Veranstaltungsdetails - Boxen, Fußballspielen und soziale Praxis. Die Bedeutung sportlicher Praktiken für soziologische Handlungstheorien (Mead, Goffman, Elias, Bourdieu)

Veranstaltungsdetails - Boxen, Fußballspielen und soziale Praxis. Die Bedeutung sportlicher Praktiken für soziologische Handlungstheorien (Mead, Goffman, Elias, Bourdieu)

4.05 Institut für Sportwissenschaft
Sommersemester 2006
Boxen, Fußballspielen und soziale Praxis. Die Bedeutung sportlicher Praktiken für soziologische Handlungstheorien (Mead, Goffman, Elias, Bourdieu)
Zeit: Dienstag 16:00 bis 18:00
Veranstaltungsnummer: 4.05.131
Studienbereiche: Fakultät 4: Human- und Gesellschaftswissenschaften > 4.05 Institut für Sportwissenschaft
DozentIn Prof. Dr. Thomas Alkemeyer
Heimat-Einrichtung: 4.05 Institut für Sportwissenschaft
Typ der Veranstaltung: Grundstudium in der Kategorie Lehre
Art der Veranstaltung: S
Beschreibung: In seiner Auto-Ethnografie des Boxens beschreibt der Soziologe Loic Wacquant, wie er im Üben, Trainieren und Wettkämpfen allmählich die Fähigkeit zu einem neuen, boxerischen Sehen erworben hat: Während der Boxnovize in seinen ersten Sparringskämpfen nur überraschend scheinbar isolierte Fäuste aus dem Nichts auftauchen sieht, hat er es später gelernt, aus jeder Körperhaltung des Gegners zu ‚lesen’. Er entwickelt die Fähigkeiten, seine Wahrnehmung auf jene unscheinbaren, aber beim Boxen bemerkenswert bedeutsamen Bewegungen und Zuckungen des Gesichts, der Haltung und der Muskeln zu konzentrieren, die Rückschlüsse auf die eigentlichen Absichten des Gegners zulassen, nur flüchtig wahrgenommene Details zu einem sinnhaften Ganzen zu verknüpfen und bereits im Ansatz jedes Schlages das darin Eingeschlossene, den zukünftigen Schlag oder auch die Täuschung, zu erschließen. Ausdrücklich möchte Wacquant mit seiner Untersuchung zeigen, was die spezifische Logik des Boxens „über die Logik jeglicher Praxis lehren kann“. Ähnlich hat bereits G.H. Mead die Zeigequalitäten des Boxens für die Ausarbeitung einer intersubjektiven Handlungstheorie fruchtbar gemacht, in der geistige Prozesse in den körperlichen Praktiken und Kontakterfahrungen des handelnden Organismus fundiert werden. P. Bourdieu schließlich greift Meads Darstellungen auf, um die Bedeutung eines „praktischen Erkennens“ als Grundlage für das Erzeugen und Regulieren der eigenen Handlungen zu verdeutlichen. In allen drei Fällen soll die kognitivistische Verengung der meisten Handlungstheorien überwunden werden. Denn alltägliche Praktiken werden weitgehend vorreflexiv auf der Basis eines inkorporierten praktischen Handlungswissens vollzogen. Im Seminar sollen zum einen Gemeinsamkeiten und Unterschiede diverser Handlungstheorien bestimmt werden, zum anderen soll systematisch untersucht werden, an welchen argumentativen Schaltstellen und aus welchen Gründen handlungstheoretisch orientierte Soziologen wie Mead, Goffman, Elias oder Bourdieu Sportbeispiele ins Spiel bringen. Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist ein ausgeprägtes Interesse an soziologischer Theorie.
Ort: Di. wöchentlich 16:00-18:00 Ort: (S 2-205)
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