Nicht erst die Corona-Pandemie hat uns jüngst drastisch vor Augen geführt, wie tiefgreifend Diagnosen – und damit verbundene präventive Maßnahmen – in das Leben Einzelner und unser gesellschaftliches Zusammenleben, unseren Alltag, unser Berufsleben, ganz grundlegend: in unsere Selbst- und Weltverhältnisse eingreifen können. Zeitdiagnosen, etwa die der „Corona-Gesellschaft“ (Volkmer/Werner 2020) oder jene einer „Diagnosegesellschaft“ (Osrecki 2014), gehören von jeher zum Kerngeschäft der Soziologie; schon längst werden in Schule oder Sport Begabungen und Talente diagnostiziert, werden von Kinderärzt*innen und Sozialarbeiter*innen Entwicklungsstände erhoben und Prognosen darauf gegründet, diagnostizieren Self-Tracking-Apps Bewegungsmangel und fordern zum Laufen auf. Das Diagnostizieren scheint zu einer selbstverständlichen kulturellen Form geworden zu sein, in der Gesellschaften und Individuen ihre Gegenwart problematisieren und sich auf eine Zukunft einzustellen versuchen. In dem Seminar soll aus einer praxistheoretischen Perspektive der Frage nachgegangen werden, wie in unterschiedlichen Feldern Diagnosen „gemacht“ werden und welche (subjektivierenden) Wirkungen sie entfalten. Welche Wissensformen (praktisches Wissen, propositionales Wissen usw.) kommen im Diagnostizieren zum Einsatz und wie wird dabei Körperliches sowohl auf Seiten der Diagnostizierenden wie der Diagnostizierten relevant gemacht? Von den feldspezifischen Fallanalysen ausgehend soll dabei immer wieder auch nach den feldübergreifenden Vorstellungen, Idealbildern, Maßstäben und Techniken gefragt werden, die das Diagnostizieren orientieren.
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