Im Jahr 1911 publizierte Edmund Husserl – der Begründer einer der einflussreichsten philosophischen Strömungen des 20. Jahrhunderts, der sog. ‚Phänomenologie‘ – in der Zeitschrift „Logos“ einen Aufsatz über „Philosophie als strenge Wissenschaft“. Im Seminar wollen wir uns der genauen Lektüre dieses Textes widmen. Sie erlaubt zum Ersten, in die Denkart Husserls einzuleiten. Angesichts des Umstands, dass notorisch umstritten ist, was genau unter ‚Phänomenologie‘ zu verstehen sei, soll anhand des Aufsatzes zum Zweiten versucht werden, nachzuvollziehen, was Husserl selbst zu diesem Zeitpunkt darunter verstand. Zum Dritten ermöglicht jene Lektüre eine sowohl systematisch als auch (philosophie-)historisch fundierte Annäherung an die Begriffe ‚Philosophie‘ und ‚Wissenschaft‘ sowie deren Verhältnis zueinander. Philosophiehistorisch reiht Husserl sich mit seinem Bestreben, die Philosophie als Wissenschaft (neu) zu begründen, in eine lange Tradition ein. Sie umfasst in der Neuzeit etwa die Anstrengungen René Descartes, Baruch de Spinozas, Gottfried Wilhelm Leibniz‘, Immanuel Kants, Johann Gottlieb Fichtes oder Georg Wilhelm Friedrich Hegels. In systematischer Hinsicht setzt Husserl sich dabei insbesondere mit skeptischen und empiristischen Herausforderungen auseinander. Ungeachtet des zeitlichen Indexes, mit dem seine Polemiken versehen sind, rückt er damit Herausforderungen in den Fokus, die die abendländische Philosophie bis heute begleiten. Husserl zufolge kann die Philosophie sowohl einem v.a. ‚historizistischem‘ Skeptizismus als auch einem v.a. ‚naturalistischem‘ Empirismus allein dadurch wirksam entgegentreten, dass sie (i) ihre eigene (nicht naturwissenschaftliche) Methode entwickelt und sich (ii) ein geeignetes Fundament bestimmt. In „Philosophie als strenge Wissenschaft“ behauptet Husserl, die Phänomenologie sei in der Lage, diese Anforderungen zu erfüllen. Diese Behauptung gilt es kritisch zu prüfen.
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