phi110 - Grundlagen der Theoretischen Philosophie und ihre Vermittlung (Veranstaltungsübersicht)

phi110 - Grundlagen der Theoretischen Philosophie und ihre Vermittlung (Veranstaltungsübersicht)

Institut für Philosophie 12 KP
Modulteile Semesterveranstaltungen Sommersemester 2024 Prüfungsleistung
Vorlesung
Tutorium
Seminar
  • Eingeschränkter Zugang 4.03.1102 - Einführung in die Debatte um Willensfreiheit Lehrende anzeigen
    • Maik Sühr

    Montag: 18:15 - 19:45, wöchentlich (ab 08.04.2024)

    Der Glaube an einen freien Willen ist fest in uns verankert. Bereits im Alten Testament wurde zum Beispiel Eva die Fähigkeit attestiert, sich für oder gegen die verbotene Frucht zu entscheiden. Auch der Bundesgerichtshof geht wie selbstverständlich davon, dass der Mensch „auf freie, verantwortliche, sittliche Selbstbestimmung angelegt“ und in der Lage ist, sich „für das Recht und gegen das Unrecht zu entscheiden“. Denn wie könnten Gerichte Menschen für Handlungen zur Rechenschaft ziehen, die sie sie nicht frei gewählt haben? Aber ist die Idee eines freien Willens überhaupt mit unserer herkömmlichen Auffassung vereinbar, dass die Welt deterministisch ist? Dem Determinimus zufolge ist grob gesagt die Zukunft durch die Vergangenheit und die Naturgesetze vollständig bestimmt. In einer deterministischen Welt gibt es daher anscheinend keinen Platz für eine echte Wahl zwischen zwei Handlungsalternativen. Doch auch eine indeterministische Welt birgt Gefahren für die Idee der Willensfreiheit. Denn sollte in dieser Welt der Zufall regieren, sind unsere Handlungen das Ergebnis von Zufall und nicht von freien Willensentscheidungen. Uns fehlt dann wie in einer determinstischen Welt diejenige Kontrolle über unserer Handlungen, die es erlaubt, uns für unsere Handlungen verantwortlich zu machen. Ist die Idee der Willensfreiheit angesichts dieser Probleme vielleicht eine hartnäckige Illusion, von der wir uns befreien müssen? Was heißt es überhaupt eigentlich genau, über einen freien Willen zu verfügen? In dem Seminar werden wir diese Fragen anhand klassischer Texte aus der zeitgenössischen Debatte um Willensfreiheit diskutieren.

  • Eingeschränkter Zugang 4.03.1151 - Zwei Dutzend (oder mehr) Gottesbeweise - das Plantinga-Projekt Lehrende anzeigen
    • Dr. phil. Gregor Damschen, M.A.

    Dienstag: 16:00 - 18:00, wöchentlich (ab 02.04.2024)

    Der bekannte amerikanische Religionsphilosoph Alvin Plantinga hat 1986 in einer Vorlesung in Bellingham, Washington, zwei Dutzend (oder mehr) Beweisansätze für bislang unbekannte ontologische, erkenntnistheoretische, moralische und anderweitige Gottesbeweise vorgelegt. Daraus ist das "Plantinga-Projekt" entstanden, der Versuch, diese zum großen Teil nur bruchstückhaften Ideen zu vollständigen Beweisen auszubauen. Das Ergebnis dieser kooperativen Tätigkeit ist 2018 in Form des Bandes "Two Dozen (or so) Arguments for God. The Plantinga Project" (Oxford U.P.) erschienen. Wir wollen in diesem Seminar überprüfen, welche dieser neuen Beweisideen und Beweisansätze tragfähig sind (und welche nicht). Literatur: Walls, Jerry L. / Dougherty, Trent (eds.) (2018): Two Dozen (or so) Arguments for God. The Plantinga Project. Oxford U.P. (open access)

  • Eingeschränkter Zugang 4.03.1152 - Einführung in die Philosophie der Wissenschaft Lehrende anzeigen
    • Prof. Dr. Reinhard Schulz

    Mittwoch: 14:00 - 16:00, wöchentlich (ab 03.04.2024)

