Dass Nationen keine irgendwie natürlichen und urwüchsigen Gebilde sind, sondern das Ergebnis kultureller Konstruktionsleistungen, gehört seit den 1980er Jahren zum Konsens der Forschung. Nationen sind, so lautet die bekannte Formel von Benedict Anderson, 'imagined communities', vorgestellte Gemeinschaften, die vor allem auch in gemeinsamen Erzählungen Gestalt annehmen. Auch literarische Texte hatten (und haben immer noch) Anteil an der Erschaffung von nationalen (und anderen kollektiven) Identitäten: Sei es, dass sie zum Bestandteil eines gemeinsamen nationalen Kanons werden; sei es, dass sie selbst tatkräftig (und mit den ihnen eigenen Mitteln) an der Definition dessen mitwirken, was man als spezifisch ‚deutsch‘, ‚niederländisch‘, ‚französisch‘ usw. zu verstehen hat. Auf der anderen Seite kann die Literatur solche Prozesse aber auch kritisch reflektieren und die Mechanismen offenlegen, auf denen Konstruktionen des Nationalen beruhen. Auf der Grundlage ausgewählter theoretischer Ansätze wird das Seminar solchen Konstruktionen des ‚Deutschen‘ in Texten (und Kontexten) des 19. Jahrhunderts nachgehen: von den Grimm’schen Märchen bis zu Richard Wagners Opern; vom ‚deutschen‘ Wald bis zum Schrebergarten; vom Kyffhäuser bis zu Neuschwanstein. In der Übung wird Gelegenheit bestehen, eigenständig die Themen zu vertiefen. Im Januar ist eine Exkursion ins Marinemuseum nach Wilhelmshaven geplant.
Ein Reader zum Seminar ist ab Anfang Oktober erhältlich. Prüfungsleistung: Referat mit Ausarbeitung.
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