sow250 - Vertiefungsfach (Vollständige Modulbeschreibung)

sow250 - Vertiefungsfach (Vollständige Modulbeschreibung)

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Modulbezeichnung Vertiefungsfach
Modulkürzel sow250
Kreditpunkte 6.0 KP
Workload 180 h
Einrichtungsverzeichnis Institut für Sozialwissenschaften
Verwendbarkeit des Moduls
  • Fach-Bachelor Sozialwissenschaften (Bachelor) > Aufbaumodule
  • Zwei-Fächer-Bachelor Sozialwissenschaften (Bachelor) > Aufbaumodule
Zuständige Personen
  • Heidenreich, Martin (Modulverantwortung)
  • Lindemann, Gesa (Modulverantwortung)
  • Lehrenden, Die im Modul (Prüfungsberechtigt)
Teilnahmevoraussetzungen
Kompetenzziele
Vorlesung und Seminar bzw. zwei Seminare müssen jeweils im selben Vertiefungsgebiet besucht werden. Ein einmal belegter Themenbereich darf nicht ein zweites Mal in einem anderen Semester belegt werden.

I. Themenbereich Europäisierung und transnationale Prozesse

Im Schwerpunktbereich Europäisierung und transnationale Prozesse stehen die international vergleichende Untersuchung nationaler Vergesellschaftungsprozesse und die Analyse transnationaler, insbesondere europäischer Vergesellschaftungsprozesse im Zentrum. Es sollen die national unterschiedlichen Ausgestaltungen von Raum-, Arbeits-, Bildungs-, Wissens- sowie normativen Ordnungen im internationalen Vergleich und die Öffnung und Entgrenzung nationaler Räume in unterschiedlichen Feldern (Einstellungen und Verhalten, Arbeit und Innovation, Wissen, Bildung und private Lebensformen, Urbanität, Konfliktregulierung) analysiert werden.

1. Politische Einstellungen und Verhalten
Im Mittelpunkt des Modulschwerpunkts Politische Einstellungen und Verhalten steht die Erklärung der Entstehung und Veränderung der Einstellungen politischer Akteure (z.B. Wähler, Parteien, Verbände, Verwaltung) und ihres Verhaltens im Kontext politischer Strukturen und Prozesse. Dazu werden die verschiedenen Teilbereiche und theoretischen Ansätze der Einstellungs- und Verhaltensforschung vorgestellt (z.B. Wahl- und Parteienforschung, Parlamentssoziologie, etc.) und in ausgewählten Politikfeldern (Wirtschafts-, Sozial-, Bildungspolitik, etc.) validiert.

2. Stadtsoziologie
Vermittlung der soziologischen Thematisierung von Stadt, der theoretischen Konzepte und empirischen Befunde der Stadtforschung zu verschiedenen Themengebieten.

3. Sozialwissenschaftliche Europastudien
Die Lehrveranstaltungen sollen die Fähigkeit vermitteln, die Prozesse europäischer Integration, ihre soziokulturellen und gesellschaftlichen Grundlagen und ihre inhärenten Spannungen und Dilemmata selbstständig zu analysieren. Am Beispiel Europa sollen Problembewusstsein und das Verständnis für empirische Zusammenhänge und theoretische Optionen geweckt werden.

4. Arbeit und Organisation im internationalen Vergleich
In den Veranstaltungen dieses Moduls werden der Wandel der heutigen Arbeits- und Organisationsgesellschaft beschrieben. Hierbei werden zum einen grundlegende arbeits- und organisationssoziologische Kenntnisse vermittelt und zum anderen der Wandel der heutigen Arbeitsgesellschaft in einer international vergleichenden Perspektive beschrieben.

5. Soziologie des Lebenslaufs
Der Lebenslauf von Individuen ist ein komplexer Prozess, bestehend aus dem Zusammenspiel von individuellen psychischen Dispositionen und Bedürfnissen einerseits sowie umgebenden sozialen Beziehungen und sozialen Strukturen andererseits. In der Vorlesung und dem zugehörigen Seminar werden die zentralen Konzepte und Zugänge des Lebenslaufansatzes erarbeitet und anhand verschiedener Themen weitergehend vertieft.