    Die moderne Technik beruht auf den Erkenntnissen der Naturwissenschaften, deren Methoden, Hypothesen und Erkenntnisse angesichts von Fake News in Gestalt von weltweit verbreiteten Verschwörungstheorien neuerdings in Zweifel gezogen werden sollen. Demgegenüber suchen in multiplen Krisenzeiten mit Klimakatastrophen, Artensterben, Pandemien und kriegerischer Gewalt die politischen und ökonomischen EntscheidungsträgerInnen vermehrt Gewissheit im wissenschaftlichen Expertenurteil. Nie zuvor wurde die Ambivalenz des technischen Fortschritts daher so deutlich wie heute, wobei sowohl die TrägerInnen wie auch die VerächterInnen dieses Fortschritts unter dem Einfluss von Algorithmen, künstlicher Intelligenz und Robotik sich der gleichen technischen Hilfsmittel bedienen können, um ihre sowohl guten wie auch schlechten Absichten weltweit zu verbreiten. Der vorrangig digital geführte propagandistische Wettstreit verschiedener Meinungen in einer autokratisch dominierten „multipolaren Welt“ soll daher zunehmenden Zweifel am wissenschaftlichen Expertenurteil wecken. Zweifel und Gewissheit stehen aber schon am Anfang des neuzeitlichen Denkens (z.B. Bacon und Descartes im 16/17. Jhdt.)) und haben den Siegeszug der mathematischen Naturwissenschaft ermöglicht, der angesichts der fortschreitenden Digitalisierung des Sozialen (Steffen Mau) aber schon längst nicht mehr auf Wissenschaft und Technik beschränkt bleibt. Unter diesen Bedingungen erhält die für jedes persönliche Urteil bedeutsame Selbstreflexion bzw. die philosophische Bildung einen immer größeren Stellenwert. Im Seminar soll deshalb auf vierfache Weise nach der Wissenschaft gefragt werden: naturphilosophisch im Hinblick auf ihre Geschichte, philosophisch hinsichtlich ihrer Wahrheit, wissenschaftstheoretisch bezüglich ihrer Methode und Prognosefähigkeit sowie soziologisch hinsichtlich ihrer gesellschaftlichen Bedeutung mit Hilfe der Wissenschaftsforschung. Der Vergleich dieser Perspektiven soll ein eigenes philosophisches Urteil über die lebensweltlich erfahrene Ambivalenz des naturwissenschaftlichen Fortschritts ermöglichen. Literatur: Hans Poser: Wissenschaftstheorie. Eine philosophische Einführung, Stuttgart: Reclam 2001; Jonas Pfister (Hrsg.): Texte zur Wissenschaftstheorie, Stuttgart: Reclam 2016; Manfred Geier: Der Wiener Kreis, Reinbek: rororo 1992; Karl Popper: Logik der Forschung, Tübingen: Mohr Siebeck 2005 (11. Auflage); Thomas S. Kuhn: Die Struktur wissenschaftlicher Revolutionen, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1969 (2. rev. Auflage, Nachdruck 2002, stw 25); Andreas Bartels/Manfred Stöckler (Hrsg.): Wissenschaftstheorie. Ein Studienbuch, Paderborn: UTB 2007: Georges Canguilhem: Wissenschaftsgeschichte und Epistemologie, Frankfurt a.M.: Suhrkamp 1979. stw 286; Wolf Lepenies: Die drei Kulturen. Soziologie zwischen Literatur und Wissenschaft (1985), Frankfurt a. M.: Fischer 2002; Michel Serres (Hrsg.): Elemente einer Geschichte der Wissenschaften, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1994 (2. Aufl. 2002 stw 1355); Ludwik Fleck: Entstehung und Entwicklung einer wissenschaftlichen Tatsache. Einführung in die Lehre vom Denkstil und Denkkollektiv, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 1980 (stw 312); Hans-Jörg Rheinberger: Epistemologie des Konkreten, Frankfurt a. M.: Suhrkamp 2006 (stw 1771); Thomas Kirchhoff, Nicole C. Karafyllis u.a. (Hrsg.): Naturphilosophie, 2., aktualisierte und durchgesehene Auflage, Tübingen: Mohr Siebeck 2020; Ulrike Felt, Helga Nowotny, Klaus Taschwer: Wissenschaftsforschung. Eine Einführung, Frankfurt am Main, New York: Campus 1995; Steffen Mau: Das metrische Wir. Über die Quantifizierung des Sozialen, Berlin: Suhrkamp 2017; Dirk Baecker: 4.0 oder die Lücke die der Rechner lässt, Leipzig: Merve 2018; Michael Betancourt: Kritik des digitalen Kapitalismus, Darmstadt: WBG 2016; Michael Volkmer, Karin Werner (Hrsg.): Die Corona-Gesellschaft. Analysen zur Lage und Perspektiven für die Zukunft, Bielefeld: transcript 2020.

  • Kein Zugang 4.03.9997 - Philosophie & Film Lehrende anzeigen
    • VertreterInnen der Fachschaften

    Dienstag: 18:30 - 22:00, zweiwöchentlich (ab 10.12.2019)
    Dienstag: 18:30 - 22:00, zweiwöchentlich (ab 22.10.2019)
    Termine am Dienstag, 08.10.2019, Dienstag, 15.10.2019, Dienstag, 04.02.2020, Dienstag, 13.10.2020, Dienstag, 27.10.2020 18:30 - 22:00

