Wenn es um das interreligiöse Lernen geht, dann wird der Erwerb einer toleranten Haltung meist als Lernziel angegeben. Andererseits hat der Begriff Toleranz auch einen schlechten Ruf als herablassende oder gar beleidigende Haltung einer Mehrheit den Minderheiten gegenüber. Im Zuge der sogenannten "Islamdebatte" in Deutschland wird MuslimInnen hingegen oft unterstellt, ihnen fehle die tolerante Haltung, welche zum Markenzeichen eines aufgeklärten Christentums erhoben wird.
Vor dem Hintergrund dieser Diskurse wollen wir uns zunächst theoretisch mit dem Begriff Toleranz befassen und die Geschichte von Toleranzkonzepten in den Religionen Christentum und Islam grob nachzeichnen, um schließlich einerseits darüber zu diskutieren, ob und welche Konzeption eine wichtige zu erwerbende Kompetenz im RU ist. Andererseits wollen wir der Frage nachgehen, wie Toleranz im RU thematisiert werden müsste.
Dates on Wednesday, 24.04.2019 10:00 - 12:00, Saturday, 15.06.2019 - Sunday, 16.06.2019, Saturday, 20.07.2019 - Sunday, 21.07.2019 10:00 - 16:00 Martin Luther King und Malcolm X werden oft als zwei gegensätzliche Pole der Bewegung um schwarze Befreiung in den USA dargestellt, und tatsächlich waren sich beide über Mittel und Ziele dieser uneins.Wenig diskutiert wird jedoch Ihre spätere gegenseitige Annäherung. James Cone macht diese jedoch in seinem Buch Martin and Malcolm and America: A Dream or a Nightmare“ zum Thema und diskutiert darüber hinaus Unterschiede und Parallelen der Leben und Werke beider Personen. Als Theologe stellt er die religiöse Motivation des politischen Engagements des Christen Martin Luther Kings und des Muslims Malcolm X in den Vordergrund. Wir möchten dies zum Anlass nehmen, über Religion als Mittel einerseits der politischen Unterdrückung, und andererseits der Selbstermächtigung nachzuforschen. Die Biographien von King und X veranschaulichen, wie Religion einerseits die Rolle der Rechtfertigung für Sklaverei und Unterdrückung einnimmt, und andererseits eine starke Waffe gegen Ausgrenzung und Diskriminierung sein kann. Cone´s These, dass die beiden Anführer schwarzer Befreiungsbestrebungen sich zwar nicht einig waren, aber doch gegenseitig ergänzten und sich so indirekt unterstützen, kann uns dabei helfen, die Aspekte von Unterdrückung und Befreiung interreligiös oder sogar transreligiös zu denken. Schließlich wollen wir diskutieren, wie anhand der beiden Biographien interreligiös über die ermächtigende und entmächtigende Rolle von Religion gelernt werden kann und didaktische Perspektiven benennen. Unser Medium soll dabei einerseits das genannte Werk von Cone sein, andererseits wollen wir uns gezielt mit verschiedenen Filmen zur Thematik beschäftigen (z.B. Spike Lee´s Malcolm X und Ava DuVernays Selma) und mit der Frage, wie sie im Unterricht eingesetzt werden können.
Längstens bis zum Beginn der Veranstaltungen des folgenden Semesters
Module examination
KL
Skills to be acquired in this module
Fachwissenschaftliche Kompetenz:
Die Studierenden verfügen über Grundkenntnisse über die Weltreligionen. Sie überblicken Methoden und Untersuchungsperspektiven der Religionswissenschaft und sind zur Analyse von religionsbezogenen Problemen in Kultur und Gesellschaft fähig.
Dialog- und Diskurskompetenz:
Die Studierenden sind mit aktuellen Fragestellungen des Interreligiösen Dialogs vertraut.
Entwicklungskompetenz:
Im Rahmen des Forschungsbasierten Lernens entwickeln und definieren die Studierenden Forschungsfragen, gestalten Bearbeitungsprozesse selbstständig, diskutieren Forschungsergebnisse kritisch, bewerten diese plausibel und dokumentieren sie anschaulich.