II. Themenbereich Selbstbildungen zwischen Inklusion und Exklusion

In dem Modul können folgende Themenbereiche gewählt werden.

1. Themenbereich: Systemtheorie und Organisation
In den Veranstaltungen dieses Themenbereichs werden soziologische Perspektiven auf Wirtschaft und Organisation beschrieben. Hierbei werden grundlegende Kenntnisse der Wirtschaftssoziologie und der Organisationssoziologie vermittelt. Zugleich wird insbesondere in die systemtheoretische Perspektive auf Wirtschaft und Organisation eingeführt, wobei exemplarisch auf dominante Anwendungsformen, unter anderem auch in der Organisationsberatung, eingegangen wird.

2. Themenbereich: Mensch und Technik
In den Veranstaltungen dieses Themenbereichs werden zwei Fragenkomplexe im Mittelpunkt stehen: 1. Welchen Stellenwert hat der Mensch oder das Menschsein in einer technisierten Welt: Wird der Mensch von der durch ihn ins Leben gerufenen Technik überholt, verändert, verdrängt, beherrscht, perfektioniert, in ein glücklicheres Leben befördert oder von Lebenszwängen des Alterns, der Arbeit usw. befreit? 2. Wie verändert Technologie spezifische gesellschaftliche Lebensbereiche?
Der erste Fragenkomplex betrifft grundlegende theoretische Annahmen der Soziologie, die in den Veranstaltungen dieses Moduls besprochen werden sollen: Analysen zu den Grenzen der Sozialwelt, Debatten um den Status von Technologien, die Rolle der (Ingenieur)Wissenschaften innerhalb moderner Gesellschaften, rechtliche, ökonomische und politische Problemstellungen von Sicherheitstechnologien usw.
Der zweite Fragenkomplex betrifft die Entwicklung einzelner Technologien (Smartphones, Internet der Dinge, selbststeuernde Autos usw.) und ihre Auswirkungen auf einzelne gesellschaftliche Teilbereiche oder soziale Gruppen. Diese sollen dann im Fokus der entsprechenden Veranstaltungen stehen: Neue Medien und ihre Auswirkungen auf eine alternde Gesellschaft, auf den Umgang mit Gesundheitsthemen, auf Bildungsprozesse; intelligente Robotik und Netzwerkrobotik in der Medizin, Pflege, in der Netzökonomie, im Finanzwesen, im Militär, im Alltagsleben oder im Straßenverkehr.
Ziel dieses Moduls ist es (a) das Verhältnis von Mensch, Technik und Gesellschaft auf der Grundlage aktueller soziologischer Debatten reflektieren zu können, (b) sich Grundwissen zu diesem Themenbereich anzueignen, © eigenständig eine Perspektive und Lösungsstrategien auf Probleme dieses Themenbereichs entwickeln zu können (u.a. interessant für die Bereiche Technikfolgenabschätzung, Usability, Public Relations).

3. Themenbereich: Exemplarische Analysen soziologischer Theorien
Soziologische Theorien gehören zusammen mit den Methoden empirischer Sozialforschung zum Rüstzeug jedes Soziologen und jeder Soziologin. Das Durcharbeiten ganzer Bücher kostet Mühe und Überwindung. Doch erst die Lektüre soziologischer Texte versetzt einen dazu in die Lage, Ereignisse, Phänomene und Daten einordnen zu können und z.B. zu verstehen, wie sich Verwaltungsakte von einem äußerem Zweck entkoppeln und um ihrer Selbstreferentialität willen prozessieren (Luhmann).
In diesem Tandem sollen ganze Werke gelesen werden, die mittlerweile zum Portfolio der gegenwärtigen Theoriediskussionen in der Soziologie und darüber hinaus gehören und in unterschiedlicher Weise eine Perspektive auf die moderne Gesellschaft erlauben.

4. Themenbereich: Internet und Gesellschaft
Anhand verschiedener soziologischer Perspektiven auf das Verhältnis von Internet und Gesellschaft wird in den Veranstaltungen dieses Themenbereichs der Zusammenhang von sozialtheoretischen Grundannahmen, empirischer Forschung und gesellschaftstheoretischen Aussagen betrachtet.