    Filmliste für die Sommersemesterferien 2021: 17.08.: Southland Tales (Richard Kelly, USA 2006) 24.08.: The Revolutionary (Paul Williams, USA 1970) 31.08.: Angst essen Seele auf (Rainer Werner Fassbinder, D 1974) 07.09.: Die Mondverschwörung (Thomas Frickel, D 2011) mit anschließender Diskussion mit Regisseur Thomas Frickel 14.09.: Die 120 Tage von Sodom (Pier Paolo Pasolini, I 1975) 21.09.: Armee im Schatten (Jean-Pierre Melville, F 1969) 28.09.: Der Fremdenlegionär (Claire Denis, F 1999) Jeweils dienstags, dieses Semester um 20 Uhr im Cine k. Eintritt für alle Studierenden wie immer frei. ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Philosophie und Film – Sehen und Erkennen „Die Fotografie, das ist die Wahrheit. Kino, das ist die Wahrheit 24 Mal in der Sekunde.“ – Aus „Der kleine Soldat“ von Jean-Luc Godard „Film ist 24 Mal Lüge in der Sekunde um der Wahrheit zu dienen, oder dem Versuch die Wahrheit zu finden zu dienen.“ – Michael Haneke Wenn das Kino oder der Film einfach nur die Wahrheit wäre, dann gäbe es keine Frage zu stellen, keinen Grund des Miss- oder Unverständnisses gegenüber dem Wahrgenommenen, es wäre reine Offenbarung. Aber schon der angegebene Unterschied zwischen Fotographie und Cinematographie, also Film, nämlich der Ablauf von 24 Bildern in der Sekunde im klassischen analogen Kino, gibt nur die Illusion der Bewegung vor. Die bloße Statik des Einzelbildes wird durch den Projektor zum Schein der Dynamik. Doch die Kamera gibt den größten Hinweis des Betrugs: Es handelt sich nur um einen Ausschnitt, worin der Zuschauer dem Regisseur ausgeliefert ist. Die Wahrheit dessen was man zu Gesicht bekommt, wenn darin denn eine liegt, kann also nicht bloß im unmittelbaren Augenschein liegen, sondern muss erst aus diesem gehoben werden. In der Reihe „Philosophie und Film“, welche die Fachschaft Philosophie mit der finanziellen Unterstützung des AStA realisieren darf, versuchen wir den präsentierten Filmen das zu entlocken, was nicht nur dem bloßen Material entspricht, sondern im Zusammenhang sich nur zeigt. In einer gemeinsamen Diskussion versuchen wir uns über das Gesehene auszutauschen und so Schritt für Schritt, von den ersten individuellen Eindrücken bis zu den wesentlichen Gehalten des Filmes vorzudringen. Die Intention des Schöpfers muss dabei nicht die wesentliche Rolle spielen, denn oftmals liegt das, was einen Film so sehenswert und erkenntnisreich macht, in seinen Behauptungen darüber oder in seinem Scheitern daran, was er eigentlich darstellen will. Es sind also nicht nur die großen bewunderten Klassiker des Kinos, denen wir uns in dieser Reihe verschrieben haben, sondern auch grade solche Filme, die eine Kontroverse schaffen können, die vielleicht sogar verachtenswert sind in ihren Inhalten, die bloße Lüge zu sein scheinen, aber wenigstens doch etwas über die Macher und ihre Umgebung verraten. So hoffen wir über viele Wege eine interessante und diskussionswürdige filmische Grundlage für unser Gespräch danach zu liefern. Der Eintritt für alle Studierenden ist frei und willkommen ist dabei jeder. Zunächst steht der Genuss des Films im Vordergrund und damit die Möglichkeit, die Filme in einem Rahmen zu sehen, für den sie gemacht worden sind, das Kino und die Leinwand. Aber auch die Diskussion im Anschluss ist natürlich für alle offen und wir freuen uns über zahlreiche Teilnehmer. Es soll langsam an die Filmanalyse gegangen werden, alle Unsicherheiten und Anfangsschwierigkeiten, die für manch einen solche Diskussionen hervorrufen können, wollen wir gemeinsam überwinden. Die Programme der vergangenen Jahre findet ihr auf unserer [Homepage.]https://uol.de/fsphilo/philosophie-und-film

Hinweise zum Modul
Hinweise
Das Modul phi110 (12 KP) wird nur von Studierenden belegt, die sich vor dem WiSe 2020/21 in den Bachelor Philosophie/Werte und Normen immatrikuliert haben. Studierende, die sich zum WiSe 2020/21 oder später in den Bachelor Philosophie/Werte und Normen immatrikuliert haben, studieren das Modul phi111 (9 KP).
Prüfungsleistung Modul
Portfolio aus sechs kleinen Teilleistungen (Essays, Sitzungsausarbeitungen, Kurzvorträge mit Thesenpapier) gemäß der fachspezifischen Anlage der Bachelorprüfungsordnung. Es werden jeweils zwei kleine Teilleistungen in den beiden Seminaren und im Tutorium erbracht.
Kompetenzziele
Kenntnis grundlegender Fragen und Positionen der Theoretischen Philosophie mit deren Teilgebieten der Erkenntnis- und Wissenschaftstheorie, Philosophie der Sprache und des Geistes sowie Ontologie und Metaphysik; Verständnis und Fähigkeit zur kritischen Beurteilung von zentralen Einzelproblemen der Theoretischen Philosophie von der Antike bis zur Gegenwart; Reflexions- und Argumentationskompetenzen, hermeneutische Kompetenzen, Informationskompetenzen, Transformationskompetenzen, Sprachkompetenzen, Sozialkompetenzen, Präsentations- und Moderationskompetenzen, Didaktikkompetenzen.