Seminar
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3.06.202 - Methodologie kunst- und kulturwissenschaftlicher Geschlechterforschung
- Prof. Dr. Barbara Paul
- Prof. Dr. Silke Wenk
Termine am Freitag, 05.06.2015 16:30 - 20:00, Samstag, 06.06.2015 10:30 - 20:00
Blockveranstaltung: Termine nach Vereinbarung
Unter der Prämisse, dass für das Verständnis von Kunst und visueller Kultur die Kategorie des Geschlechts von grundlegender Bedeutung ist, beschäftigt sich die Lehrveranstaltung mit methodischen und methodologischen Fragestellungen kunst- und kulturwissenschaftlicher Geschlechterforschung. Wesentliches Anliegen ist, den Anteil von Kunst und visueller Kultur an der Herstellung von Zweigeschlechtlichkeit und den damit verknüpften Machtstrukturen zu analysieren und zu kommentieren ebenso wie die zur Diskussion gestellten künstlerischen, institutionenkritischen, kunst- und kulturwissenschaftlichen Alternativen, die sich gegen Hierarchien, Privilegien und die Naturalisierung von Ungleichheiten aussprechen und herrschende Codes von Intelligibilität unterlaufen und umschreiben. Da die Produktion von Bedeutung und die Produktion von Macht untrennbar miteinander verbunden sind, ist die Kategorie des Geschlechts in Verschränkung mit weiteren hegemonial wirksamen Kategorien zu erörtern, wie Ethnizität, Religion, Klasse, Territorium, Alter oder Befähigung. Besondere Aufmerksamkeit kommt zudem in den Queer Studies der lange Zeit vernachlässigten Kategorie der Sexualität bzw. des sexuellen Begehrens zu. Hierbei werden zum einen heteronormative Strukturen und Vorstellungen kritisiert und in Hinblick auf normalisierenden Wirksamkeiten und Mechanismen kultureller Regulierungsverfahren untersucht; zum anderen geht es jenseits der vermeintlich natürlichen heterosexuellen Zweigeschlechtlichkeit um alle Geschlechter und Sexualitäten.
In der Lehrveranstaltung für fortgeschrittene Master-Studierende und Doktorand_innen werden insbesondere Repräsentationskritiken, Körperdiskurse, Blickregime, das Verhältnis von Raumpraktiken, Visualität und Geschlecht thematisiert, ferner die Materialität, Medialität, Raum- und Zeitstruktur von künstlerischen Arbeiten in Verbindung mit kulturellen Ordnungen, Techniken und Apparaten sowie Fragen nach Politiken der Un/Sichtbarkeit und nach dem Zusammenhang von Wissen und Sichtbarem bzw. Zu-sehen-Gegebenem. Darüber hinaus sind transkulturelle Perspektiven und Geschlechtergerechtigkeit von größter Bedeutung, so dass deren Zusammenhang ebenfalls kontinuierlich methodologisch zu reflektieren ist.
In den einzelnen Sitzungen werden sowohl theoretische Texte gemeinsam gelesen und diskutiert als auch konkrete eigene Forschungsvorhaben der Teilnehmenden kritisch erörtert.
Wichtig – mit der Bitte um Beachtung: Aufgrund der inhaltlich-strukturellen Ausrichtung ist die Teilnahme an der Lehrveranstaltung nur nach Absprache mit einer der beiden Hochschullehrerinnen, Frau Paul bzw. Frau Wenk, möglich.
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3.06.304 - Künstler_innen: Produktion, Dekonstruktion und Destruktion einer kulturellen Figur der Moderne
- Priv.-Doz. Dr. Anja Zimmermann
Termine am Freitag, 17.04.2015 12:00 - 14:00, Freitag, 22.05.2015 10:00 - 14:00, Donnerstag, 11.06.2015 12:00 - 16:00, Freitag, 03.07.2015 14:00 - 20:00, Samstag, 04.07.2015, Freitag, 17.07.2015 10:00 - 16:00, Ort: A08 0-001 (Seminarraum), A08 1-110 (Seminarraum)
Haben Sie sich jemals als feministische Künstlerin empfunden? Ich kann es
nicht ausstehen, dass sie in den USA als erstes nachzählen, wie viele Frauen in einer
Gruppenshow sind. Kunst war noch niemals demokratisch. Es geht darum, ob sie gut
oder schlecht ist. In vielen feministischen Ausstellungen verstecken sich schlechte
Künstlerinnen hinter drei guten Namen. Viele Frauen sind nicht bereit, für die Kunst
Opfer zu bringen. Sie opfern mehr dafür, Kinder zu haben. Man verfügt nun mal nicht
über genug Energie, um alles zu vereinen. Cindy Sherman und Joan Jonas sind gute
Bespiele für Frauen, die sich wie ich für die Kunst entschieden haben. Als ich meine
Karriere in Italien startete, gab es dort gar keine weiblichen Künstler. Ich sah darin
nicht einmal ein Problem, sondern nahm es mit der Kunst wie ein Mann auf.