5. Themenbereich: Systemtheorie und Empirie
In den Veranstaltungen dieses Themenbereichs werden verschiedene Vorschläge zur Verbindung von Systemtheorie und Empirie erarbeitet und anhand von Anwendungsbeispielen diskutiert. Die Auseinandersetzung mit systemtheoretischen Problemstellungen und Beispielen aus der empirischen Forschung vertieft das Verständnis für die Verbindung von Theorie und Empirie.

6. Themenbereich: Gewalt und Ordnungsbildung
In der neueren soziologischen Diskussion wird Gewalt primär als soziales Problem begriffen, aber kaum auf der Ebene einer allgemeinen Theorie sozialer Ordnungsbildung analysiert. Dieser methodologische Pazifismus führt zu einem verzerrten Verständnis sozialer Wirklichkeit. Das Ziel des Seminars besteht darin, aktuelle Vorschläge zur Analyse von Gewalt zu analysieren und mit Bezug auf empirische Phänomene zu diskutieren. Auf diese Weise erlangen die Studierenden ein vertieftes Verständnis für die Bildung sozialer Ordnung.
Modulinhalte
In dem Modul können die folgenden Vertiefungsbereiche gewählt werden.

I. Themenbereich Europäisierung und transnationale Prozesse

1. Politische Einstellungen und Verhalten
Die Vorlesung führt ein in die wissenschaftliche Analyse von politischen Einstellungen und Verhaltensweisen. Im Mittelpunkt der Vorlesung stehen die wichtigsten theoretischen Ansätze zur Erklärung politischer Einstellungen und politischen Verhaltens und die Methoden der politikwissenschaftlichen Einstellungs- und Verhaltensforschung. Dementsprechend werden u.a. die folgenden Themen behandelt: Politische Sozialisation, Ideologien, Werte- und Wertewandel, politische Partizipation, soziales Kapitel, Wahlsoziologie, politische Kommunikation, Parlamentssoziologie, Bürokratie- und Eliteforschung.
In dem vertiefenden, politikfeldbezogenen Seminar können die Studierenden ihre Kenntnisse der politikwissenschaftlichen Einstellungs- und Verhaltensforschung auf verschiedenen Politikfeldern (Wirtschaft, Arbeit, Bildung, Soziales, etc.) exemplarisch anwenden, eine wissenschaftliche Fragestellung formulieren und selbstständig bearbeiten.

2. Stadtsoziologie
Die Vorlesung gibt einen Überblick über theoretische Konzepte und empirische Befunde zu aktuellen Problemen der Stadtentwicklung. Im Seminar „Aktuelle Probleme der Stadtentwicklung“ werden empirische Studien diskutiert, die sich mit Fragen wie Segregation, Suburbanisierung, Gentrification etc. in deutschen, europäischen und amerikanischen Städten befassen. Forschungsseminar: Einführung in die Raumsoziologie werden Fragen des öffentlichen und privaten Raums theoretisch und empirisch behandelt. Dazu wird im Rahmen des Seminars ein kleines Forschungsprojekt durchgeführt.

3. Sozialwissenschaftliche Europastudien
Aufgrund der Europäisierung und Globalisierung von Wirtschaft und Gesellschaft wachsen in allen Berufsfeldern die Anforderungen an Kenntnisse europäischer und globaler Strukturen. In den "Sozialwissenschaftlichen Europastudien" sollen solche Kenntnisse über die europäischen Länder und die europäische Union vermittelt werden. Hierbei wird davon ausgegangen, dass "Europa" keine fest umrissene räumliche, politische oder gesellschaftliche Einheit ist. Gleichzeitig aber ist Europa mehr als ein Ensemble unverbundener Völker, Kulturen, Sprachen und Geschichten. "Europa" ist vielmehr ein Beispiel für einen neuartigen transnationalen Raum, der zum einen das zu eng gewordene Korsett nationalstaatlich regulierter Räume überschreitet und der zum anderen durch institutionell stärker eingebettete Beziehungen als die Weltgesellschaft gekennzeichnet ist. Den sozialwissenschaftlichen Europastudien geht es um die Analyse der demographischen, wohlfahrtsstaatlichen, wirtschaftlichen, politischen und soziokulturellen Dimensionen und Dynamiken dieses Raumes.

