Das 20. Jahrhundert gilt geheimhin als das „kurze Jahrhundert“. Runtergebrochen auf die Erfahrungen, die es geprägt hat, war es vor allem ein Jahrhundert der überwältigenden Ohnmacht, das uns auch noch heute, am Beginn des 21. Jahrhundert, ratlos zurücklässt. Die utopischen Energien vergangener Zeitalter mögen sich nach dem friedlichen Epochenumbruch von 1989/90 zu Recht erschöpft haben. Zu viele unheilvolle Dinge sind in ihrem Namen geschehen. Aber in Zeiten, in denen sich Visionen gesellschaftlichen Zusammenlebens nur noch aus einer verlorengeglaubten, geraubten, verwaisten, jedenfalls ziemlich untoten Vergangenheit speisen, Retrotopien allenthalben das politische Tagesgeschäft bestimmen, wirkt womöglich gerade eine Philosophie des Noch-Nicht, wie sie Ernst Bloch programmatisch in seinem Hauptwerk "Das Prinzip Hoffnung" (1954-1959) entfaltet hat, wieder im besten Sinne ‚an der Zeit‘.
Verschwörungstheorien sind spätestens mit der aktuellen Coronapandemie aktueller denn je. Nicht selten enthalten Verschwörungstheorien antisemitische Stereotype und Motive oder sind gar in ihrem Kern antisemitisch. Ein Beispiel hierfür ist eine der bekanntesten Verschwörungstheorien, die unter dem Titel ‚Die Protokolle der Weisen von Zion‘ weltweit Ende des 19. bzw. Anfang des 20. Jahrhunderts verbreitet wurde und wird.
Innerhalb des Seminars soll sich der Frage nach antisemitischen Stereotypen und Motiven in Verschwörungstheorien im Allgemeinen angenähert, die (kirchen-)historischen Komponenten von Verschwörungstheorien ausgemacht sowie schriftliche, aber auch andere Quellen hinsichtlich ihres verschwörungstheoretischen sowie antisemitischen Inhalts analysiert werden.
Als schriftliche Quelle bitte ich Sie, sich SAMMONS, Jeffrey L. (Hrsg.), Die Protokolle der Weisen von Zion. Grundlage des modernen Antisemitismus – eine Fälschung. Text und Kommentar, Göttingen 11. Aufl. 2018 (ISBN: 978-3-89244-191-5) zuzulegen.
Die Studierenden
- sind fähig, die christliche Religion im Kontext der allgemeinen Religionsgeschichte bzw. der anderen Religionen wahrzunehmen.
- sind mit der Geschichte und der Lehre nicht-christlicher Religionen in ihren Grundzügen vertraut.
- verfügen über Kommunikations- und Dialogkompetenz bezüglich der Wirksamkeit und Bedeutung der nicht-christlichen Religionen in Kultur und Gesellschaft.