Vorlesung oder Seminar (2 Veranstaltungen)
(2 Veranstaltungen: 1 SE oder 1 VL; 1 SE; ) |
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3.06.301 - ‚Ich möchte so gern nach Hause gehen’. Die Funktionalisierung der ‚Color Line’ i(n eine)m bundesdeutschen Nachkriegsfilm
Termine am Freitag, 16.11.2018 14:00 - 18:00, Samstag, 17.11.2018 10:00 - 14:00, Freitag, 14.12.2018 14:00 - 18:00, Samstag, 15.12.2018 10:00 - 14:00, Freitag, 11.01.2019 14:00 - 18:00, Samstag, 12.01.2019 10:00 - 14:00
Ein einziger Film steht im Zentrum dieses Seminars. Ein Film, entstanden 1952 in der Bundesrepublik Deutschland, begleitet von einem Zeitschriftencomic und umfangreichen politischen Debatten. Dieser Film ist es eines der wenigen Beispiele der Nachkriegszeit, in dem eine person of colour Hauptprotagonistin ist, keine Nebenfigur. Versuchte man hier die Erfahrung von Exklusion einer Mehrheitsgesellschaft im Wiederaufbau zu vermitteln? Der Film galt als ein vermeintlich antirassistisches re-education Projekt. Und perpetuiert doch mit seiner Darstellung, seinem ‚commodity racism’ und der dramaturgischen Konklusion die Vorstellung von ‚Deutschsein’ als Weißsein. Die ‚dominante Fiktion’ der bürgerlichen Familie fungiert hier als Metapher für monokulturelles nationbuilding. Dem immens erfolgreichen Film mit seinen Inklusionsverwerfungen und der melodramatischen Tränendrüsigkeit wurde schon damals Eskapismus vorgeworfen. Ein Beispiel für die ‚rassistische[n] und sexualisierte[n] Auslassungen, Verschiebungen und Umdeutungen, [welche] die nationalen Selbstentwürfe bis heute grundieren.’ (Maja Figge)
Im Seminar wollen wir diesen Film einem close reading unterziehen, mit weiteren Filmen in einen größeren repräsentationspolitischen Kontext stellen, sowie den Zusammenhang zur Selbstorgansation der afrodeutschen community seit den 1980er Jahren herstellen – inspiriert von den Treffen mit black lesbian feminist mother poet warrior, wie sie sich selbst bezeichnete: der Schriftstellerin Audre Lorde.
May Opitz, Dagmar Schultz, Katharina Oguntoye: Farbe bekennen. Berlin 1986
Madeleine Bernstorff, Yara Colette Lemke de Faria: Toxi. Eine Broschüre, Berlin 1996
Yara-Colette Lemke Muniz de Faria: Zwischen Fürsorge und Ausgrenzung: afrodeutsche "Besatzungskinder" im Nachkriegsdeutschland, Berlin 2002
Tobias Nagl: Die unheimliche Maschine. Rasse und Repräsentation im Weimarer Kino, München 2005
Heide Fehrenbach: Race after Hitler. Black Occupation Children in Postwar Germany and America, Princeton 2007
Angelica Fenner: Race under Reconstruction in German Cinema. Robert Stemmle’s TOXI, Toronto 2011
Marion Kraft (Hg): Kinder der Befreiung. Transatlantische Erfahrungen und Perspektiven Schwarzer Deutscher der Nachkriegsgeneration, Berlin 2015
Maja Figge: Deutschsein (wieder-)herstellen. Weißsein und Männlichkeit im bundesdeutschen Kino der fünfziger Jahre, Berlin 2015
Umfangreiches Online-Dossier mit Texten u.a. von Grada Kilomba, Peggy Piesche, Tobias Nagl, 2004: http://www.bpb.de/gesellschaft/migration/afrikanische-diaspora/
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3.06.303 - Familienaufstellung: Visuelle Repräsentationen familialer Beziehungsstrukturen vom 18. Jahrhundert bis in die Gegenwart
