sla871 - Politik- und Sozialgeschichte (Veranstaltungsübersicht)

sla871 - Politik- und Sozialgeschichte (Veranstaltungsübersicht)

Institut für Slavistik 15 KP
Prüfungsberechtigte Lehrende der FK IV
Modulteile Semesterveranstaltungen Wintersemester 2017/2018 Prüfungsleistung
Seminar
  • Kein Zugang 4.02.052 - Russland und Oldenburg im 18. und 19. Jahrhundert Lehrende anzeigen
    • Dr. Bernd Müller

    Mittwoch: 16:00 - 18:00, wöchentlich (ab 18.10.2017)

    Russland und Oldenburg waren im 18. und 19. Jahrhundert durch dynastische Verflechtungen und politische Interessen eng verbunden. Eine besondere Rolle spielt dabei die sog. Gottorper Frage, deren Herausforderungen und Lösungsversuche einen wesentlichen Einfluss auf die Politik im Ostseeraum als einem der Gravitationszentren europäischer Politik hatte. Aus der Lösung der Gottorper Frage entwickelte sich eine bestimmende Grundlinie der Politik des späteren Herzogtums Oldenburg bis in die Zeit des deutschen Bundes, nämlich die größtmögliche Ausrichtung auf die Politik des russischen Reiches. Das Seminar wird zunächst die dynastische Entwicklung des Hauses Oldenburg in Oldenburg, Dänemark und Russland nachzeichnen; die Chefs der jeweiligen Linien waren als „Eigentümer“ ihrer Staaten oft die entscheidenden Akteure der politischen Entwicklungen. Die politische Landschaft Europas am Anfang des 18. Jahrhunderts bildet dann den Rahmen für die Untersuchung der Gottorper Frage, d.h. der Auseinandersetzung um die Macht in Schleswig und Holstein, auf die Russland, Schweden, Dänemark und Frankreich einwirkten. Das Seminar sucht nach politischen Zusammenhängen, welche diese Auseinandersetzungen bestimmten und in denen u.a. auch das Herzogtum Oldenburg entstehen konnte. Danach wird sich das Seminar die Konsequenzen untersuchen, die sich daraus für die Außenpolitik des Herzogtums Oldenburg in den Umbrüchen des Untergangs des Alten Reichs und der napoleonischen Kriege ergaben. Insgesamt sollen anhand dieses Ausschnitts aus der europäischen Politik wichtige Bestimmungsgrößen für außenpolitische Zusammenhänge ausgemacht werden, die zu einem besseren Verständnis der europäischen Politik des 18. und 19. Jahrhunderts führen.

Vorlesung
  • Kein Zugang 4.02.050 - „Aus altem Stamm?“ Sarmaten, Urslawen, Dako-Römer und Hunnen ­– Kontinuitätstheorien im östlichen Europa Lehrende anzeigen
    • Priv.-Doz. Dr. Tobias Weger

    Dienstag: 10:00 - 12:00, wöchentlich (ab 17.10.2017)

    Die "origo gentis" ist nicht erst eine in der Neuzeit bekannte Form der mythischen Erzählung, mit deren Hilfe sich Adelssippen, Dynastien, Stämme oder Völker Gewissheit über ihre angebliche Herkunft, ihre Genealogie und damit ihre kollektive Identität verschaffen wollten. Bereits aus der Alten Geschichte sind, wie etwa ein Blick auf Vergils "Aeneis" verrät, solche Konstruktionen bekannt. Die Vorlesung nimmt ausgewählte Beispiele aus der ost-, ostmittel- und südosteuropäischen Geschichte in den Blick, unter anderem den Sarmaten-Mythos der polnischen Szlachta, den Urslawen-Mythos diverser osteuropäischer Nationen im 19. Jahrhundert, den dako-römischen Herkunftsmythos der Rumänen und den Hunnenmythos der Ungarn. Dabei sollen diese Narrationen nicht etwa als vordergründig "unwissenschaftlich" oder "erfunden" entlarvt, sondern als historisch wirkmächtige Überlieferungsformen sui generis untersucht werden. Zentral steht dabei die Frage nach ihrem jeweiligen Ursprung, ihrer Funktion und ihren Auswirkungen auf unterschiedlichen Ebenen des politischen Diskurses, des kulturellen Schaffens (etwa Belletristik, Historienmalerei, Musik) sowie der Schaffung von Auto- und Heterostereotypen. Die Rolle von Sprach- und Literaturwissenschaften, Vor- und Frühgeschichte, Archäologie, Kunstgeschichte und weiteren geisteswissenschaftlichen Disziplinen zur Legitimation entsprechender Theorien kommt bei jedem Beispiel zum Tragen. Einführend werden unterschiedliche wissenschaftliche Erklärungsmodelle von Mythen und deren Bedeutung für die Geschichte angesprochen. Die Vergleichsfolie zu den behandelten Beispielen aus dem östlichen Europa bilden exemplarische Phänomene aus dem westlichen Kontext, etwa der Ossian-Mythos der Schotten, der gallo-römische Ursprungsmythos der Franzosen oder der Germanenmythos der Deutschen. Auch die Versuche übergreifender Ursprungsmythen – etwa der "Indogermanen" oder "Indoeuropäer" – werden kritisch behandelt.

Hinweise zum Modul
Prüfungsleistung Modul
1 Prüfungsleistung: Klausur (135 Min.) oder Hausarbeit (25 Seiten) oder mündliche Prüfung (30 Min.)
Kompetenzziele
Kenntnisse der ostmittel- und osteuropäischen Geschichte mit besonderer Fokussierung auf die Beziehungsaspekte. Schwerpunkt: 16.-20. Jh. Kulturhistorisches und geographisches Orientierungsvermögen über den östlichen Teil des europäischen Kontinents; Verständnis für die Interdependenz außen- und innenpolitischer Entwicklungen sowie sozialer Wandlungsprozesse. Die Kenntnis osteuropäischer Sprachen ist erwünscht, wird aber nicht vorausgesetzt. Befähigung zu einem problemorientierten Umgang mit politik- und sozialgeschichtlichen Phänomenen in unterschiedlichen Epochen. Analytisches Umgehen mit politikgeschichtlichen Phänomenen. Erkennen der Interdependenz von Politik und Recht. Dabei sollen Grundkenntnisse der historischen Diskursanalyse vermittelt werden. Neben der Vermittlung spezifischen Fachwissens sollen die Fähigkeiten zu selbständigem, quellenbezogenem wissenschaftlichem Arbeiten unter Anwendung methodischer und theoretischer Konzepte vertieft werden. Besonderer Wert wird dabei auf die eigenständige Entwicklung historischer Fragestellungen gelegt. Historiographische Methoden sollen selbständig angewendet werden. Befähigung, die Besonderheiten zurückliegender Epochen und der osteuropäischen Region im europäischen Vergleich und ihre spezifische Beziehung zu Deutschland zu begreifen sowie die Bedingungen historischen Wandels zu verstehen und kritisch zu reflektieren. - Befähigung, konsistent strukturierte, argumentierende Texte zu verfassen und Vorträge zu halten. Befähigung, historische Erkenntnisse anschaulich zu vermitteln.