Veranstaltungsdetails - Die Kunst des ‚Andersseins‘. Literarische ‚Bohème‘ im slavischen Raum

Veranstaltungsdetails - Die Kunst des ‚Andersseins‘. Literarische ‚Bohème‘ im slavischen Raum

Fakultät 3: Sprach- und Kulturwissenschaften
Institut für Slavistik
Sommersemester 2013
Die Kunst des ‚Andersseins‘. Literarische ‚Bohème‘ im slavischen Raum
Zeit: Do. 16:00 - 18:00 (wöchentlich),
Termine am Fr. 12.07. - Mo. 15.07. 10:00 - 14:00, Di. 01.10. 10:00 - 15:00
Veranstaltungsnummer: 3.04.551
Studienbereiche: Fakultät 3: Sprach- und Kulturwissenschaften > Master > Slavische Studien > Mastermodule > sla850 Literaturtheorie und -kritik
Fakultät 3: Sprach- und Kulturwissenschaften > Master of Education (Gymnasium) > Russisch > Mastermodule > sla751 Literaturtheorie und -kritik
DozentIn Prof. Dr. Gun-Britt Kohler
Heimat-Einrichtung: Institut für Slavistik
Typ der Veranstaltung: Seminar in der Kategorie Lehre
Art der Veranstaltung: S
ECTS-Punkte: 6
Beschreibung: Den melodramatischen Topos des Völkchens von Malern, Dichtern und Musikern, die in armseligen Dach­zimmern um das wahre Kunstschöne ringen, durch die Halbwelt der Spelunken streifen, ihre Musen unter Prostituierten finden und der Pseudomoral des Spießbürgertums die Authentizität prekärer Lebensverhältnisse entgegensetzen, hat 1851 Henri Murger mit dem Roman „Scènes de la vie de bohème“ lanciert, der u.a. Grundlage für Puccinis bekannte Oper „La Bohème“ und für Aki Kaurismäkis Film „Das Leben der Bohème“ wurde. Unter vergleichender Perspektive nimmt das Seminar zunächst verschiedene Aspekte in den Blick, die sich hinter diesem Topos verbergen und aufs engste mit der Konstituierung und Modellierung der modernen Literatur verknüpft sind: das Ineinsfallen von Kunst und Leben (das Leben als Kunstwerk, das Leben als Vorlage für das zu schaffende Kunstwerk etc.), die Erfindung des modernen Künstlers und die Begründung eines antibürger­lichen intellektuellen Habitus, das Beharren auf der Freiheit der Kunst und die Konstituierung von Kunst und Literatur als einer Welt ‚abseits‘ bürgerlicher Werte und Normen, die Erschließung neuer literarischer (Lebens-und Schaffens-)Räume, Verfahren und Gattungen, die interdisziplinäre Entgrenzung der Kunst, die zunehmende ästhetische Autoreflexivität, etc. Neben diesen konstitutiven Aspekten gilt die Aufmerksamkeit den problematischen Seiten des ‚Konzepts Bohème‘: dem ambivalenten Changieren zwischen Subkultur und Elite, zwischen Scheitern und Genialität, zwischen Originalität und Epigonentum, zwischen Bürgerspott und Bürgersehnsucht, Authentizität und Künstlichkeit des Autorlebens u.a.. Am Beispiel relevanter Orte (v.a. Krakau, Sankt Petersburg, Paris u.a.), wichtiger ‚Foren‘ („brodjačaja sobaka“; „zielony balonik“ u.a.) sowie der Werke ausgewählter Autoren und Karikaturisten (Przybyszewski, Berent, Boy-Żelenski, Tetmajer, Kasprowicz, Kuz’min, Bal’mont, Tėffi, Remizov, Poplavskij u.a.) sollen Unterschiede und Parallelen zwischen verschiedenen Formen und Ausprägungen von Bohème-‚Bewegungen‘ und –literaturen untersucht und zum jeweiligen literarischen und gesellschaftlichen Kontext in Beziehung gesetzt werden - bei Interesse auch gern über den Bereich der polnischen und russischen Literatur hinaus. Abschließend können insbesondere zwei Probleme diskutiert werden, nämlich 1. die Frage, ob die Ausformung und Profilierung moderner Literatur eine Bohème ‚braucht‘; und 2. die Frage, ob Kunst- und Lebenspraktiken postmodernistischer Künstlergruppierungen und –richtungen insbesondere der postsozialistischen Gesellschaften mit dem Konzept der Bohème fassbar sind.
Ort: A08 1-116: Do. 16:00 - 18:00 (13x)
Sa. 13.07. - So. 14.07. 10:00 - 14:00,
(A10 2-212): Fr. 12.07., Mo. 15.07. 10:00 - 14:00, Di. 01.10. 10:00 - 15:00
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