biw320 - Differenzverhältnisse und Heterogenität

biw320 - Differenzverhältnisse und Heterogenität

Institut für Pädagogik 6 KP
Modulteile Semesterveranstaltungen Wintersemester 2020/2021 Prüfungsleistung
Vorlesung
Seminar
  • Kein Zugang 10.11.552 - Differenzordnungen und Intersektionalität im schulischen Kontext – Analyse- und Handlungsperspektiven für Lehrkräfte Lehrende anzeigen
    • Prof. Dr. Ayca Polat

    Termine am Freitag, 04.12.2020 14:30 - 19:30, Samstag, 05.12.2020 - Sonntag, 06.12.2020 09:00 - 17:30
  • Kein Zugang 10.11.555 - Konstruktion und Zuschreibung von Differenz in Theorie und Praxis Lehrende anzeigen
    • Dr. phil. Fatos Atali-Timmer, Dipl.-Päd.

    Donnerstag: 12:00 - 14:00, wöchentlich (ab 22.10.2020)

  • Kein Zugang 10.11.556 - Was heißt Lehren und Lernen in der Schule der Migrationsgesellschaft? Lehrende anzeigen
    • Irina Grünheid, M.A.

    Mittwoch: 10:00 - 12:00, wöchentlich (ab 21.10.2020)
    Termine am Freitag, 19.02.2021, Freitag, 26.02.2021 09:00 - 12:45

    Verstehen wir unsere Gesellschaft als eine (und nicht nur neuerdings, sondern auch schon immer, und immer mehr) durch anhaltende globale, postkoloniale Migrationsprozesse maßgeblich geprägte Migrationsgesellschaft , so lässt es sich erwarten, dass auch die Schule, als ein gesellschaftlich und sozial wichtiger (Bildungs-)Ort, dem Phänomenen der Vervielfältigung von Lebens- und Bildungserfahrungen Rechnung trägt. Doch auf unterschiedlichen Ebenen scheint aktuell gerade dies ein Ort zu sein, an dem homogenisierende Vorstellungen von Normalität, Identität und Zugehörigkeit dermaßen ausgeprägt zu sein scheinen. Auch nach Jahrzehnten der Migrationsbewegungen werden systematische diskriminierende Ausschlüsse vieler junger Menschen festgestellt, deren Leben aufgrund von Migration nicht in den engen Erwartungsrahmen der Schule passen. In Zeiten globaler Mobilität von Menschen ist die Institution Schule in einer Migrationsgesellschaft einmal mehr herausgefordert bestehende Ordnungen, Routinen und das Verhältnis zwischen Bildungsdispositionen der Schüler*innen und den Bildungserwartungen und -angeboten der Institution zu überprüfen und anzupassen. - Was wäre, wenn alle Schüler*innen und alle Lehrer*innen gerne in der Schulen wären, weil dies ein Ort wäre, an dem sie als Individuen geachtet und respektiert und vor Diskriminierung geschützt wären? - Was wäre, wenn Schule auch für zugewanderte Schüler*innen und Lehrer*innen Ort wäre, an dem sie ihren Bildungs- und Berufsweg einfach weiter verfolgen würden ohne zunächst die ihnen zugeschriebenen Sprach-und Bildungsdefizite ausgleichen zu müssen. Und wenn ihr Wissen und ihre Sprachkenntnisse als gleichwertig und nicht als minderwertig gelten würden? - Was wäre, wenn diskriminierungs- und rassismussensibler Unterricht curricular verankert wäre? - Was wäre, wenn an Schulen Schüler*innen lernten was es hieße Verantwortung für globale postkoloniale Zusammenhänge zu übernehmen? In der Wissenschaftlichen Auseinandersetzung/ im Fachdiskurs zu Schule in der Migrationsgesellschaft werden diese Fragen bereits seit langer Zeit diskutiert und Perspektiven und Ansätze entwickelt, die bereits auch in unterschiedlichen schulischen Handlungsfeldern erprobt worden sind. Im Rahmen des Seminars werden einige dieser Perspektiven, die sich am Ziel migrationsgesellschaftliche Diskriminierung in Schule, in der Schulpädagogik und Schulorganisation abzubauen orientieren, vorgestellt und diskutiert werden.

  • Kein Zugang 10.11.557 - Schule zwischen Vielfalt und Rassismus? Grundlagen für eine rassismuskritische und diversitätsorientierte pädagogische Praxis Lehrende anzeigen
    • Lena Nzume, M.A.

    Mittwoch: 10:00 - 12:00, wöchentlich (ab 21.10.2020)

