Wer Dialethist ist, vertritt die philosophische und logische Position, dass es wahre Widersprüche gibt, das heißt, dass es möglich ist, dass einige Aussagen der Form "A und nicht A" nicht nur falsch, sondern auch wahr sind. Im Dialethismus gilt also das klassische Nichtwiderspruchsprinzip nicht uneingeschränkt. Was spricht aber dafür, eine - auf den ersten Blick - so seltsame Position zu vertreten?
In diesem Seminar wollen wir uns auf die Gründe konzentrieren, die nach Ansicht der Dialethisten für diese nicht-klassische Logik und Philosophie sprechen. Es scheint, dass sich wahre Widersprüche u.a. in den folgenden Bereichen finden lassen: in den semantischen Paradoxien (z.B. beim Lügner-Paradox, in dem wir ableiten können, dass der Lügnersatz "Dieser Satz ist nicht wahr" sowohl wahr als auch falsch ist), im Bereich der vagen Prädikate, in der philosophischen Christologie (Christus soll Mensch und Gott zugleich sein) und Religionsphilosophie (nach Nikolaus von Kues ist Gott die coincidentia oppositorum), im Bereich der metaphysischen Maximalbegriffe "Welt" und "Nichts" und vielleicht auch im Bereich der Emotionen (gegensätzliche gleichzeitige Gefühle wie "glückliches Unglücklichsein" oder auch "Hassliebe").
Literatur:
Zur Einführung:
Priest, Graham, Francesco Berto, and Zach Weber, "Dialetheism", The Stanford Encyclopedia of Philosophy (Summer 2023 Edition), Edward N. Zalta & Uri Nodelman (eds.), URL = <
https://plato.stanford.edu/archives/sum2023/entries/dialetheism/>.Weiterführende Literatur:
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Priest, Graham: „What’s so bad about contradictions?“, in: Graham Priest, JC Beall, Bradley Armour-Garb, Hrsg.: The Law of Non-Contradiction. New Philosophical Essays, Oxford 2004, 23-38.
Priest, Graham, Beall, JC und Armour-Garb, Bradley, Hrsg.: The Law of Non-Contradiction. New Philosophical Essays, Oxford 2004.
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