Die Vorlesung möchte in die folgenden zentralen Phänomenbereiche der linguistischen Pragmatik einführen: Implikaturen, Präsuppositionen und Sprechakte. Den vertiefenden Schwerpunkt liefert dabei jeweils die Frage, wie pragmatische Effekte mit grammatischen Eigenschaften interagieren. Das sei hier knapp an drei Beispielen illustriert: (i) Wenn jemand sagt "Ich habe einige Aufgaben gelöst" implikatiert er damit typischerweise, dass er nicht alle Aufgaben gelöst hat. Diese sog. skalare Implikatur wurzelt darin, dass der Ausdruck "einige Aufgaben" der gegenüber "alle Aufgaben" semantisch schwächere Ausdruck ist und die Nutzung eines schwächeren Ausdrucks systematisch an die Negation des stärkeren geknüpft ist. Wie funktioniert diese Interaktion? (ii) Eine definite Nominalgruppe wie "der Esel" präsupponiert im Regelfall, dass in der jeweiligen Äußerungssituation ein Esel vorhanden ist. In bestimmten Fällen verschwindet diese Präsupposition aber, z.B. in "Wenn Cem einen Esel hat, dann kümmert er sich bestimmt gut um den Esel". Intuitiv liegt das an der Einbettung in ein Konditionalsatzgefüge. Was sind hier die systematischen Hintergründe für das Projektionsverhalten? (iii) Strukturelle Eigenschaften nehmen Einfluss darauf, welche Sprechakte mit sprachlichen Äußerungen ausgeführt werden: "Peter spielt Klavier" (Indikativ, Verbzweitstellung) führt zu einer Aussage, "Spielt Peter Klavier?" (Indikativ, Verberststellung) führt zu einer Entscheidungsfrage und "Spiel Klavier" (Imperativ, Verberststellung) führt zu einer Aufforderung. Was ist hier das System, und wie lassen sich vom Standardfall abweichende Beispiele wie z.B. "Peter spielt Klavier? Echt jetzt?" erfassen?