4. Arbeit und Organisation im internationalen Vergleich
Die heutige Arbeitsgesellschaft lässt sich immer weniger als Industriegesellschaft verstehen. Im Zentrum der innovationszentrierten, tendenziell globalen Arbeitsgesellschaft der Gegenwart steht nicht mehr die industrielle Fertigung standardisierter Güter durch lohnabhängige Beschäftigte. Immer bedeutsamer wird die Organisation sozialer Beziehungen - vor allem durch wissens- und kommunikationsintensive Dienstleistungen. Auf institutioneller Ebene geht dies mit dem Wandel der bisherigen, vorwiegend nationalstaatlichen Regulationsstrukturen der Arbeitsgesellschaft einher; bisherige Ausbildungsformen, Tarifvertragsbeziehungen und Formen sozialer Absicherung geraten an Grenzen. Die Arbeitsgesellschaft ist gleichfalls eine Gesellschaft lernender, vielfach grenzüberschreitend tätiger Organisationen. Lernende Organisationen sind der zentrale Ort für die Weiterentwicklung wirtschaftlichen, technischen und wissenschaftlichen Wissens. Ebenso sind sie allerdings auch für die Risiken und Schattenseiten der heutigen Gesellschaft verantwortlich.

5. Soziologie des Lebenslaufs
In der Vorlesung sowie in dem Seminar werden zunächst die theoretischen Ansätze des Lebenslaufansatzes erarbeitet. Es wird ausgehend vom einzelnen Akteur analysiert, inwieweit psychische Dispositionen (z.B. Werte, Persönlichkeitsfaktoren), soziale Beziehungen und soziale Strukturen einen Einfluss auf den Lebenslauf haben. Ein besonderer Fokus liegt auf der Analyse soziale Beziehungen und dyadischer Entscheidungsprozesse, z.B. in Partnerschaften. Darüber hinaus ist der Lebenslauf eingebettet in soziale Strukturen und gesellschaftliche Teilbereiche, wie z.B. dem Bildungssystem, den Arbeitsmarktstrukturen, rechtliche Rahmenbedingungen usw. Es werden entsprechend die Interdependenzen zwischen diesen gesellschaftlichen Rahmbedingungen und dem Lebenslauf eruiert. Ziel ist es, die soziale und gesellschaftliche Strukturierung individueller Lebensverläufe sowie spezifische Statuspassagen (z.B. Auszug aus dem Elternhaus, Kohabitation mit dem Partner, Familiengründung, berufliche Entscheidungsprozesse usw.) zu analysieren.

II. Themenbereich Selbstbildungen zwischen Inklusion und Exklusion

Die Studierenden erarbeiten sich unterschiedliche Sozialtheoretische und gesellschaftstheoretische Konzepte. Anhand unterschiedlicher Theorien und Methodologien wird das Verhältnis von Theorie, Methodologie und empirischer Forschung untersucht.

1. Systemtheorie und Organisation
Im ersten Seminar zur Systemtheorie wird grundlegend in die theoretischen Kernaspekte und methodischen Vorgehensweisen der Systemtheorie Luhmanns eingeführt. Das Seminar ist in drei zusammenhängenden Teilen aufgebaut: Im ersten Teil werden allgemeine Kernkonzepte der Systemtheorie diskutiert, insbesondere die funktionale Analyse, die Beobachtung zweiter Ordnung, das Konzept der Selbstreferenz und die Unterscheidung der drei Systemreferenzen Interaktion, Organisation und Gesellschaft. Im zweiten Teil wird auf dieser Grundlage der Systemtyp Organisation näher in den Blick genommen und das systemtheoretische Verständnis von Organisation sowie dessen Anwendung etwa im strategischen Management vorgestellt. Im dritten Teil wird vor dem Hintergrund der systemtheoretischen Gesellschaftstheorie das Funktionssystem Wirtschaft exemplarisch behandelt.
Im zweiten Seminar zu Wirtschaft und Organisation aus soziologischer Perspektive wird allgemein in die Wirtschafts- und Organisationssoziologie eingeführt. Das Seminar beginnt mit der Diskussion gemeinsamer Grundlagen von Ökonomie und Soziologie und zeigt dann die Differenzierung der Perspektiven auf. Vor dem Hintergrund dieser disziplinhistorischen Einbettung werden dann im zweiten Teil des Seminars die Spezifika soziologischer Organisationsforschung anhand exemplarischer Ansätze diskutiert. Im dritten Teil werden die Besonderheiten einer wirtschaftssoziologischen Perspektive diskutiert, wobei insbesondere neuere Ansätze etwa aus der Soziologie der Märkte behandelt werden. Die beiden Seminare sind inhaltlich so aufeinander abgestimmt, dass die spezifisch systemtheoretische Organisationsforschung mit der allgemeinen soziologischen Organisationsforschung parallel geführt ist und entsprechend diskutiert werden kann; dasselbe gilt für das Themenfeld der Wirtschaft.

