Informationen für Gasthörende

Informationen für Gasthörende

Zu erwartende TeilnehmerInnenzahl:
40
Zeit:
Dienstag: 10:00 - 12:00, wöchentlich (ab 19.10.2021) k.A.
Ort:
Keine Raumangabe
Dienstag: 10:00 - 12:00, wöchentlich
Voraussetzungen:
Angaben zum Inhalt:
Das Verhältnis von Denken und Sprechen als kognitiv-erkenntniskritischer und phonetischer Artikulationsakt ist geknüpft an die Entstehung und Geschichte der menschlichen Lautsprache (Onomatopoesie) als praxisorientierter Vorgang, der aus gesellschaftlicher Not und dem Mangelwesen des Menschen resultiert. Denken und Sprechen als Erkennen, Nachahmen und Bezeichnen von Dingen, Sachen, Namen, Problemen, Personen, Naturgegenständen oder Attributen bildet eine prozessuale Einheit, worin sich die organisch-körperliche und geistig-schöpferische Funktion und Bedeutung der Sprache als Werkzeug der Verständigung und Weltaneignung kundtut, die nach modernen Auffassungen (Franz Brentano, John Searl) intentional bzw. an regulativen und konstitutiven Regeln ausgerichtet ist. Die Verschiedenheiten der Schriftsprachen als spätes Produkt der Menschheit unterliegen syntaktisch der Flexion oder Agglutination, ohne deren Einhaltung keine semantisch vernünftigen Aussagen gemacht werden können. Insofern hat die Reflexion auf Sprache das philosophische Fragen von dessen vorsokratischen Anfängen an begleitet. Ihr Thema ist alles, was metaphysisch und konkret etwas ist: Gott, Mensch, Tier, Pflanze oder Welt erscheinen als Gegenstände möglichen Wissens über das Sein der Dinge, denn die Vernunft gewinnt gegenüber der Sprache, worin sich das Medium der Fixierung des Denkens entäußert, eine ausgezeichnete Bedeutung. Die Vernunft ist jedoch mehrdeutig (Kant: Dinge an sich; Erscheinungen) und für das Denken nützlich und hilfreich, aber auch teils hinderlich und schädlich, weshalb spätestens seit dem 18. Jahrhundert und Vicos, Rousseaus und Herders Sensualismus nach der Verführung des Denkens durch die Sprache gefragt wird. Daher möchte das Seminar mit der Auswahl der Essays die sprachgenetische Perspektive der von Jonas Pfister 2011 herausgegebenen Textausgabe (s. Bibliographie) erweitern und verfolgt die Absicht, Herders geschichtlich-anthropologische und organische Seite der Sprache zu erfassen und Wilhelm v. Humboldts Prozess der inneren Seite der Sprache als forma mentis an der Bildung subjektiver Vorstellungen herausarbeiten. Ferner soll Friedrich Engels‘ gesellschaftlich-historische Bedeutung der Hand-, Gestus- und Kehlkopffunktion der Sprache erkannt, Karl Vosslers Energeia-These als nicht-mechanistischer Zusammenhang von Sprache, Mentalität und Kultur in Verbindung mit ihrer intuitiv und phylogenetisch-ontogenetisch ausgerichteten Dimension nachvollzogen, Walter Benjamins göttlich-geistig und mimetisch-soziologisch begründeter Charakter der Sprache sowie Lew Wygotskis und Werner Krauss‘ pragmatische Perspektive vergleichend fokussiert werden, so dass positivistisch-materialistische und idealistische Kriterien und Erklärungsansätze des Phänomens menschlicher Sprache zu unterscheiden sind. Neben Differenzen, werden auch Konvergenzen zwischen den zu besprechenden Texten deutlich, indem die Sprache als Vermittlerin zwischen Denken und Sein gilt und ihre Geschichte sowie der Wandel einer Sprache mit der Geschichte ihrer Träger unmittelbar verknüpft ist. Die Eigentümlichkeit der Sprache ist Ausdruck und Existenzform der Gesellschaftlichkeit des Menschen, denn sie verkörpert das tönende Gedankenband des sozial Allgemeinen, welches dem Besonderen, dem Individuum innewohnt und von ihm selbst, entsprechend den gesellschaftlichen Bedingungen und Möglichkeiten, auch ästhetisch-dichterisch und stilistisch als gebundene Wortform umgeformt wird. Voraussetzungen: Lust, Interesse und Neugierde, sich auf etwas grundständig Neues mit Bezügen zur Geschichte der Philosophie, Ästhetik, Stilforschung und germanistisch-romanistischen Sprachwissenschaft einzulassen. Vorbereitende Lektüre und diskursive Bearbeitung der Texte im Seminar; zur ersten Sitzung sollte Herders Ursprungsessay über die menschliche Sprache gelesen sein. Organisation: Alle Texte sind in meinem Handapparat der UB eingestellt. Bis auf die Krauss-Werkausgabe, sind alle anderen Texte auch günstig über ZVAB (Zentrales Verzeichnis antiquarischer Bücher) oder andere Antiquariatsdienste erwerbbar. Das Seminar findet im BlueBigButton-Modus (STUD.IP) statt.
Lehrsprache:
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