Für hörende Menschen ist es alltäglich Musik entweder passiv oder aktiv zu hören. Doch welche Perspektive haben Menschen auf Musik, die taub sind? Was ist charakteristisch für die Kultur tauber Menschen? Wie drücken sie sich sprachlich und künstlerisch aus und welche Bedeutung hat Kultur für deren Identität? Diesen Fragen wollen wir nachgehen, indem wir gemeinsam einen Fragebogen erstellen.
Das Ziel des Seminars ist zum einen, dass Studierende Formen der Kultur tauber Menschen kennenlernen und zum anderen, dass sie wissenschaftliche Methodenkompetenzen erwerben sowie anwenden. Der Fokus liegt hierbei auf quantitativen Befragungen.
Scheinvoraussetzungen:
Aktive Teilnahme: regelmäßige Aufgaben
Modulprüfung: regelmäßige Aufgaben und Hausarbeit, Portfolio oder Projektarbeit etc. (richtet sich nach dem Modul)
Über Punk wurde und wird viel geschrieben. Punks haben sich in Fanzines miteinander verständigt und angesichts ihrer visuellen und klanglichen Auffälligkeiten als Subkultur sind Punks nicht zuletzt Gegenstand von akademischer Forschung geworden. Angesichts von 40 Jahren Punk (rechtzeitig zum silbernen Thronjubiläum der Queen erschien 1977 die Single Good Save the Queen der Sex Pistols) sollen im Seminar einige ausgewählte ältere und jüngere Publikationen zum Thema gelesen und danach befragt werden, wie in ihnen Popmusikgeschichte geschrieben wird. Dabei üben wir uns auch in unterschiedlichen Textsorten, denn Rezensionen für sozialwissenschaftliche Journale, Feuilleton oder Szenemedien erfordern jeweils andere Schwerpunkte und Schreibstile.
Im Rahmen des Seminars besuchen wir das Archiv der Jugendkulturen e.V. in Berlin, um in dessen reichhaltiger Bibliothek zu recherchieren und auch den einen oder anderen „authentischen“ Ort von Punkgeschichte kennen zu lernen. Das Seminar bildet zugleich einen Rahmen für eine reflexive und kritische Popmusikhistoriographie, indem sie am Beispiel Punk nach den Protagonisten und Voraus-Setzungen von Popmusikgeschichtsschreibung fragt, ein Verfahren, dass auf andere Genres, Subkulturen oder kulturelle Phänomene übertragbar ist, insbesondere dann, wenn Zeitzeugen sich an der Geschichtsschreibung beteiligen.
(mus 733 / mus 910 / mus 970 / inm 730)
Nachdem sich die Erforschung populärer Musik lange Zeit v.a. damit befasst hat, WER etwas hört, lässt sich aktuell eine Wendung hin zu dem WIE etwas gehört wird (sensory bzw. material turn) ausmachen. Dabei kann davon ausgegangen werden, dass die (Medien)Praktiken des Umgangs mit Musik (Radio, Tanzen, auf ein Festival gehen, unter Kopfhörern, via YouTube oder ganz in der Nähe der Musiker*innen) ganz entscheidend dazu beitragen, wie und was man hört. Unterschiede ergeben sich auch vor dem Hintergrund der eigenen Erfahrungen im Umgang mit Musik. Ein Musiker hört andere Dinge als sein Publikum und mit lautstärkesensiblen Kopfhörern hört man anderes als vor einem Grammophontrichter. Wie entsteht ein spezifisches und historisch veränderliches Hörwissen, das Bewertungsordnungen und Ästhetiken prägt?
Gegenüber populären Hörpraktiken wurde aus nachvollziehbaren Gründen in der musikwissenschaftlichen Auseinandersetzung viel Kritik geübt, die letztendlich auch dazu beitrug, dass Popmusik u. ä. in diesem Kontext als wertlos galt. Das Seminar begibt sich auf die Suche nach den Argumenten dieser Kritik und sichtet zugleich solche Konzepte, die populären Hörpraktiken deren eigene Regeln und Normen zubilligt. Neben der Lektüre eher theoretischer Ansätze wollen wir uns auch den methodischen Herausforderungen der Auseinandersetzung mit populären Hörpraktiken zuwenden. Ein explizit musikalisches Wissen (Noten, Spielen eines Instruments) bildet dafür keine Voraussetzung, im Gegenteil. Es sollen sich auch diejenigen Studierenden angesprochen fühlen, die Musik als Alltagspraxis nutzen.