sla872 - Kulturgeschichte, Gedächtnis und Stereotypen (Veranstaltungsübersicht)

sla872 - Kulturgeschichte, Gedächtnis und Stereotypen (Veranstaltungsübersicht)

Institut für Slavistik 15 KP
Prüfungsberechtigte Lehrende der FK IV
Modulteile Semesterveranstaltungen Sommersemester 2022 Prüfungsleistung
Seminar
  • Kein Zugang 4.02.055 - Die poststalinistische Sowjetunion 1953-1991 Lehrende anzeigen
    • Daniel Gebel

    Donnerstag: 10:15 - 11:45, wöchentlich (ab 21.04.2022)

    Bitte kombinieren Sie dieses Seminar mit der Vorlesung 4.02.050 "Zwischen nation-building und „Minderheitenfrage“: Die Nationalstaaten Ostmitteleuropa in der Zwischenkriegszeit (1917-1940)". Als Michail Gorbatschow am 25. Dezember 1991 als Präsident der Sowjetunion zurücktrat, markierte dieses das Ende des ersten realsozialistischen Staates der Welt. Doch, obwohl die Auflösung des „roten Imperiums“ mittlerweile dreißig Jahre zurückliegt, beeinflusst das Erbe der Sowjetunion bis heute die Handlungen von Staats- und Regierungschefs im europäischen und postsowjetischen Raum. Umso erstaunlicher ist es, dass große Teile der Bevölkerung nur ein rudimentäres Wissen über die Führungsmacht des kommunistischen Lagers besitzen und ihre siebzigjährige Geschichte auf wenige Akteure und Ereignisse reduzieren. Gerade die drei Dekaden zwischen dem Tod von Josef Stalin 1953 und dem Machtantritt von Michail Gorbatschow 1985 entpuppen sich als „weiße Flecken“ für viele BundesbürgerInnen, die auf wenige innenpolitische Schlagworte, wie „Destalinisierung“ und „Stagnation“ sowie außenpolitische Ereignisse wie die Kubakrise 1962 und die Afghanistan-Intervention 1979 reduziert werden. Ziels dieses Seminars ist es den Fokus auf eben jene drei Dekaden zu richten, die im bundesdeutschen Sowjetbild eine eher zweitrangige Rolle spielen. Dabei sollen Schlagwörter wie „Tauwetter“, „Stagnation“ oder „Russifizierung“ in den Blick genommen und der Frage nachgegangen werden, inwieweit diese heute noch stichhaltig sind. Der Schwerpunkt des Seminars wird auf den Jahren unter Nikita Chruschtschow (1953 – 1964) sowie Leonid Breschnew (1964-1982) liegen. Neben den wichtigen außen -und innenpolitischen Ereignissen soll vor allem der Alltag der SowjetbürgerInnen sowohl im Zentrum als auch in der Peripherie untersucht werden, um neue Perspektiven auf die poststalinistische Sowjetunion zu ermöglichen. Literatur: - Bacon, Edwin/ Sandle, Mark (Hg.): Brezhnev Reconsidered. Studies in Russian and East European History and Society, Houndsmills 2003. - Belge, Boris/Deuerlein, Martin (Hg.): Goldenes Zeitalter der Stagnation? Perspektiven auf die sowjetische Ordnung der Brežnev-Ära (Bedrohte Ordnungen 2), 2014 Tübingen. - Luks, Leonid: Geschichte Russlands und der Sowjetunion. Von Lenin bis Jelzin, Regensburg 2000. - Meier, Reinhard/ Meier, Katrin: Sowjetrealität in der Ära Breschnew (Schriftenreihe der Studiengesellschaft für Zeitprobleme e.V., Bonn Zeitpolitik 24), Stuttgart 1981. - Schattenberg, Susanne: Leonid Breschnew. Staatsmann und Schauspieler im Schatten Stalins. Eine Biographie, Köln/Weimar/Wien 2017. - Siegelbaum, Lewis H. (Hg.): Borders of Socialism. Private Spheres of Soviet Russia, New York/Basingstoke 2006. - Smith, Jeremy: Red Nations. The Nationalities Experience in and after the USSR, Cambridge 2013. - Taubman, William: Gorbatschow. Der Mann und seine Zeit. Eine Biographie, München 2018. - Taubman, William: Khrushchev. The Man and his Era, New York/London 2004. - Yurchak, Alexei: Everything was forever, until it was no more. The last Soviet Generation (Information Series), New Jersey 2005. - Zissermann- Brodsky, Dina: Constructing Ethnopolitics in the Soviet Union. Samizdat, Deprivation and the Rise of Ethnic Nationalism, New York 2003. - Zubok, Vladislav: A failed Empire. The Soviet Union in the Cold War from Stalin to Gorbachev (The new Cold War History), Chapel Hill (North Carolina) 2009.