2. Mensch und Technik (Christian Fritz-Hoffmann)
Im ersten Seminar wird es um eine Auseinandersetzung mit der Actor-Network-Theory (ANT) gehen. Dieser soziologische Ansatz aus den Science and Technology Studies hat die Diskussion um den Akteursstatus von Technologien stark beeinflusst. Im ersten Drittel des Seminars wird es darum gehen, sich anhand einer Studie aus dem Umkreis der ANT einen Einblick zu verschaffen in diese netzwerktheoretische Perspektive auf das Verhältnis von Mensch, Technik und Gesellschaft. Im zweiten Drittel geht es dann darum die daran anknüpfende Debatte nachzuvollziehen: Welche Konsequenzen hat es für die soziologische Theoriebildung, wenn man die Unterscheidung von menschlichen Akteuren und technischen Dingen verabschiedet: Was ist dann Gesellschaft? Was ist dann das Soziale? Was ist dann eine Handlung? Was ist dann ein Akteur? Im letzten Drittel der Veranstaltung soll es dann in Auseinandersetzung mit der ANT darum gehen, alternative Perspektiven auf das Verhältnis von Mensch, Technik und Gesellschaft kennenzulernen.
Im zweiten Seminar wird es darum gehen, nach dem Verhältnis von Kindheit/Jugend, Neue Medien und Gesellschaft zu fragen. Dabei geht es sowohl darum, welche Effekte die Entwicklung neuer Technologien (wie Web 2.0) haben: Welchen Einfluss haben Internet, Smartphone, Tablets u.a. auf kindliche Lebenswelten? Es soll jedoch auch darum gehen, welche Effekte Kinder auf die Entwicklung von Medien haben: Welche Vorstellungen von Kindheit und Erwachsensein stecken in Technologien, wie eignen sich Kinder und Jugendliche Medien an? Oftmals ruft die Entwicklung von Technologien auch gesellschaftsdiagnostische Fragestellungen auf: Verdirbt die grenzlose Welt des Internets Kinder und Jugendliche (Pornografie, Gewalt usw.)? Führen Neuen Medien zu einem neuen Entwicklungsschub der Kontrollgesellschaft, Wissensgesellschaft oder der Öffentlichkeit? Da es bisher nur wenige Ansätze zu einer Soziologie der Kindheit gibt, ebenso wie zum Verhältnis von neuen Medien und Kindheit wird es vor allem um die Frage gehen, wie man der Multiperspektivität des Verhältnisses von Kindheit/Jugend, Medien, und Gesellschaft soziologisch gerecht werden kann. Daher soll es zunächst um Gesellschaftsdiagnosen (wie »Kinder dürfen kaum noch Kinder sein« u.a.) gehen, die dann hinterfragt und anhand von Studien zum Themenfeld diskutiert werden.

3. Exemplarische Analysen soziologischer Theorien (Jonas Barth / Richard Paluch)
Der erste Lektürekurs adressiert das Verhältnis von Macht, Gewalt und moderner Gesellschaft.

Der zweite Lektürekurs behandelt die Grundrechte:
Im heutigen Grundrechtediskurs scheint zumeist nur die individuelle Freiheit von Menschen eine Rolle zu spielen. Grundrechte sind dann bedeutsam, wenn sie aus der Perspektive subjektiver Abwehrrechte gegenüber staatlichen Eingriffen und der Wahrung individueller Entscheidungsfindung betrachtet werden.
Das Werk „Grundrechte als Institution“ von Niklas Luhmann bietet hierzu eine umfangreiche holistische Gegenposition. Als zentrales Werk der vorautopoietischen Wende werden die Grundrechte soziologisch expliziert, wodurch Begriffe wie „Würde“ und „Freiheit“ vornehmlich hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Funktion betrachten werden. Würde und Freiheit ermöglichen Luhmann zufolge zunächst Generalisierungen, die Personen zur Kommunikation befähigen und sie zu Funktionsträgern von Systemen machen können.
Im Seminar soll die Lektüre des Buches „Grundrechte als Institution“ Studierenden ermöglichen, einen vertieften Einblick in die funktionalstrukturalistische Argumentationsstruktur zu gewinnen und die Relevanz der Institutionalisierung der Grundrechte für die funktionale Differenzierung moderner Gesellschaften zu verstehen.

