Seminar: 4.03.228 Ludwig Feuerbach: Philosophie der Zukunft - Sinnlichkeit, Liebe, Religionskritik und Materialismus - Details

Seminar: 4.03.228 Ludwig Feuerbach: Philosophie der Zukunft - Sinnlichkeit, Liebe, Religionskritik und Materialismus - Details

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Allgemeine Informationen

Veranstaltungsname Seminar: 4.03.228 Ludwig Feuerbach: Philosophie der Zukunft - Sinnlichkeit, Liebe, Religionskritik und Materialismus
Untertitel
Veranstaltungsnummer 4.03.228
Semester WiSe15/16
Aktuelle Anzahl der Teilnehmenden 16
Heimat-Einrichtung Institut für Philosophie
Veranstaltungstyp Seminar in der Kategorie Lehre
Erster Termin Montag, 12.10.2015 14:00 - 16:00, Ort: S 2-206
Art/Form Seminar
Lehrsprache deutsch

Räume und Zeiten

S 2-206
Montag: 14:00 - 16:00, wöchentlich (13x)

Studienbereiche

Modulzuordnungen

Kommentar/Beschreibung

Ludwig Feuerbach (1804-1872) und dessen Stellung innerhalb der Philosophiegeschichte des 19. Jahrhunderts ließe sich durch die Metapher der Brücke kennzeichnen, deren eines Ende rückwärts zum spekulativen Idealismus und deren anderes Ende vorwärts zum dialektischen Materialismus vermittelt. Aber solch eine Positionsbestimmung beinhaltet grobe Verkürzungen, denn Feuerbach war kein bloßes Bindeglied zwischen Fichte, Hegel, Marx und Engels. Er war eben kein Vermittler oder Epigone, dem es auch nicht um den Ausgleich der beiden Grundströmungen der Philosophie ging. Als Hörer von Hegels Berliner Vorlesungen hatte er vielmehr sein eigenständiges Denken entwickelt, das sich an des Lehrers Ideen zur Rechts-, Geschichts- und Religionsphilosophie, an Leibniz‘ Monadenlehre und Theodizee, an Francis Bacons Kritik der Vorurteile, an Spinozas Pantheismus und an Pierre Bayles Kritik der Gegensätze von Geist und Fleisch und von Glaube und Vernunft abgerieben hatte.
Wie sich Feuerbachs Kategorienbildung unter Einbeziehung der jüdisch-christlichen Tradition und dem notwendig gewordenen Sprung in die anthropologische Abgrenzung vom religiösen Faktor entwickelte (Projektionstheorie: das Ich wendet sich der religiös-göttlichen Sphäre zu und verliert die irdische Haftung), soll im Seminar durch die Lektüre ausgewählter Schriften nachvollzogen werden. Daher wird insbesondere Feuerbachs Verwandlung der Philosophie des Geistes in eine menschliche Philosophie untersucht, in der das Attribut des Absoluten nur im Menschen seine Verwurzelung findet. Das Wesen der Religion besteht nicht mehr im Gottmenschen, sondern im wirklichen, realen, sinnlichen und freien Menschen, der sich als Mitmensch und Liebes- und Kommunikationspartner in der Ich-Du-Beziehung seiner leiblich-seelischen Natur und Existenz bewusst wird.
Organisation und Literaturbeschaffung: Das Seminar wendet sich an neugierige Anfänger, aber auch an fortgeschrittene Studierende; es ist leseintensiv und erfordert wöchentliche Vorbereitung und die Entwicklung von Bindungsenergien an den Gegenstand. Grundkenntnisse der Religionskritik (Lessing, Kant), der Philosophie Hegels und der Psychoanalyse sind vorteilhaft, aber nicht zwingend. Impulsreferate zum Einstieg in die immanente und kontextbezogene Diskussion sind erwünscht. Im Handapparat wird eine der Feuerbach-Werkaufgaben (Werner Schuffenhauer: Akademie-Verlag; Wilhelm Bolin/ Friedrich Jodl: Frommann Verlag) zur Verfügung stehen. Zur Benutzung sei auch die sechsbändige Ausgabe von Erich Thies (Suhrkamp Verlag 1975) empfohlen, die antiquarisch oder in Einzelbänden erwerbbar ist. Das Aufstöbern günstiger Feuerbach-Einzelausgaben im „ZVAB“ lohnt sich genauso wie das Suchen auf Büchertischen oder in Buchhandlungen und Antiquariaten.