- Priv.-Doz. Dr. Anja Zimmermann
Termine am Mittwoch, 17.10.2018 10:00 - 14:00, Freitag, 23.11.2018 14:00 - 20:00, Samstag, 24.11.2018 09:00 - 15:00, Freitag, 14.12.2018 16:00 - 20:00, Samstag, 15.12.2018 09:00 - 17:00, Ort: A08 1-102 (Seminarraum), A08 1-110 (Seminarraum)
Was ist eine Familie? Jüngste Debatten um die ‚Ehe für Alle’, Möglichkeiten und Grenzen der Reproduktionsmedizin oder das Adoptionsrecht zeigen, dass die Antwort auf diese Frage keineswegs trivial ist. Sie unterliegt vielmehr komplexen juristischen und gesellschaftlichen Aushandlungsprozessen und verändert sich historisch. Bilder spielen und spielten dabei eine wichtige Rolle: einerseits als Orte, an denen dominante Familienmodelle forciert werden konnten, andererseits aber auch als Mittel, mit denen diese infrage gestellt wurden und werden. Die Rolle der Visualisierungen von ‚Familie’ im erwähnten Spannungsverhältnis zwischen Bestätigung dessen, was ‚Familie’ zu unterschiedlichen Zeiten meinte und der Eröffnung von kritischen Gegenmodellen, etwa in der zeitgenössischen Kunst, ist dabei komplex. Weder kann davon ausgegangen werden, dass ‚Familienbilder’ einfach direkt auf historische Gegebenheiten bezogen werden können noch existieren sie als ‚reine Kunst’ losgelöst von sozialen und gesellschaftlichen Bedingungen. Vielmehr gilt es, sowohl die spezifisch visuellen Logiken der Repräsentation familialer Beziehungsstrukturen herauszuarbeiten als auch deren Verflochtenheit mit außerkünstlerischen Diskursen Rechnung zu tragen.
Folgende, aufeinander aufbauende Bereiche sind zur Bearbeitung in Form von offen gestalteten Referaten vorgesehen, wobei die konkrete Auswahl von Einzelthemen und Präsentationsformen wie im letzten Semester unter Rückgriff auf Methoden des Problembasierten Lernens (PBL) erfolgen soll, d.h. in den ersten Seminarstunden gemeinsam konkretisiert werden wird:
I. Bilder als ‚Quellen’, ‚eigene Wirklichkeit’ oder als ‚Kritik’: Wie gehen wir methodisch mit Repräsentationen familialer Beziehungen um – Verortung zwischen sozialhistorischer Forschung (z.B. Ariès; Kellermann; Roeck u.a.) und kunstwissenschaftlicher Repräsentationskritik
II. Anlässe von Familienbildnissen zwischen dem 18. Jahrhundert und der Gegenwart: Herrschaftssicherung, Gegenmodell, Experimentalraum
III. Visualisierung familialer Zusammenhänge (Vaterschaft, Mutterschaft, Verwandtschaft) in außerkünstlerischen Zusammenhängen (Bilder von Zeugung und Geburt; Erbe; Generationenfolge; Stammbäume etc.)
IV. ‚Neue’ Familien und ihre künstlerischen und populären Visualisierungen: Ehe für Alle, Reproduktionsmedizin etc.
V. Familie im Film
Unter dem Eintrag ‚Dateien’ finden sich auf Stud IP die Anfänge einer Bildersammlung, die Beispiele künstlerischer Arbeiten zum Thema Familie zeigt, die im Rahmen des Seminars besprochen werden können. Die TeilnehmerInnen des Seminars sind eingeladen, im Vorfeld der Veranstaltung ebenfalls Bilder einzustellen, die sie interessieren. Auf diese Weise können wir zu Beginn des Seminars u.a. anhand dieses virtuellen Museums zum Thema ‚Familie’ gemeinsam Fragen entwickeln und Themenschwerpunkte festlegen.
Voraussetzung für die Teilnahme ist die Bereitschaft zur kontinuierlichen aktiven Mitarbeit, ggf. auch in Kleingruppen.