    In den letzten Jahren ist im Schul- und Bildungssystem verstärkt ein Paradigmenwechsel hin zu einer „Heterogenitätsorientierung" (Budde 2015) festzustellen. Dabei erscheint „Heterogenität“ oder „Vielfalt“ im Kontext von Schule eher als wenig konturierter Containerbegriff, in dem unterschiedliche Vorstellungen und zum Teil auch paradoxe Perspektiven sichtbar werden. Unter dem Stichwort „Umgang mit Heterogenität“ werden lern- und leistungsbezogene Unterschiede und Förderbedarfe von Schüler*innen sowie vielfältige Problemlagen in der Schule subsumiert. Als gesellschaftliche Lehr-Lern-Orte sind Schulen an der Gestaltung und Hervorbringung von gesellschaftlichen Verhältnissen und der Reproduktion von migrationsgesellschaftlichen Ungleichheitsverhältnissen beteiligt. Oft tragen das Bildungssystem, seine schulischen Formate bzw. Organisationen und die dort pädagogisch Handelnden nicht intendiert, sondern unbewusst zur Bestätigung von Unterschiedsschemata bei (Vgl. Gomolla/Radke 2009). Die Pluralisierung der Gesellschaft birgt die Chance, pädagogisches Denken kritisch zu reflektieren und seine Prämissen zu überdenken. Die Auseinandersetzung mit Heterogenität und Diversität, die ein konstitutiver Bestandteil pädagogischer Professionalität ist, erfordert daher immer auch die Reflexion von Normalitätsvorstellungen und Normalisierungspraktiken. Ebenso stellen sich Fragen zu Benachteiligungs- und Ausschlussmechanismen, Diskriminierung, sowie Verteilungs- und Teilhabegerechtigkeit im Bildungssystem. Das Seminar zielt darauf ab, theoretische Grundlagen für das pädagogisches Handeln in der Migrationsgesellschaft zu vermitteln. Theoretisches Wissen über die Formen von Diskriminierung und Rassismus ist eine grundlegende Voraussetzung, um diese erkennen, reflektieren und vermeiden zu können. Auch sollen im Seminar konkrete Handlungsansätze für die Gestaltung einer diversitätsreflexiven und diskriminierungskritischen pädagogischen Praxis entwickelt werden, die das Handeln nicht auf eine Zielgruppe reduziert, sondern alle Akteure sowie die Strukturen und Handlungsroutinen in der Institution „Schule“ in den Blick nimmt. Gemeinsam wollen wir eine rassismuskritische Perspektive auf Schule werfen und eine diskriminierungskritische, diversitätsorientierte Perspektive als Grundlage für die schulisch-pädagogische Arbeit entwickeln.

Hinweise zum Modul
Teilnahmevoraussetzungen
Hinweise zum Vorziehen von Mastermodulen:
https://uol.de/fk1/studium/lehrveranstaltungen-anmeldeverfahren
Hinweise

Das Modul greift Perspektiven auf, die sich einem ‚weiten‘ Inklusionsverständnis zuordnen lassen und sich formelhaft mit „Minimierung von Diskriminierung, Maximierung von Teilhabe“ und den damit verbundenen Anforderungen an pädagogisches Können auf den Punkt bringen lassen. Es wird in dem Modul „Differenzverhältnisse und Heterogenität“ nicht alleine eine Fokussierung von spezifischen Zielgruppen, wie zum Beispiel ‚Schüler/innen mit Behinderung‘ oder ‚Schüler/innen mit Migrationshintergrund‘ vorgenommen, sondern grundlegender und auch in einer historisierenden und gesellschaftstheoretischen Perspektive die kritische Reflexion von Differenzverhältnissen, die Bildungskontexte rahmen, beeinflussen und strukturieren sowie Ungleichheiten reproduzieren, ermöglicht.

Prüfungsleistung Modul

1 Portfolio (3 - 5 Leistungen) oder

1 Referat (Vortrag: 30 - 40 Min., schriftl. Ausarbeitung: 5 - 8 Seiten) oder

1 Sitzungsausarbeitung/ Protokoll (10 - 15 Seiten)
Kompetenzziele

Ziele des Moduls

In den (deutschsprachigen) Bildungswissenschaften und der (Schul-)Pädagogik ist ‚Differenz‘ bzw. ‚Heterogenität‘, vor allem seit Mitte der 1990er Jahre, ein zentraler Bezugspunkt theoretischer Debatten und praktischer Konzepte. Im Rahmen von (schul-)pädagogischen Diskursen interessieren in erster Linie soziale und gesellschaftliche Unterschiede zwischen Menschen und zwar jene, die einerseits bedeutsam sind für Lern- und Bildungsprozesse und andererseits durch Lern- und Bildungsprozesse nahegelegt, fortgeführt und ermöglicht werden. Das Modul greift diese Heterogenitätsdiskurse auf und vermittelt grundlegende Kenntnisse differenztheoretischer und diskriminierungskritischer Ansätze und macht diese fruchtbar für (schul-)pädagogische Professionalisierungsprozesse. Im Mittelpunkt steht die Auseinandersetzung mit historischen und systematischen Zugängen der erziehungswissenschaftlichen und pädagogischen Thematisierung von Diversität und Ungleichheit, um daran anknüpfend differenzsensible und diskriminierungskritische Konzepte pädagogischer Professionalität kennenzulernen, zu diskutieren und im Hinblick auf schulische Praxis zu reflektieren.

Kompetenzen

Die Inhalte des Moduls beziehen sich auf die Entwicklung von Basiskompetenzen, die in der Masterverordnung unter §1 Abs. 2 formuliert sind (bspw. Heterogenität von Lerngruppen; Auseinandersetzung mit Ansätzen Interkultureller Kompetenz). Die Studierenden setzen sich mit unterschiedlichen Differenzverhältnissen (etwa race, class, gender, dis/abiltity) und darin wirksamen Ungleichheitskategorien in ihrer Bedeutung für Lern- und Bildungsprozesse sowie Formen der Subjektformierung auseinander. Die Studierenden lernen schulische Strukturen und Handlungsroutinen mit Blick auf verschiedene und sich überlagernde Differenzverhältnisse kennen und lernen damit verbundene Forschungsperspektiven beispielsweise kritischer Differenz- und Intersektionalitätsforschung kennen. Die in der Masterverordnung unter §1 Abs. 2 festgehaltene pädagogische und didaktische Basiskompetenz a) wird im Rahmen des Moduls in einer differenztheoretischen Perspektive entwickelt. Dabei ist unter anderem die Arbeit an Fällen und anderem empirischen Material ein wichtiger methodisch-didaktischer Zugang.

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