Schiller zufolge ist der Mensch frei, weil er doppelt genötigt ist: sowohl durch die Gesetze der Natur als auch durch die Gesetze der Vernunft. Weil die Vernunft der menschlichen Gattung nur zukommen kann, wenn sie zugleich auf die menschlichen Individuen wirkt, „muß sie selbst erst zur Kraft werden, und zu ihrem Sachführer im Reich der Erscheinungen einen Trieb aufstellen; denn Triebe sind die einzigen bewegenden Kräfte in der empfindenden Welt.“ Dem Stofftrieb, der durch Naturgesetze nötigt und auf das Leben zielt, stellt Schiller daher einen Formtrieb gegenüber, der durch Vernunftgesetze nötigt und die Gestalt zu seinem allgemeinsten Gegenstand hat. Mit der wechselseitigen Einschränkung beider Triebe begründet er das menschliche „Vermögen der Wahl“. Zugleich müssen sie, so Schillers Argumentation, miteinander vermittelt sein, „weil die Veränderung ein Beharrliches und die begrenzte Realität eine unendliche erfordert.“ So ergibt sich der „Begriff einer solchen Wechsel-Wirkung zwischen beiden Trieben [...], wo die Wirksamkeit des einen die Wirksamkeit des andern zugleich begründet und begrenzt“ und das heißt für Schiller: die Idee der Menschheit. Die Vermittlung von Stofftrieb und Formtrieb wird ihm zufolge durch ein Drittes geleistet, nämlich durch den Spieltrieb, der darauf geht, „Werden mit absolutem Sein, Veränderung mit Identität zu vereinbaren.“
Der Spieltrieb zielt demnach auf nichts weniger ab als auf die Realisierung des höchsten Guts: der Einheit von Sittlichkeit und Glückseligkeit. Diese Versöhnung findet zunächst statt im „fröhlichen Reiche des Spiels und des Scheins“, das heißt, auf dem Gebiet der schönen Kunst. Zugleich soll damit aber der Boden bereitet werden für die politische Versöhnung – im „ästhetischen Staate“.
In einer Detail-Lektüre ausgewählter Passagen werden zunächst Schillers anthropologische Bestimmungen nachvollzogen und ihre Begründungen kritisch überprüft. Auf dieser Grundlage wird sich das Seminar Schillers Begriffen des Schönen und der schönen Kunst zuwenden, um abschließend zum Verhältnis von Politik und Kunst zu kommen.
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