Veranstaltungsdetails - "Mimesis" (Teil 1) - Vorlesungsseminar zu Theorien der Nachahmung von Platon bis Hegel

Veranstaltungsdetails - "Mimesis" (Teil 1) - Vorlesungsseminar zu Theorien der Nachahmung von Platon bis Hegel

Fakultät IV - Human- und Gesellschaftswissenschaften
Institut für Philosophie
Wintersemester 2014/2015
"Mimesis" (Teil 1) - Vorlesungsseminar zu Theorien der Nachahmung von Platon bis Hegel
Zeit: Mi. 18:00 - 20:00 (wöchentlich)
Veranstaltungsnummer: 4.03.244
Studienbereiche: Fakultät IV - Human- und Gesellschaftswissenschaften > Altes Veranstaltungsverzeichnis, gültig bis Wintersemester 2016/2017 > Master > Philosophie > Aufbaumodule > phi210 Geschichte der Philosophie
Fakultät IV - Human- und Gesellschaftswissenschaften > Altes Veranstaltungsverzeichnis, gültig bis Wintersemester 2016/2017 > Master > Philosophie > Aufbaumodule > phi220 Praktische Philosophie - Ethik, Recht, Gesellschaft
Fakultät IV - Human- und Gesellschaftswissenschaften > Altes Veranstaltungsverzeichnis, gültig bis Wintersemester 2016/2017 > Master > Philosophie > Aufbaumodule > phi240 Ästhetik / Kulturphilosophie
Fakultät IV - Human- und Gesellschaftswissenschaften > Altes Veranstaltungsverzeichnis, gültig bis Wintersemester 2016/2017 > Master of Education (Wirtschaftspädagogik) > Werte und Normen > Mastermodule > phi220 Praktische Philosophie - Ethik, Recht, Gesellschaft
Fakultät IV - Human- und Gesellschaftswissenschaften > Altes Veranstaltungsverzeichnis, gültig bis Wintersemester 2016/2017 > Master of Education (Wirtschaftspädagogik) > Werte und Normen > Mastermodule > phi340 Praktische Philosophie - Ethik, Recht, Gesellschaft
Fakultät IV - Human- und Gesellschaftswissenschaften > Altes Veranstaltungsverzeichnis, gültig bis Wintersemester 2016/2017 > Master of Education (Sonderpädagogik) > Werte und Normen > Mastermodule > phi220 Praktische Philosophie - Ethik, Recht, Gesellschaft
Fakultät IV - Human- und Gesellschaftswissenschaften > Altes Veranstaltungsverzeichnis, gültig bis Wintersemester 2016/2017 > Master of Education (Sonderpädagogik) > Werte und Normen > Mastermodule > phi340 Praktische Philosophie - Ethik, Recht, Gesellschaft
Fakultät IV - Human- und Gesellschaftswissenschaften > Altes Veranstaltungsverzeichnis, gültig bis Wintersemester 2016/2017 > Zwei-Fächer-Bachelor > Philosophie / Werte u. Normen > Aufbaumodule > phi210 Geschichte der Philosophie
Fakultät IV - Human- und Gesellschaftswissenschaften > Altes Veranstaltungsverzeichnis, gültig bis Wintersemester 2016/2017 > Zwei-Fächer-Bachelor > Philosophie / Werte u. Normen > Aufbaumodule > phi220 Praktische Philosophie - Ethik, Recht, Gesellschaft
Fakultät IV - Human- und Gesellschaftswissenschaften > Altes Veranstaltungsverzeichnis, gültig bis Wintersemester 2016/2017 > Zwei-Fächer-Bachelor > Philosophie / Werte u. Normen > Aufbaumodule > phi240 Ästhetik / Kulturphilosophie
Fakultät IV - Human- und Gesellschaftswissenschaften > Altes Veranstaltungsverzeichnis, gültig bis Wintersemester 2016/2017 > Zwei-Fächer-Bachelor > Philosophie / Werte u. Normen > Basismodule > phi120 Grundlagen der Praktischen Philosophie und ihre Vermittlung
Heimat-Einrichtung: Institut für Philosophie
Typ der Veranstaltung: Seminar in der Kategorie Lehre
Art der Veranstaltung: Seminar mit Vorlesungsanteilen
Beschreibung: Das Vorlesungsseminar, das sich an alle interessierten Hörer des Faches und der angrenzenden Geisteswissenschaften wendet, behandelt die unterschiedlichen Bedeutungen, Anwendungen und Wandlungen des Mimesisbegriffs von Platon bis Hegel. Es ist als zweisemestrige Lehrveranstaltung konzipiert, in deren zweiten Teil (Von Marx und Nietzsche bis Marcuse, Sommersemester 2015) problemlos eingestiegen werden kann. Der Mimesisbegriff ist als zentrale Kategorie der ästhetischen Theorie auch heute zum Verständnis moderner Literatur und bildender oder darstellender Kunst von Bedeutung. Denn er betrifft das Verhältnis von Natur und Gesellschaft, Stoff und Form oder Material und Inhalt, worin sich die konkret, abstrakt oder auch computerseriell nachgeahmten Gegenstände verschiedener Kunstgattungen einschließlich der Filmkunst wiederfinden. Zu Beginn ist das Nachahmungsverständnis anhand der Lektüren von Platons „Politeia“ (um 370 v. Chr., 7. u. 10. Kapitel) mit Blick auf die weiteren Dialoge „Phaidros“ (um 360/50 v. Chr.), „Sophistes“ (um 365 v. Chr.) und „Symposium“ (um 379 v. Chr.) darzulegen. Gegenüber Platons Mythos-, Ideen- und