Veranstaltungsdetails - Theorien sozialen Wandels zwischen Sozial- und Gesellschaftstheorie

Veranstaltungsdetails - Theorien sozialen Wandels zwischen Sozial- und Gesellschaftstheorie

Fakultät 1: Bildungs- und Sozialwissenschaften
Institut für Sozialwissenschaften
Sommersemester 2014
Theorien sozialen Wandels zwischen Sozial- und Gesellschaftstheorie
Zeit: Do. 10:00 - 12:00 (wöchentlich)
Veranstaltungsnummer: 1.07.072
Studienbereiche: Interdisziplinäre Lehreinrichtungen / Professionalisierungsbereich > Center für lebenslanges Lernen > Studium generale / Gasthörstudium
Fakultät 1: Bildungs- und Sozialwissenschaften > Master of Education (Wirtschaftspädagogik) > Politik > Frühere Module > AS 2 Entwicklung und Theorien moderner Gesellschaften
Fakultät 1: Bildungs- und Sozialwissenschaften > Master of Education (Wirtschaftspädagogik) > Politik > Mastermodule > sow250 Vertiefungsfach
Fakultät 1: Bildungs- und Sozialwissenschaften > Fach-Bachelor > Sozialwissenschaften > Aufbaumodule > AM 10.1 Kollektivität und soziale Emergenz
Fakultät 1: Bildungs- und Sozialwissenschaften > Fach-Bachelor > Sozialwissenschaften > Aufbaumodule > sow250 Vertiefungsfach
Fakultät 1: Bildungs- und Sozialwissenschaften > Zwei-Fächer-Bachelor > Sozialwissenschaften > Frühere Module > AM 10.2 Kollektivität und soziale Emergenz
Fakultät 1: Bildungs- und Sozialwissenschaften > Zwei-Fächer-Bachelor > Sozialwissenschaften > Aufbaumodule > AM 10.1 Kollektivität und soziale Emergenz
Fakultät 1: Bildungs- und Sozialwissenschaften > Zwei-Fächer-Bachelor > Sozialwissenschaften > Aufbaumodule > sow250 Vertiefungsfach
Fakultät 1: Bildungs- und Sozialwissenschaften > Zwei-Fächer-Bachelor > Sozialwissenschaften > Akzentsetzungsmodule > sow253 Vertiefungsfach
Fakultät 1: Bildungs- und Sozialwissenschaften > Fach-Bachelor > Sozialwissenschaften > Akzentsetzungsmodule > sow253 Vertiefungsfach
DozentIn Jonas Barth
Heimat-Einrichtung: Institut für Sozialwissenschaften
Typ der Veranstaltung: Seminar in der Kategorie Lehre
Art der Veranstaltung: S 2SWS
ECTS-Punkte: 3
Beschreibung: Das Seminar verfolgt zwei Ziele: Erstens soll es in Chancen und Grenzen unterschiedlicher Möglichkeiten, sozialen Wandel zu konzeptualisieren, einführen. Zweitens soll immer wieder auch die Frage gestellt werden, inwiefern diese Modelle ihrerseits einer historischen Genese unterliegen, die gesellschaftstheoretisch einzuholen wäre. Dass Gesellschaften sich verändern, scheint außer Frage zu stehen. Allein der Tagespresse sind Dauerthemen zu entnehmen, wie etwa die vom Menschen zu verantwortende ökologische Gefährdung oder die zunehmende Entgrenzung und Prekarisierung von Arbeitsverhältnissen und ihren Symptomen, wie z.B. die mediale Debatte um Burnout. Folgt man der Debatte um die Enthüllungen Edward Snowdens, so scheint es, als ob sich das in der bürgerlichen Selbstbeschreibung gepflegte Verhältnis von Privatheit und Öffentlichkeit drastisch verschiebt. Notiert man die jüngsten Auseinandersetzungen in den Geschlechterverhältnissen wie etwa #Aufschrei oder die Thematisierung von Sexualität im Baden-Württembergischen Schuldienst, so kann der Eindruck aufkommen, als ob die Destabilisierung tradierter Rollenvorstellungen längst in der sog. „Mitte der Gesellschaft“ angekommen sei. Kurz: Wir scheinen derzeit in einer äußerst unsicheren Zeit zu leben. Spezifiziert diese Aussage aber überhaupt unsere Gegenwart in irgendeiner Weise? Haben Menschen ihre Gegenwart nicht von jeher als unsicher wahrgenommen? Oder gehört die heutige Unsicherheit vielleicht einer bestimmten Epoche an, die in dieser Weise vorher nicht existierte? Tatsächlich hat die Soziologie eine Vorliebe für Epochen entwickelt und spricht über alle Lagergrenzen hinweg davon, wir würden in der „Moderne“ leben, die von einer Vormoderne abzugrenzen sei. Diese Moderne wird z.B. als bürgerlich-kapitalistische (Marx, Weber) oder als funktional differenzierte Gesellschaft (Durkheim, Parsons, Luhmann) beschrieben. Nicht wenige gehen noch weiter und sprechen tatsächlich davon, wir würden in eine neue Epoche eintreten und sprechen z.B. vom Postfordismus (Aglietta, Hirsch), von der Postmoderne (Baumann) oder von der reflexiv gewordenen Moderne (Beck, Giddens). Wie kommt man aber zu solchen Epocheneinteilungen? Sind sie überhaupt sinnvoll? Unterliegt nicht z.B. die Einteilung in Jahrhunderte einem „Zahlenmythos“ (Hobsbawm), weil der Schwelle von einem in ein anderes Jahrhundert eine Bedeutung zugeschrieben wird, die sich ohne diese Einteilung gar nicht ergeben würde? Ist es bei der Unterscheidung von Moderne und ihren „-Post“-varianten ähnlich? Welche Konsequenzen handelt man sich eigentlich ein, wenn man die Geltung der Aussage „Gesellschaften ändern sich immer“ für selbstverständlich hält? Wer sich für die Diagnose gesellschaftlichen Wandels interessiert, wird dabei also mit der Frage danach konfrontiert, Geschichte oder Zeitverlauf zu bestimmen. Jene Bestimmungen haben einen entscheidenden Einfluss darauf, in welcher Weise ein sozialer Wandel empirisch ausgewiesen wird bzw. werden kann. In diesem Zusammenhang geraten weitere Fragen in den Vordergrund: Ist die Veränderung von Gesellschaft eine Entwicklung, gar eine Modernisierung oder ein Fortschritt? Ist sozialer Wandel bewusst und planbar herbeiführbar oder ein blinder Prozess? Verläuft sozialer Wandel kontinuierlich oder diskontinuierlich? Findet Veränderung von Gesellschaft dauernd statt oder gibt es Phasen des Stillstands oder gar ein Ende der Geschichte? Diesen Fragen soll sich in diesem Seminar gewidmet werden, indem Texte unterschiedlicher soziologischer AutorInnen gelesen werden, die auf diese Fragen reflektieren. Es stehen also diejenigen Kontroversen im Vordergrund, deren Entscheidung sozialen Wandel erst diagnostizierbar machen. Gleichwohl – und das ist eine entscheidende Annahme, die in das Seminar hineingetragen wird – wird nicht davon ausgegangen, dass diese Entscheidungen willkürlich getroffen werden. Sie sind – explizit oder implizit – von gesellschaftstheoretischen Annahmen einer Zeit (und eines Ortes?) abhängig. Dementsprechend soll auch diskutiert werden, ob und inwiefern z.B. der Planbarkeitspessimismus Luhmanns, der Fortschrittsoptimismus des historischen Materialismus im Anschluss an Marx oder der Modernisierungstheorie der Nachkriegszeit zeit- und sozialrelativ zu denken sind. Eine genaue Literaturliste wird zu Anfang des Seminars bekannt gegeben.
Ort: (A06 4-411)
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