Literatur
Ariès, Philippe: Geschichte der Kindheit, München 1975
Bertz, Inka: Familienbilder: Selbstdarstellung im jüdischen Bürgertum, Jüdisches Museum Berlin, Köln 2004
Ausst. Family Pictures, Guggenheim, New York 2007
Hansbauer, Severin Josef: Das oberitalienische Familienportrait in der Kunst der Renaissance. Studien zu den Anfängen, zur Verbreitung und Bedeutung einer Bildnisgattung, Diss. Würzburg 2004, https://opus.bibliothek.uni-wuerzburg.de/opus4-wuerzburg/frontdoor/deliver/index/docId/1457/file/Diss.Gesamt.pdf
Weber-Kellermann, Ingeborg: Die Familie: Geschichte, Geschichten und Bilder, Frankfurt a.M. 1976
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3.06.402 - Lektüreseminar Postkoloniale Theorien
Mittwoch: 16:00 - 18:00, zweiwöchentlich (ab 24.10.2018)
Das Lektüreseminar ergänzt die Veranstaltung 3.06.423 „Visuelle Kultur und Postkolonialismus“, kann aber auch unabhängig davon besucht werden. Es dient der vertieften und vertiefenden Auseinandersetzung mit zentralen Texten zum Thema und deren möglichem Nutzen für das Feld der visuellen Kultur (z.B. Fanon, Said, Bhabha, Spivak, Hall, hooks). Leistungsnachweise sind nach vorheriger Absprache möglich. Erwartet wird die Bereitschaft zu intensiver Textlektüre und -diskussion.
Literaturempfehlung: María do Mar Castro Varela/Nikita Dhawan: Postkoloniale Theorie. Eine kritische Einführung (2., komplett überarbeitete und erweiterte Auflage) Bielefeld 2015.
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3.06.421 - Methodologie kunst- und kulturwissenschaftlicher Geschlechterforschung
Termine am Freitag, 26.10.2018 13:00 - 18:00, Freitag, 01.02.2019 15:00 - 20:00, Samstag, 02.02.2019 10:00 - 14:00
Mit der Bitte um Beachtung: Aufgrund der inhaltlich-strukturellen Ausrichtung ist die Teilnahme an der Lehrveranstaltung, die sich an fortgeschrittene Master-Studierende und Doktorand*innen richtet, nur nach vorheriger Absprache mit Frau Paul möglich (bitte per mail oder in der Sprechstunde Kontakt aufnehmen).
Unter der Prämisse, dass für das Verständnis von Kunst und visueller Kultur die Kategorie Geschlecht von grundlegender Bedeutung ist, beschäftigt sich die Lehrveranstaltung mit methodischen und methodologischen Fragestellungen kunst- und kulturwissenschaftlicher Geschlechterforschung. Unsere besondere Aufmerksamkeit gilt der Rolle der Kunst und visuellen Kultur bei der Herstellung von Zweigeschlechtlichkeit ebenso wie den künstlerischen, kunst- und kulturwissenschaftlichen Alternativen, die sich gegen Hierarchien, Privilegien und die Naturalisierung von Ungleichheiten wenden und herrschende Codes von Intelligibilität dekonstruieren. Da die Produktion von Bedeutung und die von Macht eng miteinander verbunden sind, ist die Kategorie Geschlecht in Verschränkung mit weiteren hegemonial wirksamen Kategorien, wie Ethnizität, Religion, Klasse, Territorium, Alter oder Befähigung, zu erörtern. Die lange Zeit vernachlässigte Kategorie Sexualität wird mittlerweile in den Queer Studies fokussiert, die sich mit allen Geschlechtern und Sexualitäten auseinandersetzen und heteronormative Regulierungsverfahren zu untergraben und umarbeiten bestrebt sind.
In den einzelnen Sitzungen werden sowohl eigene Forschungsvorhaben der Teilnehmenden kritisch erörtert als auch theoretische Texte und aktuelle Forschungsliteratur gemeinsam gelesen und diskutiert. Es geht um Repräsentationskritiken, Körperdiskurse und Blickregime, um Raumpraktiken, Visualität und Geschlecht, um die Materialität, Medialität und Zeitstruktur von künstlerischen Arbeiten, um Politiken der Un/Sichtbarkeit, transkulturelle Perspektiven u.v.m.
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3.06.423 - Visuelle Kultur und Postkolonialismus
Dienstag: 16:00 - 18:00, wöchentlich (ab 16.10.2018), Ort: A08 1-110 (Seminarraum), A08 0-001 (Seminarraum)
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3.06.427 - Selbstorganisiertes studentisches Lektüreseminar (nach Absprache mit einer der Modulverantwortlichen)
Die Zeiten der Veranstaltung stehen nicht fest.
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