phi111 - Grundlagen der Theoretischen Philosophie und ihre Vermittlung (Veranstaltungsübersicht)

phi111 - Grundlagen der Theoretischen Philosophie und ihre Vermittlung (Veranstaltungsübersicht)

Institut für Philosophie 9 KP
Modulteile Semesterveranstaltungen Sommersemester 2024 Prüfungsleistung
Vorlesung
Teilnahmevoraussetzungen:
keine
Seminar
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Das Hauptangebot an Seminaren zum Modul phi111 findet im WiSe statt. Es wird daher empfohlen, das Seminar (möglichst parallel zur Vorlesung und zum Tutorium) im WiSe zu belegen. Für Studierende, die das Seminar im WiSe nicht belegen können, wird im SoSe ein kleines Angebot an phi111-Seminaren vorgehalten.
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  • Eingeschränkter Zugang 4.03.1102 - Einführung in die Debatte um Willensfreiheit Lehrende anzeigen
    • Maik Sühr

    Montag: 18:00 - 20:00, wöchentlich (ab 08.04.2024)

    Der Glaube an einen freien Willen ist fest in uns verankert. Bereits im Alten Testament wurde zum Beispiel Eva die Fähigkeit attestiert, sich für oder gegen die verbotene Frucht zu entscheiden. Auch der Bundesgerichtshof geht wie selbstverständlich davon, dass der Mensch „auf freie, verantwortliche, sittliche Selbstbestimmung angelegt“ und in der Lage ist, sich „für das Recht und gegen das Unrecht zu entscheiden“. Denn wie könnten Gerichte Menschen für Handlungen zur Rechenschaft ziehen, die sie sie nicht frei gewählt haben? Aber ist die Idee eines freien Willens überhaupt mit unserer herkömmlichen Auffassung vereinbar, dass die Welt deterministisch ist? Dem Determinimus zufolge ist grob gesagt die Zukunft durch die Vergangenheit und die Naturgesetze vollständig bestimmt. In einer deterministischen Welt gibt es daher anscheinend keinen Platz für eine echte Wahl zwischen zwei Handlungsalternativen. Doch auch eine indeterministische Welt birgt Gefahren für die Idee der Willensfreiheit. Denn sollte in dieser Welt der Zufall regieren, sind unsere Handlungen das Ergebnis von Zufall und nicht von freien Willensentscheidungen. Uns fehlt dann wie in einer determinstischen Welt diejenige Kontrolle über unserer Handlungen, die es erlaubt, uns für unsere Handlungen verantwortlich zu machen. Ist die Idee der Willensfreiheit angesichts dieser Probleme vielleicht eine hartnäckige Illusion, von der wir uns befreien müssen? Was heißt es überhaupt eigentlich genau, über einen freien Willen zu verfügen? In dem Seminar werden wir diese Fragen anhand klassischer Texte aus der zeitgenössischen Debatte um Willensfreiheit diskutieren.

  • Eingeschränkter Zugang 4.03.1151 - Zwei Dutzend (oder mehr) Gottesbeweise - das Plantinga-Projekt Lehrende anzeigen
    • Dr. phil. Gregor Damschen, M.A.

    Dienstag: 16:00 - 18:00, wöchentlich (ab 02.04.2024)

    Der bekannte amerikanische Religionsphilosoph Alvin Plantinga hat 1986 in einer Vorlesung in Bellingham, Washington, zwei Dutzend (oder mehr) Beweisansätze für bislang unbekannte ontologische, erkenntnistheoretische, moralische und anderweitige Gottesbeweise vorgelegt. Daraus ist das "Plantinga-Projekt" entstanden, der Versuch, diese zum großen Teil nur bruchstückhaften Ideen zu vollständigen Beweisen auszubauen. Das Ergebnis dieser kooperativen Tätigkeit ist 2018 in Form des Bandes "Two Dozen (or so) Arguments for God. The Plantinga Project" (Oxford U.P.) erschienen. Wir wollen in diesem Seminar überprüfen, welche dieser neuen Beweisideen und Beweisansätze tragfähig sind (und welche nicht). Literatur: Walls, Jerry L. / Dougherty, Trent (eds.) (2018): Two Dozen (or so) Arguments for God. The Plantinga Project. Oxford U.P. (open access)

  • Eingeschränkter Zugang 4.03.1152 - Einführung in die Philosophie der Wissenschaft Lehrende anzeigen
    • Prof. Dr. Reinhard Schulz

    Mittwoch: 14:00 - 16:00, wöchentlich (ab 03.04.2024)

