Veranstaltungsdetails - Einführung in die Praktische Philosophie - Vorlesung

Veranstaltungsdetails - Einführung in die Praktische Philosophie - Vorlesung

Fakultät 4: Human- und Gesellschaftswissenschaften
Institut für Philosophie
Sommersemester 2014
Einführung in die Praktische Philosophie - Vorlesung
Zeit: Mo. 12:00 - 14:00 (wöchentlich)
Veranstaltungsnummer: 4.03.121
Studienbereiche: Interdisziplinäre Lehreinrichtungen / Professionalisierungsbereich > Center für lebenslanges Lernen > Studium generale / Gasthörstudium
Interdisziplinäre Lehreinrichtungen / Professionalisierungsbereich > PB: Fach- und Zwei-Fächer-Bachelor > Bachelor: Professionalisierungsprogramme > PP Lehramt für Sonderpädagogik > pb011 Probleme der Praktischen Philosophie
Interdisziplinäre Lehreinrichtungen / Professionalisierungsbereich > PB: Fach- und Zwei-Fächer-Bachelor > Bachelor: Professionalisierungsprogramme > PP Lehramt an Realschulen > pb011 Probleme der Praktischen Philosophie
Interdisziplinäre Lehreinrichtungen / Professionalisierungsbereich > PB: Fach- und Zwei-Fächer-Bachelor > Bachelor: Professionalisierungsprogramme > PP Lehramt an Grund- und Hauptschulen > pb011 Probleme der Praktischen Philosophie
Interdisziplinäre Lehreinrichtungen / Professionalisierungsbereich > PB: Fach- und Zwei-Fächer-Bachelor > Bachelor: Professionalisierungsprogramme > PP Lehramt an Haupt- und Realschulen > pb011 Probleme der Praktischen Philosophie
Interdisziplinäre Lehreinrichtungen / Professionalisierungsbereich > PB: Fach- und Zwei-Fächer-Bachelor > Bachelor: Modulangebot für Studierende mit außerschulischem Berufsziel > Säule "Überfachliche Professionalisierung" > pb011 Probleme der Praktischen Philosophie
Interdisziplinäre Lehreinrichtungen / Professionalisierungsbereich > PB: Fach- und Zwei-Fächer-Bachelor > Bachelor: Professionalisierungsprogramme > PP Lehramt an Gymnasien > pb011 Probleme der Praktischen Philosophie
Interdisziplinäre Lehreinrichtungen / Professionalisierungsbereich > PB: Fach- und Zwei-Fächer-Bachelor > Bachelor: Professionalisierungsprogramme > PP Lehramt an Grundschulen > pb011 Probleme der Praktischen Philosophie
Interdisziplinäre Lehreinrichtungen / Professionalisierungsbereich > PB: Fach- und Zwei-Fächer-Bachelor > Bachelor: Professionalisierungsprogramme > PP Lehramt an Grundschulen, Lehramt an Haupt- und Realschulen, Lehramt an Gymnasien sowie Lehramt für Sonderpädagogik > pb011 Probleme der Praktischen Philosophie
Fakultät 4: Human- und Gesellschaftswissenschaften > Zwei-Fächer-Bachelor > Philosophie / Werte u. Normen > Basismodule > phi120 Grundlagen der Praktischen Philosophie und ihre Vermittlung
DozentIn Prof. Dr. (Yeditepe University) Martin Vialon
Heimat-Einrichtung: Institut für Philosophie
Typ der Veranstaltung: Vorlesung in der Kategorie Lehre
Art der Veranstaltung: Vorlesung
Beschreibung: Die Vorlesung möchte zwei Grundströmungen innerhalb der abendländischen Ethik bestimmen, die sich als bekämpfende, aber auch wechselseitig ergänzende Argumentationsstränge durch zwei Jahrtausende gezogen haben. Bildlich verkörpert wurden diese beiden Strömungen als materialistische und idealistische Ausrichtung auf dem Gemälde La scurla di Atene (Die Schule von Athen, 1510/11) des italienischen Renaissancemalers Raffael (1483-1520), der das großformatige Tafelgemälde im Auftrag von Papst Julius II. (1443-1513) anfertigte. Raffaels Freskenmalerei ziert die Gemächer im apostolischen Palast in Rom und stellt dabei die Philosophien des Aristoteles und Platon ins Zentrum, um die herum sich weitere vor- und nachsokratische sowie mittelalterlich-arabische Philosophen, Theologen, Astronomen und Mathematiker gruppieren. Entscheidend für das Verständnis des Gemäldethemas sind dabei die entgegengesetzten Haltungen der Hände beider Athener, wodurch die zwei Grundrichtungen der Philosophie gestisch betont werden. Während Platon mit dem rechten Zeigefinger senkrecht in den Sphärenhimmel zeigt, deutet Aristoteles mit seiner rechten, waagerecht ausgestreckten Hand, beschwichtigend auf den Grund der Erde hin. Damit wird metaphorisch auch auf die Rolle der Ethik als Mittel irdisch-philosophischer Vernunft- und Tugendlehre (Aristoteles' linke Hand fixiert