Mittelalterliche Romane strotzen von Beschreibungen: Wunderschöne Frauen, edle Pferde, kostbares Zaumzeug, prachtvolle Kleider, außergewöhnliche Waffen und eben auch künstlerische oder kunsthandwerkliche Gegenstände (z.B. Trinkgefäße) werden in aller Ausführlichkeit geschildert. Gerade in der älteren Forschung ist das nicht immer auf Gegenliebe gestoßen. Gestützt auf Lessings im "Laokoon" formulierte Ästhetik von der Reinheit der Zeichen und der daraus abgeleiteten Schlussfolgerung, dass Handlung der eigentliche Gegenstand der Poesie sei, Körper hingegen die eigentlichen Gegenstände der Malerei bildeten (Laokoon, S. 114), lehnt etwa Cholevius detaillierte ('malende') Beschreibungen als "unepische[ ] Malerei" ab (Geschichte der deutschen Poetik I, S. 123). Die Möglichkeit, gerade mithilfe von Kunstbeschreibungen die von Lessing postulierte Opposition von Malerei und Poesie zu überwinden, wird in der modernen Beschreibungsforschung hingegen vielfach positiv verstanden.
Wie man bereits an diesem kurzen Überblick sieht, ist die Forschungsdiskussion zu (Kunst)beschreibungen durchaus kontrovers. Ziel des Seminars ist es daher einerseits, zentrale Positionen dieser Diskussion nachzuvollziehen. Andererseits geht es uns natürlich ebenfalls darum, anhand ausgesuchter Textbeispiele zu untersuchen, wie Beschreibungen in mittelalterlichen Texten funktionieren. Dies verbindet sich mit einer kritischen Reflexion der Forschungsdiskussion: Werden hier eigentlich die tatsächlich für mittelalterliche Texte entscheidenden Aspekte in den Vordergrund gerückt? Prüfungsart: Hausarbeit
Zwei Orga-Informationen: Die Textgrundlage wird in der ersten Sitzung besprochen. Bitte reservieren Sie sich zudem unbedingt die Seminarzeiten. Selbst wenn das Seminar pandemiebedingt nicht vollständig in Präsenz stattfinden könnte, würde es als synchrone Veranstaltung organisiert werden. Genauere Informationen erhalten Sie rechtzeitig vor Semesterbeginn.
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