Beck 2014.
Wöhrle, Georg: Epiktet für Anfänger. Gespräche und Handbüchlein der Moral. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 2002.

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