Seminar
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4.02.032 - Wahrnehmungen in der Frühen Neuzeit (Arbeitstitel)
Dienstag: 16:00 - 18:00, wöchentlich (ab 17.10.2017)
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4.02.033 - Melancholie in der Frühen Neuzeit. Der Melancholiker als Diagnostiker von Welt und Selbst
Dienstag: 10:00 - 12:00, wöchentlich (ab 17.10.2017)
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4.02.034 - Zivilisierter Genuss. Essen, trinken, rauchen und kleiden in der Herrnhuter Karibikmission des 18. Jahrhunderts
- Dr. phil. Jessica Cronshagen
- Frank Marquardt
Dienstag: 12:00 - 14:00, wöchentlich (ab 17.10.2017)
Die Herrnhuter Brüdergemeine ist eine christliche Freikirche, welche seit dem 18. Jahrhundert in den europäischen Kolonien als Missionskirche auftritt. Neben der Verkündigung des Evangeliums wurde die Mission zunehmend Teil europäischer Kolonialpolitik: Ihre Missionsstationen galten als "Außenposten der Zivilisation" an den noch unerschlossenen Rändern europäischer Imperien, ihre Kontakte zu Indigenen, Sklaven und Maroons dienten immer mehr auch einer Sozialdisziplinierung subalterner Bevölkerungsgruppen. Missionare dienten als Chronisten der "Fremden", als Diplomaten oder Übersetzer, sie arbeiteten als Pflanzer ebenso wie als Kaufleute, Handwerker oder kleine Kolonialbeamte. Ihre Briefe, Tagebücher und Chroniken sind heute ein einzigartiges Zeugnis vielfältiger Kulturkontakte, gleichzeitig wurde hier oftmals eine "europäische Überlegenheit" inszeniert.
Neben der Missionstätigkeit baute die Herrnhuter Brüdergemeine ein globales Wirtschaftsnetzwerk auf, dass ihre Missionsposten in Nord- wie Südamerika, Grönland, Europa, Russland und Südafrika miteinander verband. Diese Kontakte dienten unter anderem den Aufbau eines "europäischen" Lebensstils in entlegenden Gegenden, so wurden etwa Käse und Bier, Kirchenglocken und Perücken, Puder und Schnupftabak, Medizin, Klaviere oder ganze Orgeln, Gewürze oder Trockenfleisch bis auf die karibischen Inseln oder tief in den tropischen Regenwald transportiert. Für viele Missionare stand deutsches Sauerkraut somit ebenso auf dem Speiseplan wie Schildkrötenfleisch.
Ziel dieses Seminars soll es sein, die Bedeutung von Alltagskonsum in den Kulturkontakten des frühneuzeitlichen Imperialismus herauszuarbeiten: Essen und Trinken, Rauchen und Kleiden können als Alltagshandlungen hochpolitisch sein, sie sind- je nachdem - Zeichen von Zugehörigkeit und Respekt wie auch von Abgrenzung und Machtverhältnissen.
Als Grundlage dienen dabei in erster Linie Dokumente aus Archiven in London, Herrnhut, Utrecht und Pennsylvania, die als Kopie oder Transkription vorliegen.
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4.02.035 - Die Wahrnehmung der "Anderen"
- Dr. phil. Jessica Cronshagen
Donnerstag: 10:00 - 12:00, wöchentlich (ab 19.10.2017)
Die Frühe Neuzeit war das Zeitalter der europäischen Expansion: Verschiedene Staaten bauten ein globales Imperium auf, welches von Siedlern aus ganz Europa kolonisiert wurde.
Zunehmend legitimierte sich das Projekt einer europäischen Aufteilung der Welt über die Einteilung der Menschheit in verschiedene Kategorien, die sich gegen Ende des 18. und zu Beginn des 19. Jahrhunderts anhand einer kolonialen "Farbenlehre" zu biologistischen "Rassen" verdichteten. Die angebliche Überlegenheit europäischer, "weißer" Menschen rechtfertigte die Unterdrückung indigener Bevölkerung ebenso wie den transatlantischen Sklavenhandel.
Die Kategorisierung der Menschen im neuzeitlichen Kolonialismus prägte die Wahrnehmung der "Anderen", denen bestimmte Äußerlichkeiten, Verhaltensweisen, Klänge und Gerüche zugeschrieben wurden - immer in Abgrenzung zu den Kolonialherren.
Heute stehen wir vor dem Problem, dass zumindest im Bezug der hier im Mittelpunkt stehenden süd- und nordamerikanischen Kolonien des 18. Jahrhunderts die überlieferten Dokumente fast ausschließlich aus den Händen der europäischen Kolonialherren stammen. Wie wir heute jene Dokumente dennoch nutzen können, soll im Mittelpunkt des Seminars stehen: Was verraten und Dokumente kolonialer Verwaltung, europäischer Siedler und Missionare oder europäischer Gelehrter über die Konstruktion jener Kategorien, die schließlich in einem verfestigten rassistischen Weltbild mündeten? Wie zentral waren jene Kategorien für koloniale Herrschaft oder für das europäische Selbstbild in der Epoche der Aufklärung?
Dieses Masterseminar ist ein forschungsbasiertes Seminar, dass sich der Wissenschaftskommunikation widmet: Welche Rolle spielt die Geschichtswissenschaft heute? Was können wir - angesichts aktueller Probleme und Diskussionen - leisten, können/sollen wir und einmischen?
Aus diesem Grund wird dieses Seminar auf der Anfang Januar 2017 stattfindenden hochschulöffentlichen "Woche des Forschenden Lernens" Zwischenergebnisse aus dem Seminar präsentieren. Formate der öffentlichen Wissenschaftskommunikation sollen im Seminar entwickelt werden.
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4.02.039 - Frühneuzeitliche See- und Weltkarten in Ausstellung und Forschung – ein praxisbezogenes Seminar
- Dr. Ruth Schilling
- Dr. Charlotte Colding Smith
Termine am Montag, 23.10.2017 10:00 - 12:00, Donnerstag, 26.10.2017 10:00 - 15:00, Montag, 06.11.2017 10:00 - 12:00, Dienstag, 07.11.2017, Mittwoch, 15.11.2017, Dienstag, 21.11.2017 10:00 - 15:00
Frühneuzeitliche See- und Weltkarten stellen ein eigenes Medium der Wahrnehmung zunehmender globaler Verflechtungen dar. Sie korrespondieren mit Reisebeschreibungen und repräsentierten Herrschaftsansprüche. Sie wurden aber auch zur See gebraucht oder um Handelsbeziehungen zu planen. Das Seminar möchte sich frühneuzeitlichen See- und Weltkarten in drei Perspektiven nähern: in einem ersten Schritt sollen die emblematischen, ikonologischen und kartographischen Bestandteile analysiert werden; in einem zweiten Teil möchten wir uns der Frage widmen, wie diese Quellen am besten digital erfasst werden können, um drittens den heuristischen Wert von Original und Digitalisat für Ausstellung und Forschung zu bewerten. Das Seminar weist somit einen hohen Praxisbezug auf. Es basiert auf der Grundlage des umfangreichen Kartenbestandes am Deutschen Schiffahrtsmuseum/ Leibniz-Institut für deutsche Schiffahrtsgeschichte (DSM), an dem daher auch mehrere Blocktermine stattfinden werden.
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