Anmeldung über Stud.IP ab 19.09.2021, 08 Uhr bis 31.10.2021, 23:59 Uhr.
(Einzelheiten zum Anmeldeverfahren unter
a)
http://www.uni-oldenburg.de/germanistik/lehrveranstaltungen-germanistik-anmeldeverfahren/b)
http://www.uni-oldenburg.de/germanistik/lehrveranstaltungen-germanistik-anmeldeverfahren/das-anmeldeverfahren-was-muss-ich-wann-wie-tun/)
Die Frage nach dem Zusammenhang – aber auch der Differenz – zwischen Literatur und Historie gehört zu den elementaren Grundfragen der Literaturwissenschaft und gewinnt seit geraumer Zeit auch in der Geschichtswissenschaft zunehmend an Bedeutung. Zwei zentrale Fragen, die sich hierbei stellen, sollen im Seminar näher angegangen werden: Welches Verhältnis hat Literatur als sprachliches Repräsentationssystem zur (geschichtlichen) Wirklichkeit? Und inwiefern kann Literatur selbst als Medium der Geschichtserfahrung verstanden werden? Ausgehend von der narratologischen Grundunterscheidung zwischen faktualem und fiktionalem Erzählen sollen im Seminar Antworten auf diese Fragen aus verschiedenen Epochen und in unterschiedlichen Genres diskutiert werden.
Im ersten Teil des Seminars wird es um das literarische Geschichtsverständnis gehen, wie es sich etwa in Schillers Geschichtsdramen (am Beispiel von Wilhelm Tell) oder in der Geschichtslyrik nach 1945 (Bobrowski, Kunert etc.) bekundet. Der zweite Seminarteil geht am Beispiel der Gegenwartsliteratur, insb. der sogenannten Erinnerungsliteratur, der Frage nach, inwiefern literarische Texte einen (besonderen) Beitrag zum kulturellen Gedächtnis liefern, und als Medium der Pluralisierung historischer Wahrheit von Geschichte zu Geschichte(n) gerecht werden. Sind sie in ihrem Spannungsverhältnis von Fiktionalität und Realität sowie ihrer Literarizität (Ambiguität, mehrperspektivisches Erzählen, Affektpotentiale etc.) Schwergewichte der Sinnerzeugung historischer Narrative? Am Beispiel von Romanen von W.G. Sebald und Katja Petrowskaja werden hierfür zwei unterschiedliche Beispiele analysiert.
I. Zum Verhältnis von Literatur zur Geschichte
Aristoteles: Poetik [Auszug]
Schiller: Was heißt und zu welchem Ende studiert man Universalgeschichte? (1789) [Auszug], Ästhetische Briefe [Auszug], Wilhelm Tell (1804)
Stefan Zweig: Sternstunden der Menschheit. (1927) [Auszüge]
Geschichtsreflexion in der Lyrik: Bobrowski: Ilmensee 1941, Marie Under: Weihnachten 1941, Günter Kunert: Geschichte
II. Literatur als Medium der Geschichtserfahrung
Auszüge aus Aleida Assmann, Dan Diner, Gerhard Oexle lesen
W. G. Sebald: Austerlitz (2001)
Katja Petrowskaja: Vielleicht Esther (2014)
Ausgewählte Sekundärliteratur:
Assmann, Aleida: Die Vergangenheit begehbar machen. Vom Umgang mit Fakten und Fiktionen in der Erinnerungsliteratur. In: Die Politische Meinung 56.7, S. 77-85.
Diner, Dan: Von „Gesellschaft“ zu „Gedächtnis“ – über historische Paradigmenwechsel. In: Ders.: Gedächtniszeiten. Über jüdische und andere Geschichten. München 2003, S. 7-15.
Fulda, Daniel (Hg): Literatur und Geschichte : Ein Kompendium zu ihrem Verhältnis von der Aufklärung bis zur Gegenwart. Berlin: De Gruyter 2011.
Pasewalck, Silke: Schillers „Wilhelm Tell“ – ein Schweizer Nationalepos? In: Nationalepen zwischen Fakten und Fiktionen. Hg. von Heinrich Detering, Torsten Hoffmann, Silke Pasewalck und Eve Pormeister. Tartu 2011, S. 127-149.
Prüfungsart: Hausarbeit bzw. Referat mit Ausarbeitung