Seminar
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4.02.021a - Basisseminar Mittelalter: Die Pest im Mittelalter
Tuesday: 10:00 - 12:00, weekly (from 15/10/24)
Bitte kombinieren Sie das Seminar mit der Vorlesung 4.02.020.
Als Basisseminar führt die Veranstaltung in zentrale Arbeitstechniken ein und zielt insgesamt auf a) den Aufbau von Orientierungswissen zu Themen und Arbeitsweisen der Mediävistik, b) die Auseinandersetzung mit Forschungsansätzen und c) die Vermittlung grundlegender methodischer Kenntnisse für die Arbeit mit mittelalterlichen Quellen.
Im inhaltlichen Teil des Seminars (ungefähr ein Drittel der Veranstaltung) werden wir ein Feld in den Blick nehmen, dass mit der noch nicht lange zurückliegenden Coronapandemie womöglich gar nicht so fremd erscheint: die Pest. Die mittelalterliche Epoche wurde von mehreren Pestwellen heimgesucht, als sog. Justinianischen Pest wird der Ausbruch der Erkrankung im 6. Jh. mit ihrer weiten Verbreitung im Mittelmeerraum bezeichnet. In Schulbüchern und Populärkultur präsenter ist sicherlich die große Pestepidemie, die um die Mitte des 14. Jhs. in Asien und Europa wütete und später unter dem Namen „Schwarzer Tod“ bekannt wurde. Auf Basis unterschiedlicher zeitgenössischer Quellenzeugnisse und Forschungsansätze sollen im Seminar ausgewählte Facetten der Seuche, die als eine der größten Katastrophen der Epoche gilt, näher betrachtet werden. Gefragt werden kann dabei etwa nach Ursachen, Ausbreitung und Auswirkungen der Krankheit, zeitgenössischen Erklärungsmustern sowie medizinischen, religiösen und sozialen Bewältigungsstrategien. Wir streifen auch Überlegungen zu Hygiene und dem Umgang mit Krankheiten im weiteren Sinne, und beschäftigen uns mit dem Einfluss der Pest auf kulturelle Praktiken und geistige Strömungen der Zeit. Dazu gehört auch die mit der Pandemie im Zusammenhang stehende Verfolgung und Ermordung jüdischer Menschen zwischen 1348 und 1351.
Der Leistungsnachweis wird über ein Portfolio mit mehreren Teilleistungen erbracht (nähere Informationen zu Studien- und Prüfungsleistungen folgen im Seminar). Im Basismodul gehört dazu auch ein Test in der mit dieser Veranstaltung verknüpften Vorlesung.
Literaturhinweise:
Goetz, Hans-Werner: Proseminar Geschichte: Mittelalter, 4., überarb. Aufl., Stuttgart 2014; Hartmann, Martina: Mittelalterliche Geschichte studieren, 4., überarb. Aufl., Konstanz/München 2017.
Benedictow, Ole Jørgen: The Complete History of the Black Death, Woodbridge 2021; Bergdolt, Klaus: Der Schwarze Tod in Europa. Die Große Pest und das Ende des Mittelalters, 4. Aufl., München 2017; Bergdolt, Klaus: Die Pest. Geschichte des Schwarzen Todes, 2. Aufl., München 2011; Berner, Alexander u.a. (Hg.): Pest! Eine Spurensuche: 20. September 2019-10. Mai 2020, LWL-Museum für Archäologie, Westfälisches Landesmuseum Herne, Darmstadt 2019; Bulst, Neithard: Der Schwarze Tod. Demographische, wirtschafts- und kulturgeschichtliche Aspekte der Pestkatastrophe von 1347-1352. Bilanz der neueren Forschung, in: Saeculum 30, 1979, S. 45-67; GRAUS, Frantisek: Pest – Geißler – Judenmorde. Das 14. Jahrhundert als Krisenzeit, 3. Aufl., Göttingen 1994; Jankrift, Kay Peter: Krankheit und Heilkunde im Mittelalter, Darmstadt 2003; Meier, Mischa (Hg.): Pest: die Geschichte eines Menschheitstraumas, Stuttgart 2005; Riha, Ortrun (Hg.): Seuchen in der Geschichte 1348-1998. 650 Jahre nach dem schwarzen Tod. Referate einer interdisziplinären Ringvorlesung im Sommersemester 1998 an der Universität Leipzig, Aachen 1999; Wolff, Katharina: Die Theorie der Seuche. Krankheitskonzepte und Pestbewältigung im Mittelalter, Stuttgart 2021.
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4.02.021b - Basisseminar Mittelalter, Schwerpunkt: Das Ablasswesen im Spätmittelalter
Thursday: 10:00 - 12:00, weekly (from 17/10/24)
Bitte kombinieren Sie das Seminar mit der Vorlesung 4.02.020.
In diesem Seminar werden wir geschichtswissenschaftliche Arbeitstechniken vertiefen und unseren historischen Werkzeugkasten in Bezug auf das Mittelalter (Einführung in das Lesen mittelalterlicher Handschriften, Umgang mit mittelalterlichen Quellen etc.) erweitern. Ein besonderes Gewicht liegt auf jener Dimension, die aus dem Schulunterricht weniger bekannt ist: den Umgang mit der Vielstimmigkeit der Forschung. Dies werden wir anhand des Ablasswesens tun.
Ablässe, mit denen katholische Gläubige im Spätmittelalter durch Gebete, Wallfahrten oder Spenden den Nachlass zeitlicher Sündenstrafen erwerben konnten, haben vor allem seit der Reformation nicht nur in protestantischen Kreisen einen schlechten Ruf. Luthers Wettern gegen das Ablasswesen führte mit dazu, dass es von der historischen Forschung als fragwürdige Praxis eingestuft und lange nur am Rande untersucht wurde. Auch außerhalb der Forschung gilt das mittelalterliche Ablasswesen als überaus fragwürdige Praxis. Die Forschungen der letzten Jahre haben hingegen gezeigt, dass das Ablasswesen in seiner Komplexität faszinierende Einblicke in die spätmittelalterliche Gesellschaft bietet: als eine Form „gezählter Frömmigkeit“ im zunehmend kaufmännisch geprägten Spätmittelalter, als spezifische Form von Crowdfunding für finanzklamme Klöster, als ein „Medienereignis“ nach Erfindung des Buchdrucks und als Ausdruck von Netzwerken und Kommunikationswegen, mit denen Ablassanbieter wie Klöster nach innen (d.h. der Ordens- und Kirchenhierarchie) und nach außen (d.h. mit den Gläubigen) kommunizierten. Diese und weitere Grundzüge des Ablasswesens werden wir im Seminar erarbeiten und diskutieren.
Um eine Bresche in den unbekannten Kontinent Mittelalter zu schlagen, wird die mit diesem Basismodul verknüpfte Vorlesung „Das Spätmittelalter“ mit einem Test am 14.1.2025 abgeschlossen. Der zweite Test findet am 23.1.2025 im Basis-Seminar statt. Das Portfolio wird durch zwei weitere Schreibaufgaben ergänzt. (Module in der Profilgebung: beide Tests und eine Schreibaufgabe).
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