Kant initiiert in der Grundlegung zur Metaphysik der Sitten eine Wende in der moralphilosophischen Denkungsart, die mindestens genauso fundamental und umwälzend wie seine kopernikanische Wende in der Denkungsart der erkenntnistheoretischen Transzendentalphilosophie ist, die er in seinem bekanntesten Werk „Kritik der reinen Vernunft“ vollzieht. Die Grundlegung zur Metaphysik der Sitten beginnt direkt und ohne Umschweife vollkommen voraussetzungslos mit einem Paukenschlag: „Es ist überall nichts in der Welt, ja überhaupt auch außer derselben zu denken möglich, was ohne Einschränkung für gut könnte gehalten werden, als ein guter Wille.“ Ausgehend von dieser zutiefst idealistischen Annahme, die erst im weiteren Verlauf der Schrift begründet wird, entfaltet Immanuel Kant die vermutlich differenzierteste und reflektierteste Ethik des Abendlands, um schließlich den kategorischen Imperativ als ein formales Prinzip zur Erschließung praktischer apodiktischer Vernunfturteile aufzustellen. Die spezifisch neue Denkungsart der Kantischen Moralphilosophie besteht in der Erkenntnis, dass der moralische Wert einer Handlung nicht in der Beziehung des Willens auf eine erhoffte Wirkung gegründet sein kann, sondern in der vernunftgemäßen Bestimmung des Willens selbst bestehen muss. Wir wollen gemeinsam die Frage nach dem Guten, dem Bösen und dem moralisch Indifferenten erörtern und herausfinden, warum Kant den Verstand, den Instinkt und das Gefühl im Gegensatz zur Vernunft für völlig ungeeignete Ratgeber in Fragen der Moral hält. Literatur: Immanuel Kant: Grundlegung zur Metaphysik der Sitten. Herausgegeben von Dieter Schönecker und Bernd Kraft. Felix Meiner Verlag. Hamburg 2016. 12,90 Euro.
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