4. Internet und Gesellschaft
Die sogenannten „neuen Medien“ dringen durch mobile Endgeräte zunehmend in alle Bereiche des Alltags ein. Wie der gesellschaftliche Wandel durch das Internet und internetfähige mobile Geräte zu begreifen ist, wird aktuell mit unterschiedlichen soziologischen Theoriesprachen analysiert. Besondere Aufmerksamkeit genießen dabei Phänomene internetgestützter Kollaboration.

5. Systemtheoretische Empirie
Die Systemtheorie luhmannscher Prägung sieht sich mitunter dem Vorwurf ausgesetzt, empirisch nicht gut verwendbar zu sein oder sich gar nicht auf empirische Daten zu beziehen. In den Veranstaltungen dieses Bereichs setzen wir uns mit mehreren methodologischen Vorschlägen zur Verbindung von Systemtheorie und Empirie auseinander. Außerdem werden empirische Studien diskutiert, die explizit systemtheoretische Fragestellungen verfolgen.

6. Gewalt und Ordnungsbildung
In der neueren soziologischen Diskussion wird Gewalt exotisiert. D.h., Gewalt wird als ein Phänomen begriffen, das soziale Ordnungsbildung stört bzw. zerstört. Gewalt kann daher nur in sozialen Problemgebieten bzw. in Regionen mit zerfallender Ordnung auftreten. Auf der Ebene einer allgemeinen Theorie sozialer Ordnungsbildung gibt es daher kaum eine Auseinandersetzung mit Gewalt. Dass dieser methodologische Pazifismus zu einem verzerrten Verständnis sozialer Wirklichkeit führt, ist allerdings in jüngerer Zeit häufiger kritisiert worden. Im Seminar werden aktuelle Vorschläge zur Analyse von Gewalt mit Bezug auf empirische Phänomene diskutiert.
Literaturempfehlungen
Literatur:
I. Themenbereich Europäisierung und transnationale Prozesse

1. Politische Einstellungen und Verhalten
Kaina, Viktoria und Andrea Römmele (2009) Politische Soziologie. Ein Studienbuch, Wiesbaden, VS Verlag für Sozialwissenschaften.
Dalton, Russell J. und Hans‐Dieter Klingemann (2007) The Oxford Handbook of Political Behavior, Oxford, Oxford University Press.
Hedström, Peter und Bearman, Peter (2009) The Oxford Handbook of Analytical Sociology, Oxford, Oxford University Press.

2. Stadtsoziologie
Häußermann, Hartmut und Walter Siebel 2004: Stadtsoziologie. Eine Einführung. Frankfurt, New York: Campus.

3. Sozialwissenschaftliche Europastudien
Eigmüller, Monika und Steffen Mau, 2010: Gesellschaftstheorie und Europapolitik. Wiesbaden: VS-Verlag.
Immerfall, Stefan/Göran Therborn, Göran (Hg.) (2010): Handbook of European Societies. Berlin: Springer.
Mau; Steffen, und Roland Verwiebe, 2009: Die Sozialstruktur Europas. Konstanz: UVK

4. Arbeit und Organisation im internationalen Vergleich
Kieser, Alfred; Ebers, Mark (Hrsg.): Organisationstheorien. 7. Aufl., Kohlhammer, Stuttgart 2014.
Kieser, Alfred, und Peter Walgenbach, 2010: Organisation (6. Auflage). Stuttgart: Schäffer-Poeschel.