Kunstlehre des Hervorbringens schöner Gegenstände, entwickelt Aristoteles in seiner „Poetik“ (um 335 v. Chr.) ein wirklichkeitsnahes Konzept der Nachahmung für die Tragödiendichtung, das sich am Wahrscheinlichen einer möglichen Handlung, die keine Kopie der Wirklichkeit ist, zu orientieren habe. Diese beiden Grundmuster antiker Mimesislehre (wesentlich sind u. a. auch die Begriffe Katharsis und Mnemosyne) bestimmen die weitere Diskussion, die durch Dantes Theorie des „vierfachen Schriftsinns“ – formuliert in der Fürstensendschrift „Das Schreiben an Cangrande della Scala“ (1312/18) – eine hermeneutische Erweiterung hinsichtlich der Deutung sakraler und profaner Schriftwerke erfahren hatte. Im Zeitalter der Kunstperiode geschieht aufgrund der Griechenbegeisterung deutscher Philosophen und Literaten die Wiederanknüpfung an Platons und Aristoteles‘ Nachahmungstheorien, die anhand exemplarischer Schriften von Winckelmann, Kant, Goethe, Karl-Philipp Moritz, Fr. Schlegel und Hegel zu zeigen ist. Insgesamt tritt in dieser Epoche die Veränderung und Bedeutungsverschiebung des Mimesisbegriffs ein, denn er korreliert mit geschichts- und moralphilosophischen, bildungs- und sozialphilosophischen sowie tätigkeitsbezogenen Vorstellungen, die sich u. a. auf die Befreiung des Künstlers aus der höfischen Auftragskunst und die regelbrechende Autonomiekonzeption des Genies beziehen. Dies geschieht aber nicht so, dass es zu einem völligen Traditionsbruch mit der antiken Überlieferung kommt. Zu fragen ist, wie Tradition und Erneuerung ineinander greifen? Angedeutet ist hiermit das Problem, dass sich ein Perspektiven- und Normwechsel vollzieht, wodurch alte Autoritäten neu gedeutet werden. Nicht nur produktionsästhetische Innovation, sondern Interpretation ist ein wesentlicher Modus, worin auch die Veränderung des Mimesisbegriffs im Zeitalter vom „Ende der Kunst“ (Hegel) zutage tritt. Primärliteratur: Die Texte von Platon und Aristoteles sind in preisgünstigen Reclam-Ausgaben zugänglich und können auch als Teilbände der großen Werkausgaben benutzt werden. Dante Alighieri: Das Schreiben an Cangrande della Scala [1312/18]. Lateinisch-Deutsch. Übersetzt, eingeleitet und kommentiert von Thomas Ricklin mit einer Vorrede von Ruedi Imbach (Philosophische Werke, Bd. 1). Hamburg: Felix Meiner Verlag 1993. Johann Wolfgang v. Goethe: Einfache Nachahmung der Natur, Manier, Stil [1789]. In: Ders.: Werke. Hamburger Ausgabe in 14 Bänden, Bd. 12 (Schriften zur Kunst). Textkritisch durchgesehen von Erich Trunz. Kommentiert von Herbert v. Einem. München: Deutscher Taschenbuch Verlag 1982, S. 30-34. – Baukunst [1795]. In: Ebd., S. 35-38. – Über Wahrheit und Wahrscheinlichkeit der Kunstwerke [1798]. In: Ebd., S. 67-73. – Winckelmann [1805]. In: Ebd., S. 96-129. – Antik und Modern [1818]. In: Ebd., S. 172-176. – Nachlese zu Aristoteles‘ Poetik [1827]. In: Ebd., S. 342-345. Georg Friedrich Wilhelm Hegel: Vorlesungen zur Ästhetik III [1817-1829]. In: Ders.: Werke in zwanzig Bänden, Bd. 15. Auf der Grundlage der Werke von 1832-1845 neu edierte Ausgabe. Redaktion Eva Moldenhauer und Karl Markus Michael. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1983, S. 325-415. Immanuel Kant: Kritik der Urteilskraft [1790]. Herausgegeben von Karl Vorländer. Hamburg: Felix Meiner Verlag 1974, S. 144-155 (§ 40-42), 160-174 (§ 46-49), 211-17 (§ 59-60). Karl-Philipp Moritz: Über die bildende Nachahmung des Schönen [1788]. In: Ders.: Werke. Herausgegeben von Horst Günther. Bd. 2 (Reisen. Schriften zur Mythologie und Kunst). Frankfurt/Main: Insel Verlag 1989, S. 549-578. Friedrich Schlegel: Kritische Fragmente [1797]. In: Ders.: Schriften zur Literatur. Herausgegeben von Wolfdietrich Rasch. München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 2. Auflage 1985, S. 7-24. – Athenäums-Fragmente [1798]. In: Ebd., S. 25-83. Johann Joachim Winckelmann: Gedanken über die Nachahmung der griechischen Werke in der Malerei und Bildhauerkunst [1755]. In: Ders.: Kleine Schriften und Briefe. Herausgegeben von Hermann Uhde-Bernays. Erster Band (Kleine Schriften zur Geschichte der Kunst des Altertums). Leipzig: Insel-Verlag 1925, S. 59-105. Sekundärliteratur: Peter Szondi: Poetik und Geschichtsphilosophie I. Studienausgabe der Vorlesungen, Bd. 2. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1974.
Ort: S 2-204
Lehrende: Prof. Dr. Martin Vialon, (Yeditepe Universität Istanbul)
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