seine Nikomachische Ethik auf dem leicht angewinkelten linken Oberschenkel) und eine an den Herausforderungen der kruden Wirklichkeit sich abreibende idealistische Gotteslehre verwiesen (Platon hält in der linken Hand seine aufrecht stehende Schrift Timaios, in der die Entstehung des Kosmos durch die göttliche Vernunft des schöpferischen Demiurgen behandelt wird). Raffaels bildlich formulierte Antinomie aufgreifend, wird aus diesem Philosophenensemble zu Beginn der Vorlesung Epikur herausgegriffen, dessen materialistische Ethik als gemäßigte Freiheits-, Glücks- und Lustlehre anhand einiger Briefe und Fragmente darzustellen ist. Danach sind die späten Briefe des römischen Philosophen Seneca vorzustellen, der als Fürstenerzieher Neros selbst den inneren Konflikt erlebte, ob seine moralphilosophische Erziehungslehre die Kraft besitzt, in das politische Tagesgeschäft eingreifen zu können, oder ob sich stattdessen die Kunst der Entsagung als ein Lebensprinzip stoischen Denkens und Handelns empfiehlt. Zur Veranschaulichung der Philosophie im Zeitalter des Absolutismus werden einige Stellen aus Blaise Pascals christlicher Schrift Pensées sur la religion et autres sujets (Über Religion und über einige andere Gegenstände, 1657/70) ausgewählt, um die Größe, das Elend und die Leiden des Menschen zu vergegenwärtigen. Dabei entsteht die Frage, ob sich der Mensch den staatlichen und gesellschaftlichen Einrichtungen jederzeit und unter allen Bedingungen zu unterwerfen hat. Einerseits übernimmt der Christ die Passiones als das Band, das ihn mit Jesus Christus in Golgatha verbindet; andererseits befindet er sich im Stand der Erbsünde, die aus der Erbmasse der geschichtlichen Entwicklung und dem individuellen Temperament hervorgeht, worin zugleich die Folgen des eigenen Handelns als unentwirrbare Verstrickung erscheinen. Aber der Christ erhält bei Pascal die Verpflichtung zu kämpfen, unabhängig davon, wie die Aussichten des Kampfes sind, und wenn er sich diese Haltung zur Gesinnung macht, gilt er zumindest innerlich als unbesiegbar. Für das 18. Jahrhundert werden die ethischen Implikationen der Philosophien Giambattista Vicos, Immanuel Kants und Friedrich Schillers behandelt, die teils epikureische und christliche Wurzeln besitzen. Vico betrachtet den Menschen als Schöpfer der Geschichte, die sich als Klassenkampf im Aufstieg und Fall der Nationen zeitigt. Zugleich steht die Geschichte unter dem transzendenten Aspekt göttlicher Vorsehung, und die praktische Aufgabe der Philosophie besteht in dem christlichen Motiv, den gefallenen Menschen wieder aufzurichten. Hingegen ist bei Kant der kategorische Imperativ wesentlich, wird doch darin deutlich, dass menschliche Handlungen stets darauf zu prüfen sind, dass sie hinsichtlich ihrer Auswirkungen nicht als bloßes Mittel zur Erreichung eines bestimmten Zwecks erscheinen sollen, um dergestalt den Mitmenschen vor einer möglichen Instrumentalisierung zu schützen. Individuelles Streben nach Unabhängigkeit, Eigenständigkeit und Selbstbestimmung stehen auch in Schillers Ethik im Mittelpunkt und werden zugleich als moralisch-ästhetisches Problem akzentuiert, das sich in Bezug auf das gute und veräußerlichte Handeln innerer Vorstellungen des Menschen nicht vom Politischen abzukoppeln habe. Das 19. und 20. Jahrhundert sind in diesem Überblick durch die politischen Soziallehren von Karl Marx und Herbert Marcuse vertreten, die sich beide auf die sensualistische Ethik Epikurs beziehen und ebenso bestimmte Elemente der Vichianischen, Kantischen und Schiller‘schen Moralphilosophien verarbeiten. Damit ist das Ziel der Vorlesung gegeben: Am Beispiel des philosophischen Vergleichs sollen die praktischen, ontologischen und historischen Divergenzen (und teils Gemeinsamkeiten) der vorgestellten ethischen Grundströmungen greifbar werden.
Ort: A14 1-101 (Hörsaal 1)
Untertitel: Grundströmungen abendländischer Ethik
TutorInnen: Eike Köhler
Alexander Max Bauer
Sabine Hollewedde
Caroline Kather
Stephanie Lutze
Fabian Ott
Michael Pyrsch
Widukind Andreas Schweiberer
Marco Stawinoga
Raban Witt
Johannes Bruns
Ulrich Mathias Gerr
Martin Ksellmann, B.A.
Steffen Stolzenberger
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