5. Soziologie des Lebenslaufs
Elder, G.H.; Giele, J.Z. (2009): The Craft of Life Course Research. New York.
Heinz, W.R.; Huinink, J.; Weymann, A. (2009): The Life Course Reader. Frankfurt/M.
Kohli, M. (1978): Soziologie des Lebenslaufs. Neuwied.
Mortimer, J.T.; Shanahan, M. J. (2004): Handbook of Life Course. New York.
Sackmann, R. (2007): Lebenslaufanalyse und Biographieforschung. Eine Einführung. Wiesbaden.
Solga, H.; Powell, J.; Berger, P.A. (2009): Soziale Ungleichheit. Frankfurt/M.

II. Themenbereich Selbstbildungen zwischen Inklusion und Exklusion:

1. Systemtheorie und Organisation
Kühl, S. (2011): Organisation. Eine sehr kurze Einführung. VS.
Mayntz, R (1967): Soziologie der Organisation.Rowohlt.
Luhmann, N (1964): Funktion und Folgen formaler Organisation. Humblot und Duncker.
Luhmann, N (1988): Die Wirtschaft der Gesellschaft. Suhrkamp.
Mauerer, A (2008): Handbuch der Wirtschaftssoziologie. VS.


2. Mensch und Technik (Christian Fritz-Hoffmann)
Latour, Bruno (2010): Eine neue Soziologie für eine neue Gesellschaft, übersetzt von Gustav Roßler, Berlin: Suhrkamp.
Lindemann, Gesa (2014): Weltzugänge. Die mehrdimensionale Ordnung des Sozialen, Weilerswist: Velbrück.
Schulz-Schaeffer, Ingo (2007): Zugeschriebene Handlungen. Ein Beitrag zur Theorie sozialen Handelns, Weierswist: Velbrück.
Rammert, Werner (u.a.) (2002): Können Maschinen handeln? Soziologische Beiträge zum Verhältnis von Mensch und Technik, Frankfurt: Campus.
Beck, Stefan (2012): Science and Technology Studies. Eine sozialanthropologische Einführung, Bielefeld: Transcript.
Fleischer, Sandra (u.a.) (Hg.) (2014): Handbuch Kinder und Medien. Berlin: Springer.
Ito, Mizuko (2012): Engineering Play. A Cultural History of Children's Software, Camebridge: MIT-Press.
Ziemann, Andreas (2006): Soziologie der Medien, Bielefeld: transcript.
Schweizer, Herbert (2007): Soziologie der Kindheit. Verletzlicher Eigen-Sinn, Wiesbaden: VS.


3. Exemplarische Analysen soziologischer Theorien (Jonas Barth / Richard Paluch)
Bauman, Zygumt (1992): Dialektik der Ordnung, Hamburg: Europäische Verlagsanstalt
Foucault, Michel (1994): Überwachen und Strafen. Die Geburt des Gefängnisses, Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Joas, Hans/ Knöbl, Wolfgang (2004): Sozialtheorie. Zwanzig einführende Vorlesungen, Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Lindemann, Gesa (2009): Gesellschaftliche Grenzregime und soziale Differenzierung, in: Zeitschrift für Soziologie 38 (2): 92-110.
Luhmann, Niklas (1965): Grundrechte als Institution, Berlin: Duncker & Humblot.
Mann, Michael (2007): Die dunkle Seite der Demokratie: eine Theorie der ethnischen Säuberung, Hamburg: Hamburger Ed.
Parsons, Talcott (1972): Das System moderner Gesellschaften, Weinheim, München: Juventa.
Plessner, Helmuth (1972): Grenzen der Gemeinschaft: eine Kritik des sozialen Radikalismus, 2. Aufl., Bonn: Bouvier.
Weitere Literatur wird zu Beginn des Seminars bekanntgegeben.


4. Internet und Gesellschaft
Tiedecke, Udo (2012): Soziologie der Kommunikationsmedien. Medien – Formen – Erwartungen, Wiesbaden: VS Verlag.
Sutter, Tilmann, Alexander Mehler (Hg.) (2010): Medienwandel als Wandel von Interaktionsformen. Wiesbaden: VS Verlag.

5. Systemtheorie und Empirie
Luhmann, Niklas (1984): Soziale Systeme. Grundriß einer allgemeinen Theorie, Frankfurt am Main: Suhrkamp.
Luhmann, Niklas (1997): Die Gesellschaft der Gesellschaft, Frankfurt am Main: Suhrkamp.