Zur ersten Sitzung sollte Feuerbachs Brief an Hegel (1828) gelesen sein; alle anderen Texte werden in chronologischer Reihenfolge diskutiert. Im Sommersemester 2016 ist die wirkungsgeschichtliche Auseinandersetzung mit Feuerbachs Denken in den Frühschriften von Marx und Engels geplant.
Primärliteratur:
Ludwig Feuerbach an Georg Wilhelm Friedrich Hegel: 22. 11. 1828. In: Ludwig Feuerbach: Kleine Schriften. Nachwort von Karl Löwith. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1966, S. 7-13 [auch in: Ludwig Feuerbach. Werke in sechs Bänden. Herausgegeben von Erich Thies. Bd. 1. Frühe Schriften (1828-1830). Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1975, S. 353-358. Der Brief an Hegel ist, ebenso wie alle folgenden Texte, auch in den großen Werkausgaben von Schuffenhauer oder Bolin/Jodl erreichbar].
Über Philosophie und Christentum in Beziehung auf den der Hegelschen Philosophie gemachten Vorwurf der Unchristlichkeit [1839]. In: Ders.: Werke in sechs Bänden. Bd. 2: Kritiken und Abhandlungen I (1832-1839). Herausgegeben von Erich Thies. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1975, S. 261-330.
Das Wesen des Christentums [1841]. Ausgabe in zwei Bänden. Herausgegeben von Werner Schuffenhauer. Berlin: Akademie-Verlag 1956 (Kapitel: „Das Wesen des Menschen im allgemeinen“, Bd. 1, S. 35-50; Kapitel: „Das Wesen der Religion im allgemeinen“, Bd. 1, S. 50-78; Kapitel: „Der Widerspruch von Glaube und Liebe“, Bd. 2., S. 376-408).
Vorläufige Thesen zur Reform der Philosophie [1842]. In: Ders.: Kleine Schriften. Nachwort von Karl Löwith. Frankfurt/Main: Suhrkamp Verlag 1966, S. 124-144.
Grundsätze der Philosophie der Zukunft [1843]. In: Ebd., S. 145-219.
Wider den Dualismus von Leib und Seele, Fleisch und Geist [1846]. In: Ders.: Werke in sechs Bänden. Bd. 4: Kritiken und Abhandlungen III (1844-1866), S. 165-195.
Sekundarliteratur:
Feuerbach, Ludwig: Fragmente zur Charakteristik meines philosophischen Curriculum vitae. In: Ders.: Werke in sechs Bänden. Bd. 4: Kritiken und Abhandlungen III (1844-1866), S. 196-227.
Kern, Udo: Der andere Feuerbach. Sinnlichkeit, Konkretheit und Praxis als Qualität der „neuen Religion“ Ludwig Feuerbachs. Münster: LIT Verlag 1998.
Löwith, Karl: Von Hegel zu Nietzsche. Der revolutionäre Bruch im Denken des 19. Jahrhunderts [1941]. Hamburg: Felix Meiner Verlag 1981, S. 84-96, 333-336.
– Ludwig Feuerbach [1960]. In: Ders.: Sämtliche Schriften 5. Hegel und die Aufhebung der Philosophie im 19. Jahrhundert – Max Weber. Stuttgart: Metzlersche Verlagsbuchhandlung 1988, S. 94-115.
Schmidt, Alfred: Emanzipatorische Sinnlichkeit. Ludwig Feuerbachs anthropologischer Materialismus. München: Carl Hanser Verlag 1973.
Schmieder, Falko: Zur Bedeutung des Projektionsbegriffs für Feuerbachs Religionskritik und materialistische Philosophie. In: Reitemeyer, Ursula/Shibata, Takayuki/Tomasoni, Francesco (Hg.): Ludwig Feuerbach (1804-1872). Identität und Pluralismus in der globalen Gesellschaft. Münster: Waxmann Verlag 2006, S. 267-279.
Schuffenhauer, Werner: Feuerbach statt Marx – Emanzipation wessen? In: Lübbe, Hermann/Saß, Hans-Martin (Hg.): Atheismus in der Diskussion. Kontroversen um Ludwig Feuerbach. München: Kaiser Verlag 1975, S. 168-173.

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