    Die moderne Technik beruht auf den Erkenntnissen der Naturwissenschaften, deren Methoden, Hypothesen und Erkenntnisse angesichts von Fake News in Gestalt von weltweit verbreiteten Verschwörungstheorien neuerdings in Zweifel gezogen werden sollen. Demgegenüber suchen in multiplen Krisenzeiten mit Klimakatastrophen, Artensterben, Pandemien und kriegerischer Gewalt die politischen und ökonomischen EntscheidungsträgerInnen vermehrt Gewissheit im wissenschaftlichen Expertenurteil. Nie zuvor wurde die Ambivalenz des technischen Fortschritts daher so deutlich wie heute, wobei sowohl die TrägerInnen wie auch die VerächterInnen dieses Fortschritts unter dem Einfluss von Algorithmen, künstlicher Intelligenz und Robotik sich der gleichen technischen Hilfsmittel bedienen können, um ihre sowohl guten wie auch schlechten Absichten weltweit zu verbreiten. Der vorrangig digital geführte propagandistische Wettstreit verschiedener Meinungen in einer autokratisch dominierten „multipolaren Welt“ soll daher zunehmenden Zweifel am wissenschaftlichen Expertenurteil wecken. Zweifel und Gewissheit stehen aber schon am Anfang des neuzeitlichen Denkens (z.B. Bacon und Descartes im 16/17. Jhdt.)) und haben den Siegeszug der mathematischen Naturwissenschaft ermöglicht, der angesichts der fortschreitenden Digitalisierung des Sozialen (Steffen Mau) aber schon längst nicht mehr auf Wissenschaft und Technik beschränkt bleibt. Unter diesen Bedingungen erhält die für jedes persönliche Urteil bedeutsame Selbstreflexion bzw. die philosophische Bildung einen immer größeren Stellenwert. Im Seminar soll deshalb auf vierfache Weise nach der Wissenschaft gefragt werden: naturphilosophisch im Hinblick auf ihre Geschichte, philosophisch hinsichtlich ihrer Wahrheit, wissenschaftstheoretisch bezüglich ihrer Methode und Prognosefähigkeit sowie soziologisch hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Bedeutung mit Hilfe der Wissenschaftsforschung. Der Vergleich dieser Perspektiven soll ein eigenes philosophisches Urteil über die lebensweltlich erfahrene Ambivalenz des naturwissenschaftlichen Fortschritts ermöglichen. Literatur: Hans Poser: Wissenschaftstheorie. Eine philosophische Einführung, Stuttgart: Reclam 2001; Jonas Pfister (Hrsg.): Texte zur Wissenschaftstheorie, Stuttgart: Reclam 2016; Manfred Geier: Der Wiener Kreis, Reinbek: rororo 1992; Karl Popper: Logik der Forschung, Tübingen: Mohr Siebeck 2005 (11. Auflage); Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1969 (2. rev. Auflage, Nachdruck 2002, stw 25); Andreas Bartels/Manfred Stöckler (Hrsg.): Wissenschaftstheorie. Ein Studienbuch, Paderborn: UTB 2007: Georges Canguilhem: Wissenschaftsgeschichte und Epistemologie, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1979. stw 286; Wolf Lepenies: Die drei Kulturen. Soziologie zwischen Literatur und Wissenschaft (1985), Frankfurt a. M.: Fischer 2002; Michel Serres (Hrsg.): Elemente einer Geschichte der Wissenschaften, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1994 (2. Aufl. 2002 stw 1355); Ludwik Fleck: Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1980 (stw 312); Hans-Jörg Rheinberger: Epistemologie des Konkreten, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2006 (stw 1771); Thomas Kirchhoff, Nicole C. Karafyllis u.a. (Hrsg.): Naturphilosophie, 2., aktualisierte und durchgesehene Auflage, Tübingen: Mohr Siebeck 2020; Ulrike Felt, Helga Nowotny, Klaus Taschwer: Wissenschaftsforschung. Eine Einführung, Frankfurt am Main, New York: Campus 1995; Steffen Mau: Das metrische Wir. Über die Quantifizierung des Sozialen, Berlin: Suhrkamp 2017; Dirk Baecker: 4.0 oder die Lücke die der Rechner lässt, Leipzig: Merve 2018; Michael Betancourt: Kritik des digitalen Kapitalismus, Darmstadt: WBG 2016; Michael Volkmer, Karin Werner (Hrsg.): Die Corona-Gesellschaft. Analysen zur Lage und Perspektiven für die Zukunft, Bielefeld: transcript 2020.

Tutorium
Hinweise zum Modul
Teilnahmevoraussetzungen
keine
Hinweise

Das Modul phi111 (9 KP) wird von Studierenden belegt, die sich zum WiSe 2020/21 oder später in den Bachelor Philosophie/Werte und Normen immatrikuliert haben. Studierende, die sich vor dem WiSe 2020/21 in den Bachelor Philosophie/Werte und Normen immatrikuliert haben, studieren das Modul phi110 (12 KP).

Prüfungszeiten
semesterbegleitend
Prüfungsleistung Modul
Portfolio aus vier Leistungen (gemäß der fachspezifischen Anlage der Bachelorprüfungsordnung)
Kompetenzziele

Kenntnis grundlegender Fragen und Positionen der Theoretischen Philosophie mit deren Teilgebieten der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Philosophie der Sprache und des Geistes sowie Ontologie und Metaphysik; Verständnis und Fähigkeit zur kritischen Beurteilung von zentralen Einzelproblemen der Theoretischen Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart; Reflexions- und Argumentationskompetenzen, hermeneutische Kompetenzen, Informationskompetenzen, Transformationskompetenzen, Sprachkompetenzen, Sozialkompetenzen, Präsentations- und Moderationskompetenzen, Didaktikkompetenzen.