6. Gewalt und Ordnungsbildung
Collins, Randall (2008) Violence. A micro-sociological theory, Princeton, NJ: Princeton University Press
Koloma Beck, Teresa; Schlichte, Klaus (2014) Theorien der Gewalt, Hamburg: Junius
Lindemann, Gesa (2014) Weltzugänge. Die mehrdimensionale Ordnung des Sozialen, Weilerswist: Velbrück Wissenschaft
Reemtsma, Jan Philipp (2008) Vertrauen und Gewalt. Versuch über eine besondere Konstellation der Moderne, Hamburg: Hamburger Edition
Weitere Literatur wird zu Beginn des Semesters bekannt gegeben.
Links
Unterrichtsprachen Deutsch, Englisch
Dauer in Semestern 1 Semester
Angebotsrhythmus Modul jährlich
Aufnahmekapazität Modul unbegrenzt
Hinweise
6 KP | 4. FS | Wahlpflicht | Martin Heidenreich / Gesa Lindemann
Folgende Veranstaltungs-Tandems können belegt werden:
Themenbereich Europäisierung und transnationale Prozesse:
2 S: 061+0611 oder 1 V: 062+1 S: 0621 oder 1 V: 063+1 S: 0631, 0632, 0633, 0634 oder 1 V: 064+1 S: 0641 oder 1S: 065+ 1AG: 0651 oder 1S: 066+ 1AG: 0661

Themenbereich Selbstbildungen zwischen Inklusion und Exklusion:
2 S: 071+0711 oder 072+0721 oder 073+0731 oder 074+0741 oder 075+0751 oder 076+0761
Modulart Wahlpflicht
Modullevel AM (Aufbaumodul)
Lehr-/Lernform 6 KP | 4. FS | Wahlpflicht | Martin Heidenreich / Gesa Lindemann
Folgende Veranstaltungs-Tandems können belegt werden:
Themenbereich Europäisierung und transnationale Prozesse:
2 S: 061+0611 oder 1 V: 062+1 S: 0621 oder 1 V: 063+1 S: 0631, 0632, 0633, 0634 oder 1 V: 064+1 S: 0641 oder 1S: 065+ 1AG: 0651 oder 1S: 066+ 1AG: 0661

Themenbereich Selbstbildungen zwischen Inklusion und Exklusion:
2 S: 071+0711 oder 072+0721 oder 073+0731 oder 074+0741 oder 075+0751 oder 076+0761
Prüfung Prüfungszeiten Prüfungsform
Gesamtmodul
I. Themenbereich Europäisierung und transnationale Prozesse

1. Politische Einstellungen und Verhalten
Portfolio: Ein Kurzvortrag und Forschungsessay (5-6 Seiten) im Seminar sowie ein Forschungsessay (8-10 Seiten) in der Vorlesung

2. Stadtsoziologie
Portfolio: Ein Kurzvortrag in der Vorlesung sowie sechs Lesenotizen (à 3 Seiten) im Seminar Aktuelle Probleme der Stadtentwicklung

3. Sozialwissenschaftliche Europastudien
Portfolio: Ein Kurzvortrag und ein Forschungsessay (5-6 Seiten) in zwei beliebig gewählten Veranstaltungen.

4. Arbeit und Organisation im internationalen Vergleich
Portfolio: Ein Kurzvortrag und ein Forschungsessay (5-6 Seiten) in zwei zusammengehörigen Veranstaltungen.

5. Soziologie des Lebenslaufs
Referat bzw. Hausarbeit (15 bzw. 20 Seiten)

II. Themenbereich Selbstbildungen zwischen Inklusion und Exklusion:

Die Lehrenden geben zu Beginn des Semesters bekannt, welche der folgenden Prüfungsleistungen erbracht werden muss:
Referat und Ausarbeitung oder
Hausarbeit oder
Portfolio
a) bestehend aus 6 Lesenotizen
oder
b) bestehend aus
1. zwei Teilleistungen (Ausarbeitung der theoretischen Annahmen) und
2. der Fragestellung, schriftliche Bearbeitung der Fragestellung, Textumfang max. 10-15 Seiten)
Lehrveranstaltungsform Seminar
SWS 4
Angebotsrhythmus