Mit dem Begriff Untergrund werden sehr unterschiedliche Konzepte und Vorstellungen, Phantasien und auch Utopien verknüpft – oft sind subkulturelle, aktivistische und überhaupt politische Positionen, Handlungen und Bewegungen gemeint. Auch in den Kunst-, Medien- und visuellen Kulturwissenschaft lassen sich mehrere Bedeutungsfelder ausmachen. Dazu zählen (1) Mal- oder Zeichengrund und die Frage nach der Materialität und Medialität von künstlerischen Arbeiten; (2) künstlerische Avantgarde-Bewegungen, zum Teil verstanden als künstlerisch-politische Underground-Bewegungen, die etablierte Institutionen ebenso wie eine kulturelle Hegemonie herausfordern und trotz oder gerade aufgrund ihrer subversiven Ausrichtung oft selbst zum Mainstream werden; (3) aktivistische Gruppen, die wie etwa Guerilla-Fernsehen oder Film-Kooperativen populäre Massenmedien subversiv nutzen, lokal agieren und gesellschaftspolitische Diskussionen anregen. Schließlich eröffnet Untergrund (4) ein Spektrum metaphorisch motivierter Perspektiven, wobei der Historizität, der soziokulturellen Kontextualisierung und der Frage nach dem Politischen eine besondere Bedeutung zukommt.
Die Ringvorlesung befragt strukturelle und konzeptionelle Bedingungen, Möglichkeiten und Wirksamkeiten von anderen Räumen, Gegenkulturen und ästhetisch-medialen Praktiken des Subkulturellen und Subversiven. Welche übersehenen, ausgeschlossenen oder geleugneten (Handlungs-)Räume erschließt eine Konzeption von Untergrund, die Irritation, Provokation und (Unter-)Brechung als produktive Kräfte in den Blick nimmt? Auch aus wissenschaftshistorischer Perspektive ist zu fragen, wann und warum bestimmte, vormals unterschlagene Gegenstände und Themen im disziplinären Diskurs zur Sprache gebracht oder in der Breite des Faches bearbeitet und sogar in einer größeren Öffentlichkeit diskutiert werden. Mit dem Vorschlag, in diesem Sinn über „Unter_Grund“ nachzudenken, wollen wir das kritische ebenso wie das utopische Potenzial dieser Denkfigur und langlebigen Metapher ausloten.
Die Ringvorlesung versammelt Beiträge von Mitarbeitenden des Instituts, die vom Einzelvortrag über Gesprächstandems bis hin zu partizipativen Formaten reichen. Sie bietet somit zugleich eine Vorstellung der wissenschaftlichen, kunstvermittelnden wie künstlerischen Aktivitäten am Institut, dessen 11-jähriges Bestehen als „Institut für Kunst und visuelle Kultur“ wir mit der Vorlesung feiern.
Alle Interessierten sind herzlich willkommen!
Innerhalb des BA-Studiengangs „Kunst und Medien“ ist die Ringvorlesung Teil des Moduls kum230 „Kunst- und Mediengeschichte II“.
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