Übung
  • Kein Zugang 4.02.050 - Zwischen nation-building und „Minderheitenfrage“: Die Nationalstaaten Ostmitteleuropa in der Zwischenkriegszeit (1917-1940) / asynchrone LV Lehrende anzeigen
    • Prof. Dr. Malte Rolf

    Dienstag: 12:00 - 15:00, wöchentlich (ab 19.04.2022)

    Der Zusammenbruch der kontinentalen Vielvölkerreiche im Ersten Weltkrieg ließ eine ganze Reihe von Nationalstaaten in Ostmitteleuropa entstehen. Deren neue politische Eliten standen in dieser post-imperialen Situation vor der Herausforderung, nationalstaatliche Institutionen aufzubauen und zugleich heterogene und multiethnische Gesellschaften zu integrieren. Die in der Zwischenkriegszeit angestoßenen state- und nation-building-Prozesse sind Gegenstand dieser Vorlesung. Zugleich sollen die politischen und gesellschaftlichen Zerwürfnisse thematisiert werden, die die Maßnahmen der neuen Zentralregierungen hervorriefen. Dabei wird vor allem die „Minderheitenfrage“ im Mittelpunkt stehen. Nicht zuletzt geht es darum, das Entstehen von autoritären Regimen in vielen der ostmitteleuropäischen Staaten zu erklären. Ein besonderer Fokus der Vorlesung wird auf der Polnischen und der Litauischen Republik liegen, da hier grenzüberschreitende Transfers und Wechselwirkungen exemplarisch herausgearbeitet werden können. Der begleitende Besuch der Seminarveranstaltungen „Die Zweite Polnische Republik 1918 - 1939“ oder „After Empires: Die Nationalstaaten Ostmitteleuropas in der Zwischenkriegszeit“ wird empfohlen. Empfohlene Literatur - Blomeier, Volker: Litauen in der Zwischenkriegszeit. Skizze eines Modernisierungskonflikts, Münster 1998 - Borodziej, Włodzimierz: Geschichte Polens im 20. Jahrhundert, München 2010. - Füllberth, Andreas: Tallinn - Riga - Kaunas. Ihr Ausbau zu modernen Hauptstädten (1920 - 1940), Köln 2004. - Kiaupa, Zigmantas: The History of Lithuania, Vilnius 2002. - Lemberg, Hans: Ostmitteleuropa zwischen den beiden Weltkriegen (1918- 1939). Stärke und Schwäche der neuen Staaten, nationale Minderheiten, Marburg 1997. - Oberländer, Erwin: Autoritäre Regime in Ostmittel- und Südosteuropa 1919- 1944, Paderborn 2001. - Venclova, Tomas: Vilnius. Eine Stadt in Europa, Frankfurt am Main 2006. - Weeks, Theodore R.: Vilnius between Nations, 1795-2000, DeKalb 2015.

Hinweise zum Modul
Prüfungszeiten
nach Veranstaltungsende
Prüfungsleistung Modul
1 Prüfungsleistung: Klausur (135 Min.) oder Hausarbeit (25 Seiten) oder mündliche Prüfung (30 Min.)
Kompetenzziele
Kenntnisse der ostmittel- und osteuropäischen Geschichte mit besonderer Fokussierung auf die Beziehungsaspekte. Schwerpunkt: 18.-20. Jh. Kulturhistorisches und geographisches Orientierungsvermögen über den östlichen Teil des europäischen Kontinents; Verständnis für identitätsbildende Prozesse und das Kennenlernen des "Eigenen" durch intensive Beschäftigung mit dem "Anderen". Die Kenntnis osteuropäischer Sprachen ist erwünscht, wird aber nicht vorausgesetzt. Befähigung zu einem problemorientierten Umgang mit kulturgeschichtlichen Phänomenen und das Erkennen der identitätsrelevanten Aspekte kollektiven Erinnerns. Analytisches Umgehen mit Autostereotypisierungen und Heterostereotypisierungen und Aufspüren der sozialen Funktionen wechselseitiger Stereotypisierungen in nationalen Gesellschaften. Grundkenntnisse der historischen Diskurs- und Bildanalyse sollen dabei vermittelt werden. Neben der Vermittlung spezifischen Fachwissens sollen die Fähigkeiten zu selbständigem, quellenbezogenem wissenschaftlichem Arbeiten unter Anwendung methodischer und theoretischer Konzepte vertieft werden. Besonderer Wert wird dabei auf die eigenständige Entwicklung historischer Fragestellungen gelegt. Historiographische Methoden sollen selbständig angewendet werden. Befähigung, die Besonderheiten zurückliegender Epochen und der osteuropäischen Region im europäischen Vergleich und ihre spezifische Beziehung zu Deutschland zu begreifen sowie die Bedingungen historischen Wandels zu verstehen und kritisch zu reflektieren. - Befähigung, konsistent strukturierte, argumentierende Texte zu verfassen und Vorträge zu halten. Befähigung, historische Erkenntnisse anschaulich zu vermitteln.