Benachteiligt habe ich mich niemals gefühlt. Ich fühlte mich immer überlegen.
Haben Sie Opfer bringen müssen? Nein, weil ich liebe, was ich tue. Ganz unter uns:
Mir gehen Kinder auf die Nerven. Haben Sie meine aktuellen Videoarbeiten aus Laos
gesehen? Darin habe ich die Kinder in kleine Soldaten verwandelt.
In diesem Interview mit Marina Abramovic (aus: Art, 22.3.2010) geht es darum, was
eine Künstlerin ist. Offensichtlich spielen dabei Geschlechtervorstellungen eine nicht
zu unterschätzende Rolle: neben der Notwendigkeit, sich eindeutig von
feministischen Positionen zu distanzieren, wird zugleich die eigene künstlerische
Arbeit im Spannungsfeld von Geschlechterdichotomien beschrieben („ich nahm es
mit der Kunst wie ein Mann auf“).
Ausgehend von diesem Befund will das Seminar die scheinbar einfach zu
beantwortende Frage, was ein Künstler, eine Künstlerin sei, in ihren historischen
Bezügen problematisieren. Zu diesem Zweck wird es einerseits um eine kritische
Sichtung historischer und zeitgenössischer Kunstpraktiken gehen, die traditionelle
Formen der Künstlerschaft infrage stellen (z.B. Kollaborationen, Performance,
prozessuale Arbeitsstrategien, Appropriation Art etc.). Andererseits wollen wir die
historische Genese „des“ modernen Künstlers anhand von historischen und aktuellen
Bild- und Textdiskursen untersuchen. Dabei wird es insbesondere um die
Verflechtung sozialer, politischer und ästhetischer Aspekte in der Konturierung des
modernen Künstlers – und der modernen Künstlerin gehen.
Voraussetzung zur Teilnahme ist die Bereitschaft zur regelmäßigen Mitarbeit und
kontinuierlicher Diskussionsbeteiligung.
Literatur zur Einführung:
Ruppert, Wolfgang: Der moderne Künstler: zur Sozial- und Kulturgeschichte der kreativen Individualität, Frankfurt a.M. 2000 [2. Aufl.]
Krieger, Verena: Was ist ein Künstler? Genie – Heilsbringer – Antikünstler; eine Ideen- und Kunstgeschichte des Schöpferischen, Köln 2007
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3.06.421 - Deutschland postkolonial - aus bildwissenschaftlicher Perspektive
Freitag: 10:00 - 14:00, zweiwöchentlich (ab 15.05.2015), Ort: A08 1-110 (Seminarraum) Termine am Freitag, 24.04.2015, Freitag, 03.07.2015 10:00 - 14:00, Ort: A08 0-001 (Seminarraum)
Die Beteiligung Deutschlands am Kolonialismus ist lange Zeit kaum öffentlich thematisiert worden. Wenig beachtet wurde außerdem, welche kolonialen Spuren sich bis heute hierzulande finden lassen. Seit 20 Jahren fordern verschiedene Kulturschaffende, Wissenschaftler_innen, Künstler_innen, Aktivist_innen usw. vehement eine kritische und reflektierte Auseinandersetzung mit der deutschen Kolonialgeschichte und ihren Fortwirkungen ein. Mit dem Begriff des ‚Postkolonialismus‘ werden sowohl diese Fort- und Nachwirkungen bezeichnet als auch die machtkritische, theoretische Perspektive, von der aus koloniale Strukturen analysiert werden. Kunst und visuelle Kultur waren und sind an der Etablierung und Aufrechterhaltung von kolonialen Machtverhältnissen beteiligt, sie bieten aber auch die Möglichkeit für kritische Einsprüche, Befragungen und Gegenbilder. Im Seminar werden wir uns aus bildwissenschaftlicher Perspektive mit dem Bildvokabular der deutschen Kolonialzeit und vor allem mit deren Fortwirkungen auseinandersetzen. Betrachten werden wir sowohl koloniale Postkarten und Denkmäler, aber auch kritische Entgegnungen zu diesen. Wir werden künstlerische Arbeiten darauf befragen, inwiefern sie koloniales Wissen weiter reproduzieren und inwiefern sie auch die Möglichkeit für Gegenbilder und Kritik eröffnen.
Geplant ist, jeweils in der ersten Hälfte der vierstündigen Veranstaltung einen Text und in der zweiten Hälfte Bildmaterial zu diskutieren. Ein Handapparat wird demnächst bereitgestellt. Der Ablaufplan, die Lektüreliste, mögliche Prüfungsleistungen etc. werden in der ersten Sitzung besprochen.
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