Die erste Hälfte des 19. Jahrhunderts ist von einem Gegensatz geprägt, der sich in der Literaturgeschichtsschreibung bis heute als Alternative von „Vormärz“ oder „Biedermeier“ manifestiert. Er gründet in zwei unterschiedlichen zeitgenössischen Bewertungen der historischen Situation nach 1815, denen allerdings eines gemeinsam ist: das Bewusstsein einer Umbruchs- und Krisensituation. Im Seminar werden wir den Spannungen dieser Zeit anhand ausgewählter lyrischer Texte nachgehen, die sich einerseits – auch im Anschluss an die national aufgeladene Lyrik der Befreiungskriege – bewusst politisch positionieren (Heine, Freiligrath, Herwegh) und dabei auch die sozialen Widersprüche der Zeit in den Blick nehmen (Weerth). Auf der anderen Seite stehen Texte, die ganz andere Dinge erkunden, etwa Wahrnehmungsphänomene (Mörike, Droste-Hülshoff), fremde Kontinente (Lenau) oder die „Farbenstäubchen auf der Schwinge“ von Schmetterlingen (Platen). Biedermeier und/oder Vormärz: Gemeinsam ist allen diesen Texten die Frage, mit welchen ästhetischen Mitteln einer komplexen und dynamischen Gegenwart überhaupt noch beizukommen ist, und diese Frage bietet sich als Leitfaden an, um die Lyrik der Zeit von 1815–1848 genauer kennenzulernen und die genannten Epochenzuschreibungen dann auch kritisch zu hinterfragen.
Während im Seminar die gemeinsame Textanalyse eines exemplarischen Gedichts im Mittelpunkt steht, wird die dazugehörige Übung die Gelegenheit geben, weitere Texte kennenzulernen, und die vielfältigen Kontexte zu erkunden, in welche die Lyrik der Zeit eingebunden ist. Ein Reader zum Seminar wird im April online bereitgestellt (Stud.IP). Prüfungsart: Referat/Textexpertise mit schriftlicher Ausarbeitung.
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